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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich
Autoren: Jason Dark
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sicherlich nicht alle Templer erwischt. Einige mußten sich noch versteckt halten, dessen war ich mir sicher. Vielleicht wußte auch Giselle Bescheid.
    Ich ging zu ihr.
    Sie hatte ihren Korb fast leer. Als ich neben ihr stehenblieb, holte sie soeben eine zerfetzte Hose hervor, deren Beine sie um ihre Handgelenke drehte, bevor sie das Kleidungsstück ins Feuer schleuderte. Selbst das tanzende Licht konnte den ekeligen Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht übertünchen.
    Giselle erschrak zutiefst, als sie mich anblickte. »Ihr seid noch hier, Sire?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Geht, bitte. Das ist nicht Euer Platz.«
    »Ich weiß es. Nur möchte ich mehr wissen. Ich bin gekommen, um mit den Templern zu sprechen. Sie sind meine Freunde, verstehst du das? Ich will mit ihnen reden.«
    Das Gesicht der Frau wurde starr. »Tot«, sagte sie. »Alle sind tot.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Doch, sie sind tot…«
    Ich hatte das Gefühl, mit einer Puppe zu sprechen. So abweisend hatte sie sonst nicht reagiert. Das mußte einen Grund haben. Sehr vorsichtig schaute ich mich um. Von mir unbemerkt, hatten sich die anderen Frauen um uns versammelt und ihre Arbeit liegenlassen. Man starrte mich nicht gerade freundlich an. In den Augen der Frauen las ich den Haß.
    Was hatte ich falsch gemacht?
    Giselle sagte nur ein Wort. »Geh!«
    Okay, sie wußte, wohin. Ich aber nicht. Ich brauchte eine Spur oder jemand, der mich zu einem Ziel führte.
    Eine andere Person trat vor. »Ihr seid ein Freund der Templer, nicht wahr? Ich habe es gehört. Ja, ich habe es gehört!« Sie riß die Arme hoch und sprang heftig zurück, so daß ich das Gefühl hatte, als würde sie in die Flammen hineinspringen. »Ein Freund der Templer!« brüllte sie plötzlich los, so daß ihre Stimme selbst das Knistern und Prasseln der Flammen übertönte. »Er ist ein Freund der Templer. Er ist es. Ja, kommt her. Ich habe einen gefunden.«
    An wen die Worte gerichtet waren, wußte ich nicht. Aber ich rechnete damit, daß der König auch Soldaten auf der Insel hielt und diese innerhalb weniger Minuten Bescheid wissen würden.
    Nicht innerhalb weniger Minuten.
    Sekunden nur dauerte es.
    Ich hörte das harte Schlagen der Hufe auf dem Pflaster, sah sich bewegenden Fackelschein und vernahm einen herrisch geschrienen Befehl. »Im Namen des Königs! Bleibt stehen!«
    ***
    Giselle schaute mich an, ich blickte ihr ins Gesicht. Uns beiden war klar, daß mir der Befehl- galt.
    Wie viele Reiter es waren, wußte ich nicht, wahrscheinlich zu viele, deshalb blieb mir nur die Chance zur Flucht. Aber zurück konnte ich nicht, da hätten sie mir den Weg abgeschnitten. Der beste Weg war der ins Wasser.
    Giselle hielt mich nicht auf. Ihre Leidensgenossinnen schienen sich hervortun zu wollen. Sie feuerten die Soldaten an, und die erste Schreierin wollte es besonders gut machen. Sie sprang vor und griff mich an.
    Wie eine Hexe kam sie mir vor, als sie ihre Arme ausstreckte und die Finger krümmte. Das Gesicht war verzogen, ihr Mund stand offen, die Zunge schaute hervor.
    Ich ließ sie auflaufen. Nicht in meine Faust, sie prallte gegen meine flache Hand, die ich ausgestreckt hatte. Diese Kollision reichte aus, um sie zur Seite zu schleudern. Mein zusätzlicher Hebeltritt sorgte dafür, daß sie zu Boden fiel.
    »Renn weg!«
    Giselle hätte diesen Satz nicht zu rufen brauchen, ich wußte auch so, was ich zu tun hatte. Aber ich lief den Soldaten nicht entgegen, sondern nahm den Weg zum Ufer.
    Es waren ein paar Schritte. Links am Scheiterhaufen rannte ich vorbei, während sich hinter mir das Schreien noch mehr verstärkte. Auch die Frauen ließen nicht locker. Sie schleuderten Holzstücke hinter mir her. Einige Kolben flogen an mir vorbei und klatschten in das Wasser, das an dieser Stelle doch flach war. Wahrscheinlich befand sich eine Sandbank im Fluß.
    Als das Wasser schon meine Beine umspülte, erwischte mich ein Holzstück. Ich hatte das Gefühl, einen Tritt in den Allerwertesten zu bekommen.
    Schwierigkeiten bereitete mir der Untergrund. Er war einfach zu weich.
    Bei den Wellen hatte ich das Gefühl, als wollten sie mich wegschwemmen. Trotz der wenigen Zeit warf ich einen Blick zurück.
    Die Reiter hatten schon das Feuer erreicht. Es zauberte auf ihre Rüstungen einen goldroten Schein.
    Die Weiber kreischten, die Soldaten trieben ihre Tiere an, es waren zwei, die es besonders eilig hatten und mich erreichen würden, bevor ich ins tiefere Wasser gelangte.
    Als der erste sein Schwert schwang,
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