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0455 - Gangstertod durch süßes Gift

0455 - Gangstertod durch süßes Gift

Titel: 0455 - Gangstertod durch süßes Gift
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traten an die Couch. Roderick blickte uns an. »Wer war es?«, fragte er.
    »Wir werden es bald wissen«, sagte ich.
    Rodericks Blick wurde hart. »Ich werde es bald wissen«, sagte er leise. Es klang wie eine Drohung.
    ***
    Mel Tomplin stand am Fenster. Der war nervös. Die Zigarette, die zwischen seinen schmalen, fast blutleeren Lippen klebte, wanderte von einem Mundwinkel in den anderen. Durch die geschlossenen Gardinen starrte er hinab auf die Straße. Er atmete auf, als er sah, wie der grüne Dodge in die einzige noch vorhandene Parklücke glitt. Ein Mädchen stieg aus, groß und hellblond. Im Arm trug sie einen Einkaufsbeutel.
    Tomplin setzte sich. Er starrte zur Tür. Zwei Minuten später betrat das Mädchen das Zimmer. Sie stellte den Einkaufsbeutel auf dem Tisch ab. »Ich hab’s getan«, sagte sie.
    Er starrte sie an. »Was getan?«
    Das Mädchen setzte sich. Sie zitterte. Das Zittern währte nur wenige Sekunden. Dann gab sie sich einen Ruck. »Es war die einzige Möglichkeit.«
    »Wovon redest du überhaupt?«, fragte er und nahm die Zigarette aus dem Mund. »Ich habe auf dich gewartet. Vier Stunden lang. Verdammt noch mal, ich war in Sorge. Hast du die Kanone?«
    Das Mädchen zögerte. Dann griff sie in den Einkaufsbeutel. Sie nahm zwei Pakete Waschpulver heraus, zwei Dosen mit Fertiggerichten, und ein Paket Kleenextücher. Darunter lag die Pistole. »Hier hast du sie.«
    Er nahm die Waffe entgegen. Seine Züge entspannten sich, sie wirkten weniger nervös und verkrampft. »Die gute alte Bleischleuder«, sagte er. »Ich hatte nicht erwartet, dass sie noch da ist.« Er schnupperte daran. Sein Gesicht wurde auf einmal seltsam leer. Es sah geradezu dumm aus. Er starrte das Mädchen an. »Sie ist benutzt worden.«
    Das Mädchen erwiderte seinen Blick. »Ja, ich habe sie benutzt.«
    Er starte sie an. Fassungslos. »Dinah, Menschenskind«, sagte er heiser. »Was hast du getan?«
    »Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen.« In den Augen des Mädchens schimmerte es feucht. »Ich musste es tun. Um deinetwillen, Mel.«
    Er schluckte. »Ich verstehe kein Wort.«
    Sie sah ihn an. Um ihren Mund lag ein weicher und zugleich bitterer Zug. »Du bist immer mein kleiner Bruder gewesen. Seitdem Papa und Mama tot sind, fühle ich mich verpflichtet, auf dich achtzugeben.«
    »Niemand hat dich darum gebeten. Was ist geschehen? Was hast du gemacht?«
    Das Mädchen straffte sich. Sie blickte jetzt an Tomplin vorbei. Sie hatte ein hübsches Gesicht. Nur die Nase wirkte etwas störend. Sie war zu groß geraten. Dafür hatten die bernsteinfarbigen Augen die Schönheit seltener Steine. »Ich habe ihn erschossen.«
    Tomplin sprang auf. »Wen erschossen?«
    »Deinen Feind.«
    »Ich will den Namen wissen.«
    »Du hast nur einen Feind. Nein, zwei. Dich selbst… und James Roderick.«
    Er bewegte die Lippen, aber es wurde kein Laut hörbar. Dann setzte er sich wieder, schwer, abrupt, als würden ihm die Beine den Dienst versagen. Er starrte seine Schwester an. »Das ist nicht wahr«, murmelte er. »Es kann nicht wahr sein.«
    »Du hattest mich beauftragt, die Pistole aus dem Versteck zu holen«, sagte das Mädchen mit halblauter Stimme.
    »Als ich die Waffe zwischen meinen Fingern fühlte, wusste ich plötzlich, dass ich es tun musste. Wenn Roderick nicht sterben würde… das fühlte ich…, würde es ihm gelingen, dich zum Mörder zu machen. Du bist ihm nicht gewachsen. Er hatte immer einen schlechten Einfluss auf dich.«
    Tomplin atmete schwer. »Das alles ist erfunden. Von A bis Z erlogen. Du willst mich bluffen. Was versprichst du dir davon? Ich lasse mich nicht von James trennen. Wir haben schon als Jungen zusammengehalten. Weißt du überhaupt, was es bedeutet, zu einer Straßengang zu gehören? Dort lernt man zum ersten Mal, was Zusammenhalt heißt. Loyalität: das Einstehen für den anderen.«
    »Rede nicht solchen Unsinn«, sagte das Mädchen mit plötzlicher Schärfe. »Ihr habt dabei nur das Stehlen gelernt. Den Terror.«
    »Du bist ein Mädchen«, meinte er verächtlich. »Was verstehst du denn schon von solchen Dingen.«
    »Eines habe ich jedenfalls begriffen«, sagte sie hitzig. »Du warst auf dem besten Wege, ein ordentlicher Mensch zu werden. Du hattest einen guten Job. Du hast dir etwas ersparen können. Ich hatte gehofft, dass du bald heiraten und ein normaler Bürger werden würdest. Und was geschieht? Dir läuft dein alter Kumpel James Roderick über den Weg, und du beginnst sofort nach seiner Pfeife zu
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