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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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er sich vor. »Bill Stone jr.«
    »Junior? Wieso?«
    Er stutzte.
    »Kennen Sie denn Bill Stone nicht? Den berühmten Klarinettisten? Das war mein Vater!«
    »Aha. Doch. Ich glaube, ich habe den Namen schon gehört«, log ich, um ihn bei Laune zu halten. »Aber ich habe natürlich nicht gleich mit Berühmtheiten gerechnet. Herzlichen Glückwunsch zu einem so bedeutenden Vater, Mr. Stone. Wenn Sie jetzt —«
    »Ich mache die Zeichnung sofort, Sir«, sagte er eifrig.
    »Nur noch eine Frage: In welcher Richtung bewegte sich der Vorhang?«
    »Wenn man von unten auf die Bühne heraufblickt, dann war es von links nach rechts.«
    »Danke. Sahen Sie die Bewegung auch rückwärts? Wenn jemand hier hinter dem Vorhang auf die andere Seite der Bühne ging, wird er doch vielleicht auch wieder zurückgekehrt sein?«
    »Nein, Sir, tut mir leid, davon habe ich nichts gesehen. Aber vielleicht ging der Mann zurück, während wir alle von dem Tod des Mädchens abgelenkt waren?«
    Ich nickte.
    »Ja, das ist natürlich möglich. Vielen Dank, Mr. Stone.«
    Er kehrte zu seinen Kollegen zurück, während ich hinter dem Vorhang blieb und mich gründlich umsah. Immer vom Publikum her gesehen, gab es auf der linken Seite zwei tiefer gelegene Garderoben, die durch je eine Tür mit der Bühne und dem Saal in Verbindung standen. Ich probierte alle Türen, und sie ließen sich alle öffnen. Auf der rechten Bühnenseite gab es nichts weiter als den kleinen Kommandostand für die Beleuchtungsanlage. Ein Stuhl stand herum, und vor ihm lagen zwei ausgetretene Zigaretten. Ich bückte mich und legte den Zeigefinger an die schwarzen Brandstellen. Eine war noch warm.
    Ich bückte mich tiefer, bis ich den hellbraunen Kreis mit der Inschrift LUCKY STRIKE erkennen konnte. Im selben Augenblick gab es hinter mir ein leises Rascheln. Ich fuhr in die Höhe und warf mich herum.
    Sie wollte gerade hinter die Wölbung des Vorhangs verschwinden. Mit zwei Sprüngen hatte ich sie eingeholt, packte sie am Arm und zog sie herum.
    Sie hatte naturblondes langes Haar und die schönsten blauen Augen, die ich je zu Gesicht bekam. In ihrem roten Abendkleid mit dem V-förmigen Ausschnitt sah sie schöner aus als ganz Hollywood zusammen. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, die zarten Nasenflügel vibrierten und eine glutende Röte schoß in ihr ovales bildhübsches Jungmädchengesicht.
    »Sie tun mir weh«, sagte sie gedehnt.
    Ich ließ sie los.
    »Entschuldigen Sie. Was wollten Sie hier?«
    Sie wich meinem Blick nicht aus. Aber sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie antwortete. Und noch bevor sie den hübschen kleinen Mund aufmachte, wußte ich, daß sie lügen würde. Ich sah es in ihren Augen.
    »Ich habe Mr. Musseis gesucht. Er ist verschwunden.«
    »Der gute Musseis! Einfach verschwunden! Und Sie wollen ausreißen, nur weil Sie Mr. Musseis nicht gefunden haben?«
    »Ich war erschrocken, als ich Sie dort knien sah.«
    »Natürlich. Ich glaube, wir sind einander noch nicht vorgestellt worden. Wollen wir es nachholen. Ich heiße Jerry Cotton.«
    In ihren strahlend blauen Augen blitzten Lichtpftnktchen.
    »Und ich bin Scarlett O'Hara«, sagte sie schnippisch und lief davon.
    Ich starrte ihr mit gerunzelter Stirn nach. Scarlett O’Hara? Ich hätte schwören können, daß ich diesen Namen schon gehört hatte, denn er war in meinem Gedächtnis. Aber woher? Woher kannte ich Scarlett O’Hara?
    ***
    Detective Lieutenant Sam Ambers leitete die Mordkommission. Er war knapp fünfzig Jahre alt, reichlich sechs Fuß groß, flink und wendig wie ein Wiesel. Sein Gewicht schätzte ich auf ungefähr zweihundertvierzig Pfund, und wenn er auf einen zuwalzte, wurde man unwillkürlich an einen Panzer erinnert.
    Im letzten Heft von »SPRING 3100«, der Polizisten-Zeitschrift von New York, hatte ein Artikel über Ambers gestanden anläßlich seines fünfhundertsten Mordfalles. Ich kannte ihn von zahllosen dienstlichen Gelegenheiten her und war froh, daß er in dieser Nacht Dienst hatte. Mit Ambers zusammenarbeiten zu können, hieß einen Fall schon zur Hälfte geklärt zu haben. Als er seinen mächtigen Körper aus der schwarzen Limousine schob, die vor dem großen Einsatzwagen der Mordkommission fuhr, während dahinter noch vier andere Limousinen mit einem Stab von Detektiven kamen, ging ich ihm entgegen.
    »Hallo, Ambers! Sie werden es nicht leicht haben.« Ich erzählte ihm in Stichworten, was geschehen war.
    Ambers stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Ewiges Texas! Warum haben Sie nicht
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