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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte
Autoren: Edgar Wallace
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belegt, und er ließ sich mindestens zwölf verschiedene Anzüge im Jahr machen. Als er Lémans Eigenheiten kennenlernte, ärgerte er sich zuerst darüber, dann lachte er, und schließlich wurde er nachdenklich.
    John verbrauchte alles Geld, das er verdiente, bis zum letzten Dollar, und immer hatte er etwas davon gehabt. Jedenfalls machte er sich das Leben so bequem und angenehm wie möglich. In letzter Zeit war der Ertrag seiner Fabrik geringer geworden; infolgedessen hatte er seinen Chauffeur entlassen und auch die beiden Rennpferde verkaufen müssen, die er in New Market trainieren ließ. Damit waren auch seine Aussichten und Hoffnungen auf einen großen Rennsieg und dementsprechende Gewinne gesunken.
    Und nun saß er vor dem Kaminfeuer in seinem kleinen Hotelzimmer am Tavistock Square, baute Luftschlösser und träumte von besseren Zeiten.
    Währenddessen suchten viele Polizisten im Regen das Gehölz südlich von Whitecross Hill ab. Ab und zu blieben sie stehen und fluchten nicht wenig auf Margaret.
    »Ich gehe die höchste Wette ein, daß sie irgendeinen Bekannten hatte, der sie hier abholte«, sagte ein dicker Sergeant und entkorkte seine Whiskyflasche. Er hatte sich unter denselben großen Baum gestellt, unter dem Margaret von John Sands gefunden wurde. »Hübsch war das Frauenzimmer - nach allem, was man gehört hat. Aber daß man ausgerechnet bei einem solchen Schweinewetter nach ihr suchen soll, ist doch wirklich gemein! Na, wir wollen uns einmal stärken.«
    Der Beamte neben ihm nahm die Flasche und tat auch einen Zug. »Wenn ihr irgendein Mann zur Flucht verholfen hat, dann hoffe ich nur, daß sie ihn genauso behandelt wie ihren früheren!«

4
    Margaret Maliko stützte sich auf den Ellbogen und sah blinzelnd in den hellen Sonnenschein, der zum Fenster hereinströmte. Zuerst schaute sie bestürzt um sich, aber dann erinnerte sie sich an die Ereignisse des vergangenen Abends.
    Sie sprang aus dem Bett, ging im Zimmer umher und bewunderte die prächtige Einrichtung. Mr. Sands hatte wirklich eine ausgesprochene Vorliebe für Luxus und Wohlleben.
    Bürsten und Kämme waren aus echtem Schildpatt und Silber; die venezianischen Glasvasen und die prachtvollen Radierungen zeugten von geschmackvoller Auswahl. In der Fensternische stand ein zierlicher Empireschreibtisch. Schließlich trat sie in die Mitte des Zimmers und freute sich an dem harmonischen und luxuriösen Gesamteindruck. In einem solchen Hause ließ es sich leben!
    Vorsichtig öffnete sie dann die Tür und hörte, daß unten jemand den Staubsauger in Tätigkeit setzte. Auf Zehenspitzen schlich sie zum Treppengeländer und spähte nach unten, wo sie eine ältere Frau bei der Arbeit sah.
    »Ist Mr. Sands schon zurückgekommen?« fragte sie.
    Die Frau schaute nach oben.
    »Ja, er war vor ungefähr einer halben Stunde hier«, rief sie hinauf, »Haben Sie mir alles aufgeschrieben, was ich besorgen soll? Mr. Sands hat auch die Zeitungen für Sie hiergelassen. Er sagte, Sie würden sie gern lesen.«
    Margaret zögerte.
    »Bringen Sie die Zeitungen herauf und legen Sie sie auf mein Bett. Ich bade inzwischen. Können Sie mir auch den Kaffee bringen?«
    »Ich habe das Frühstück schon fertig. Ihr Bruder sagte, ich sollte Sie nicht wecken, bis Sie mich selbst riefen.«
    Als Margaret in ihr Zimmer zurückkam, fand sie einen Stoß Tageszeitungen. John Sands hatte darin mit Blaustift Annoncen angestrichen, in denen Damengarderobe angeboten wurde.
    Sie war erstaunt, daß er sich soviel Mühe mit ihr machte.
    Dann nahm sie Papier und Bleistift und setzte eine Liste all der Dinge auf, die sie brauchte. Aber plötzlich kam ihr der beunruhigende Gedanke, daß sie kein Geld hatte. Wieder ging sie nach draußen und bemerkte, daß sich die Frau bereits zum Ausgehen angekleidet hatte.
    »Hat Mr. Sands denn nicht noch etwas für mich zurückgelassen? Vielleicht einen Brief?«
    »Ach ja, den habe ich ganz vergessen.«
    Die Frau kam mit einem Briefumschlag die Treppe herauf und reichte ihn Margaret durch die Türspalte. Sie öffnete ihn und fand darin zehn Banknoten zu je zehn Pfund. Das war reichlich, soviel brauchte sie gar nicht.
    »Hier ist die Liste. Nehmen Sie bitte einen Wagen.«
    Margaret war sehr vorsichtig und zeigte sich nicht in ihrem Kostüm, denn die Aufwartefrau würde natürlich alle Schlafröcke und Pyjamas ihres Herrn kennen, und schließlich durfte die Gutgläubigkeit der alten Frau nicht zu sehr auf die Probe gestellt werden.
    Sie kehrte zu ihrem Bett zurück
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