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0455 - Der Lord und die Geister-Lady

0455 - Der Lord und die Geister-Lady

Titel: 0455 - Der Lord und die Geister-Lady
Autoren: Jason Dark
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vor seinen Augen aus. Er schaute auf eine Wand, vor der kein Möbelstück stand, aber eine Frau kniete, die ihm den Rücken zudrehte, die Arme halb erhoben und ausgestreckt hatte. Die rechte Hälfte ihres Körpers war normal, die linke skelettiert, und die gelblich-weißen Knochen schimmerten durch das Kleid. In der oberen Hälfte sahen sie aus, als wären sie mit Blutfarbe überpinselt worden. Es lag allein am bösen Strahlen der Dämonensonne, die übergroß auf die Wand gemalt worden war und in ihrem Zentrum wie ein tiefes Feuer leuchtete.
    Da wußte Suko, daß er genau richtig war.
    »Lady Danford?« fragte er.
    »Ja«, antwortete die Geister-Frau, ohne sich umzudrehen. »Komm herein, Fremder, und du wirst den Schrecken des Dämons Susanoo am eigenen Leibe verspüren…«
    ***
    Neben und auch hinter den hochgerissenen Armen sah ich sein Gesicht, daß kaum noch etwas Menschliches an sich hatte. Die wilde Mordlust stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Er führte den Schlag mit dem Schürhaken von oben nach unten und gleichzeitig auch seitlich, so daß es für mich schwer wurde, diesem knochenbrechenden Instrument auszuweichen.
    Ich bekam mit, wie es durch die Luft schnitt. Der Lord hatte all seine Kraft hinter den Hieb gelegt, und der Schürhaken beschrieb einen Halbkreis.
    Ich warf mich zur Seite, wurde zuerst nicht erwischt, doch als das schwere Instrument neben mir zu Boden schlug, prallte es ab und hämmerte von der Seite gegen meine rechte Wade und das Schienbein.
    Ich zuckte zusammen. Der Schmerz wühlte sich durch die Knochen. Lord Danford sah Land. Diesmal schlug er nicht. Er riß den Schürhaken hoch und stieß damit zu.
    So ganz konnte ich nicht mehr abdrehen. Er traf zum Glück nicht meinen Magen, nur die Hüfte, aber auch dieser Druck reichte aus, um mich zurücktaumeln zu lassen.
    An die Treppe dachte ich nicht mehr, stolperte über die erste Stufenkante, fing mich auch nicht mehr und landete rücklings auf der Treppe.
    Besser hätte es für den Lord gar nicht kommen können. Mit beiden Händen hielt er den Schürhaken fest, als er wieder weit ausholte und zusätzlich noch nach vorn sprang.
    Wenn er mich jetzt erwischte, konnte ich nichts mehr machen.
    Er drosch zu.
    Es war wie im Film. Als sich die verdammte Stange auf dem Weg nach unten befand, drehte ich mich zur rechten Seite hin weg. Den Luftzug bekam ich noch mit, dann hörte ich den dumpfen Knall und gleichzeitig auch das Splittern, als die Wucht des Treffers das Holz zweier Stufen einfach aufriß.
    Der Lord hatte damit gerechnet, mich töten zu können. Wie groß mußte seine Enttäuschung sein, es nicht geschafft zu haben? Zudem konnte er seinen Schwung nicht mehr stoppen und fiel neben mir auf die Treppe.
    Diesmal war ich schneller als er. Ich warf mich herum, schlug meine Hand in seinen Jackettkragen und riß ihn mit einem gewaltigen Ruck in die Höhe, während auch ich aufstand.
    Ich schleuderte ihn weg.
    Taumelnd und sich drehend torkelte er durch die Diele. Den Schürhaken hatte er losgelassen, er war waffenlos und mir unterlegen. Bevor sich der Lord versah, hatte ich ihn schon erreicht, nahm ihn in den Polizeigriff, zog die Beretta und preßte ihm die Mündung seitlich gegen die Stirn.
    Fast heulend atmete er. Möglicherweise aus Wut, vielleicht auch aus Haß, ich wußte es nicht.
    »Alles klar?« fragte ich ihn.
    Er würgte irgend etwas hervor, das ich nicht verstehen konnte.
    »Okay, Lord Danford. Jedes Spiel hat einmal ein Ende. Deines ist erreicht. Ich will wissen, was hier läuft. Wo hält sich die Lady versteckt?«
    »Geh zum Teufel!«
    Ich verstärkte den Druck der Mündung, so daß sich auf der dünnen Haut ein dunklerer Ring abzeichnete. »Wo ist sie hin?«
    »Im Haus.«
    »Das ist groß.«
    »Sie… sie ist in ihrem Trakt. Sie betet dort!«
    Ich lachte schrill. »Was tut sie?«
    »Ja, sie betet.« Von der Stirn des Mannes fielen Schweißtropfen.
    »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber es stimmt wirklich. Sie betet. Das hat sie immer getan, nachdem sie aus dem Grab gestiegen ist.«
    »Und zu wem betet sie?«
    »Es ist die Dämonensonne. Sie gehört zu ihren Dienern, die die Sonne anbeten.«
    Ich konnte es nicht fassen. »Was geschieht dabei? Sie muß doch einen Grund haben.«
    »Susanoo soll kommen.«
    »Okay, Lord. Sollten Sie gelogen haben, komme ich zurück. Dann wird es härter.«
    »Nein, nein. Stoppen Sie diese Bestie. Tun Sie mir den Gefallen. Ich bin nicht mehr mit ihr fertig geworden. Ich habe sie erschlagen wollen,
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