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0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

Titel: 0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue
Autoren: Jason Dark
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dem Karen verschwunden war.
    Einige Zweige federten noch nach, als ich mein erstes Ziel erreicht hatte. Ich brach durch das Buschwerk wie ein wildes Raubtier und sah nicht einmal weit entfernt einen Teil der alten Friedhofsmauer.
    Das braungraue Gestein schimmerte durch die Lücken der wilden Bepflanzung.
    Karen lief parallel zur Mauer, Sie sah sich nicht um, zuckte aber zusammen, als sie ihren Namen hörte.
    Ich hatte sie angerufen.
    Leider blieb sie nicht stehen, so daß ich wieder hinterher mußte.
    Nun schnitt ich ihr den Weg ab. Wie ein Torwart beim Alleingang des Gegners verkürzte ich den Winkel zu ihr, sah, daß sie den Kopf nach links drehte und mich erkannte.
    Sie schrie wütend auf, achtete nicht darauf, wohin sie lief, stolperte über ein verdecktes, im Boden festsitzendes Hindernis und stürzte.
    Als sie sich erheben wollte, stand ich neben ihr, packte den linken Arm und riß sie hoch.
    Karen begann zu schreien. Sie warf den Kopf von einer Seite zur anderen. Da ich dicht neben ihr stand, peitschte ihr langes Haar gegen mein Gesicht. Sie trat und schlug, erwischte mich am Hals, bis ich es leid wurde und sie in den Polizeigriff nahm.
    Stöhnend ging sie in die Knie.
    »Reicht es?« fragte ich.
    Karen benahm sich noch immer wie eine Wildkatze und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Mehr konnte sie nicht tun. Bewegte sie sich zu hastig, fügte sie sich selbst Schmerzen zu.
    Ich ging mit ihr zurück und behielt den Polizeigriff bei. Er war noch immer die wirksamste Methode.
    Auf dem Weg beschimpfte sie mich. »Ihr werdet getötet. Die Nonne wird euch vernichten, das schwöre ich. Ihr könnt euch nicht gegen sie wehren. Sie ist stärker, viel stärker. Wartet es nur ab.«
    »Weshalb hat sie getötet?«
    »Alle, die sie gesehen hatten, mußten sterben.«
    »Und du gehörst zu ihr?«
    »Ja!«
    »Wieso?«
    »Ich stamme aus ihrer Linie. Das Schicksal hat sich erfüllt. Sie und ich sind eine Person. Generationen erst mußten vergehen, aber jetzt kann uns niemand mehr aufhalten. Sie ist meine Urahnin. Ich gehöre einfach zu ihr und zu keinem anderen.«
    Mehr wollte sie nicht sagen, dafür spie sie einige Male kräftig aus, aber das störte mich nicht.
    Wir erreichten den Platz vor der Kapelle, wo Father Ignatius wartete und sein Holzkreuz in der rechten Hand hielt. Das Mädchen schaute weg.
    »Da hast du sie ja.«
    »Ja, und es war auch schwierig genug!«
    »Beide!« tobte Karen los. »Beide werdet ihr zur Hölle fahren, verdammt! Der Teufel läßt sich nicht übers Ohr hauen. Habt ihr verstanden, ihr Hundesöhne?«
    »Alles klar.« Ich hatte mit einer Hand die Handschellen hervorgeholt. Bevor das Mädchen sich versah, hatten sich die beiden Ringe bereits um ihre Gelenke gelegt.
    Als ich Karen losließ, taumelte sie einige Schritte zur Seite und blieb dann erst stehen, um uns haßerfüllt anzustarren. »Ihr schafft es nicht!« keuchte sie. »Nicht gegen Bethsame!« Während ihrer Worte hatte sie den Kopf nickend vorbewegt.
    Schweißtropfen fielen von ihrem nassen Gesicht.
    Ich hob die Schultern. »Dich haben wir schon, und die Nonne kriegen wir auch.«
    Karen lachte nur.
    Ich wandte mich an den Pater. »Weißt du, wo sie steckt?«
    »Nein, ich habe sie nicht gesehen. Es kommt mir vor, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.«
    »Was sich vielleicht ändern wird.« Ich deutete auf das gefesselte Mädchen. »Karen und die Nonne hängen zusammen. Sie sind gewissermaßen miteinander verwandt. Karen hat die Nonne als ihre Ahnherrin bezeichnet. Mal sehen, wie stark die verwandtschaftlichen Beziehungen noch sind.«
    Der Mönch war überrascht. »Das wußte ich allerdings nicht.«
    »Kann ich mir denken.«
    Es war mittlerweile noch dunkler geworden. Über den fernen Bergen kroch bereits die Dämmerung heran, und manche dicke Wolke hatte schwefelgelbe Ränder bekommen.
    Das roch nach einem Gewitter, und ich mußte an die alte Komturei der Templer denken. Da war das Finale ebenfalls durch ein mächtiges Gewitter eingeläutet worden.
    Karen tat nichts. Sie stand vor uns und sah irgendwie desinteressiert aus. Ihr Blick war verdreht. Das Gesicht zeigte einen Ausdruck, als würde sie in sich hineinhorchen.
    Das war auch Ignatius aufgefallen. »John, mit ihr stimmt doch einiges nicht.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Willst du nicht dein Kreuz nehmen?«
    »Nein, noch nicht. Möglicherweise mache ich dadurch mehr kaputt, als uns lieb sein kann.«
    Der Pater hob die Schultern. Er strich über sein Gesicht, in das sich scharfe Falten
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