Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

Titel: 0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Zimmer des einen Mannes gegangen. Unsere Gesichter haben zuviel Ähnlichkeit.«
    Das hatte Karen schon einmal von der Nonne gehört. Damals hatte sie sich nicht getraut, nach dem Grund zu fragen. Jetzt tat sie es, und sie erhielt auch eine Antwort.
    »Das Schicksal hat viele Linien, und es geht verschlungene Pfade. Der Teufel und ich buhlten. Zwar entstand kein Kind aus unserer Verbindung, aber ich hatte zahlreiche Geliebte, und ich habe Kinder geboren. Nicht alle überlebten, einige aber blieben. Sie heirateten wieder, bekamen ebenfalls Kinder, die auch heirateten. So entstanden Generationen, in denen mein Erbe blieb. Irgendwann einmal wird es jemand geben, in dem ich wiedergeboren werde. So hatte es mir der Teufel versprochen. Und das ist nun eingetreten. Du bist da, und du siehst fast so aus wie ich zu Lebzeiten. Das sollte dich stolz machen, und für mich hat sich das Versprechen des Teufels erfüllt. Ich bin wieder da, durch dich, und wer sich uns in den Weg stellt, wird vernichtet. Wie die Zeugen, die mich gesehen haben. Diese folgende Nacht ist entscheidend, aber gemeinsam werden wir stark genug sein, um auch die letzten Gegner auszuschalten. Ich gebe dir Mut!«
    Karen Cullogh hatte die Worte sehr genau verstanden. Jetzt endlich fühlte sie sich besser. Ihr Schicksal war aufgeklärt worden, und sie sah nicht ein, daß sie sich dagegen anstemmen sollte.
    »Was kann ich tun?« flüsterte sie.
    »Nichts, vorerst. Ich gebe dir die Befehle. Ich werde immer in deiner Nähe sein. Du wirst von mir hören, kleine Karen. Aber erst wirst du mich sehen.«
    Das Mädchen blieb stehen. Wer sie jetzt gefunden hätte, wäre über sie verwundert gewesen, denn sie glich einer Person, die völlig wehrlos war.
    Noch immer preßte sie sich gegen die Mauer. Sie spürte die Kälte in ihrem Innern, die aus den Knochen hochzog und sich an einer bestimmten Stelle in ihrer Brust konzentrierte.
    Auch wenn sie es gewollt hätte, es wäre ihr nicht möglich gewesen, den Mund zu schließen.
    Weit ließ sie ihn offen.
    Zwischen den Lippen drang das andere hervor. Ein weißes Gemisch, wie Gaze oder hauchdünne Watte aussehend, die man in lange Streifen gezogen hatte.
    Der Geist der Nonne – Parapsychologen bezeichneten dies als Ektoplasma – strömte aus dem weit aufgerissenen Mund des Mädchens, drehte sich vor ihrer Gestalt, wurde dem Gruftboden entgegengedrückt und nahm menschliche Umrisse an.
    Die Nonne entstand!
    Sie sah aus wie ein Mensch. Nichts fehlte, das Gesicht war ebenso vorhanden wie jeder Körperteil. Arme, Beine, der Kopf, die Hände – alles war da. Sogar die weiße Kleidung, die, ebenso wie die Haut, feinstofflich und durchsichtig wirkte.
    Eines jedoch unterschied die Nonne von einem Menschen.
    Die glühende Teufelshand mit den langen Fingern, deren Nägel leicht nach innen gebogen waren.
    Noch einen letzten Druck verspürte Karen, dann war alles vorbei.
    Die Nonne hatte sich als feinstoffliches Wesen vor ihr materialisiert.
    Ihre Blicke begegneten sich.
    Es war wie immer. Karen konnte die Ähnlichkeit zwischen ihr und der Nonne einfach nicht fassen. Das waren fast die gleichen Gesichtszüge, auch wenn sie bei Bethsame durchscheinend wirkten.
    Allmählich beruhigte sich Karen. Die Schwäche verschwand nicht nur aus ihren Beinen, auch die Arme waren nicht mehr so schwer.
    Der Druck hatte nachgelassen.
    Sie fühlte sich wieder als Mensch.
    Mit einer fahrig wirkenden Bewegung wischte sie den Schweiß von ihrer Stirn. Ihr Gesicht, vor Sekunden noch verzerrt, nahm wieder die normalen Züge an.
    Die Nonne lächelte kalt. »Ich bin da, ich werde dich beschützen. Du wirst die beiden letzten Zeugen herlocken, damit sie auf diesem Friedhof ihr Grab finden.« Bethsame hob die Hand. »Damit werde ich sie zeichnen. Sie sollen mit dem Abdruck des Teufels sterben, und jeder soll wissen, daß ich die Herrscherin in diesem Gebiet bin!«
    Karen Cullogh nickte. Sie holte ein paarmal tief Luft, bevor sie fragte: »Wie soll ich denn vorgehen?«
    »Wenn sie kommen, wirst du dich ihnen zeigen. Du wirst sie locken und ihnen eine Falle stellen. Sie müssen erschöpft sein, wenn sie mir gegenübertreten. Nimm dir Waffen.«
    »Welche?«
    »Du mußt die an dich nehmen, mit denen sich auch die Menschen ausrüsten.«
    Karen Cullogh nickte. »Ja, ich habe verstanden und werde tun, was du verlangst.«
    »Dann kann nichts mehr passieren«, antwortete die Gestalt mit ihrer Fistelstimme…
    ***
    Die Schwüle hatte sich noch mehr verdichtet. Der Sonnenball,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher