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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide
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den Menschen, die bis zuletzt alles abstreiten. Wahrscheinlich werden Sie sogar noch beim Anblick des Elektrischen Stuhls behaupten, völlig unschuldig zu sein. Dummerweise gibt es Indizien, sehr schwerwiegende Indizien, die gegen Sie sprechen.«
    »Indizien, welche Indizien?«
    »Ihr Wagen«, sagte ich mit sanfter Stimme, »ist mit Goodyear-Reifen einer bestimmten Profilsorte ausgerüstet. Wir fanden Abdrücke dieser Reifenprofile vor dem Eingang der verlassenen Fabrik, wo der Tote lag.«
    »Das beweist nichts!« meinte sie. Ihr Atem ging jetzt etwas rascher. »Von diesem Profil gibt es sicherlich mehr als eine Million Reifen.«
    »Nicht in allen Rillen wird sich der gleiche Schmutz festgesetzt haben — der Schmutz, der auf dem Vorplatz der verlassenen Fabrikhalle lag.«
    »Das ist doch Unsinn!«
    »Es ist nur ein Punkt«, gab ich zu. »Sie werden sich denken können, daß ich vorhin nur einen Vorwand suchte, um nach draußen zu gehen. Feuerzeug und Zigaretten befinden sich in Wahrheit in meiner Hosentasche. Ich wollte mir den Wagen ansehen. Nicht nur die Reifenprofile. Bei dem Versuch, einen Blick in den Kofferraum zu werfen, mußte ich feststellen, daß er abgeschlossen ist.«
    »Na und? Das ist doch ganz natürlich! Glauben Sie, ich hätte Lust, mir das Reserverad stehlen zu lassen? Das ist mir schon einmal passiert.«
    Ich lächelte. »Der Wagen war unverschlossen. Es ist ein bißchen unlogisch, die Wagentüren offenzulassen und gleichzeitig die Kofferraumklappe unter Verschluß zu halten, stimmt’s?«
    Sie zuckte ärgerlich die Schultern. »Vielleicht ist’s tatsächlich unlogisch«, gab sie zu. »Ich bin eine Frau. Wollen Sie mir vorwerfen, daß ich mich wie eine Frau benehme?«
    »O nein. Ich möchte nur annehmen, daß Sie Gründe haben, den Kofferraum gegen fremde Blicke abzusichern. Ich wette, Sie haben das Geld und das Gepäck darin. Als ich Sie beim Weggehen überraschte, war es keineswegs nur Ihre Absicht, zum Abendessen zu fahren. Sie wollten türmen.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Der Vorwurf läßt sich leicht entkräften«, sagte ich. »Kommen Sie mit nach draußen und lassen Sie mich einen Blick in den Kofferraum werfen.«
    »Ich frage mich noch immer, inwieweit ich diesen Nonsens ernstnehmen soll!«
    Der Ober stellte mir ein Bier auf den Tisch. Für Miß Gwynn brachte er einen Orangensaft. »Das Essen kommt in fünf Minuten«, informierte er uns.
    »Mir ist der Appetit vergangen!« sagte das Mädchen. Zwischen ihren Augen steilte sich eine tiefe Falte. »Bringen Sie mir die Rechnung, bitte.«
    Der Ober sah konsterniert aus. »Aber…«
    »Selbstverständlich bezahle ich das Essen mit!« sagte sie ungeduldig.
    »Und Sie, mein Herr?«
    »Ich zahle auch.« Er eilte davon. Ich nahm einen Schluck aus dem Glas. »Kein harmonischer Abend, was?« fragte ich. »So ist das nun mal nach einem Mord. Da ist jede Harmonie futsch. Unwiederbringlich verloren.«
    »Ich bin keine Mörderin!«
    »Sondern?«
    »Das unschuldige Opfer absurder Vorwürfe und Anklagen! Sie werden sich bei mir entschuldigen müssen, Mr. Cotton, aber ich bin noch sehr im Zweifel, ob ich diese Entschuldigung annehmen werde. Sie haben mich zu tief verletzt!«
    Der Ober kam zurück. Er legte die Rechnungen vor uns hin. Der abrupte Aufbruch schien ihn davon überzeugt zu haben, daß es am sinnvollsten sei, die Rechnungen getrennt auszufertigen. Wir zahlten. Er bedankte sich und ging davon.
    Miß Gwynn blickte mich an. Ihr schien zu dämmern, daß der Augenblick der Entscheidung immer näher rückte. »Ich weigere mich, Sie zu begleiten!« sagte sie. »Sie können mich nicht zwingen, mit Ihnen zu kommen!«
    »O doch«, sagte ich lächelnd. »Natürlich kann ich Sie nicht mit Gewalt hier wegholen. Aber ich kann dafür sorgen, daß das ein paar Beamte erledigen.«
    »Was versprechen Sie sich davon?«
    »Die Klärung eines Mordfalles, der schon nicht mehr so verworren ist, wie er sich einmal darstellte.«
    »Ich habe nichts damit zu tun! Ich kannte Hank. Ich wußte nicht, daß er ein Mörder ist. Ich war nicht einmal über den Inhalt des Paketes informiert!«
    Ich stand auf. »Gehen wir?«
    Sie zögerte, dann erhob sie sich. Als wir hinausgingen, merkte ich, wie der Ober sich kichernd mit dem Wirt unterhielt. »Also gut, ich komme mit«, sagte Miß Gwynn überraschend, als wir den Corvair erreicht hatten. »Es wird am besten sein, die verrückten Anschuldigungen in Ihrem Büro aus dem Wege zu räumen.«
    »Wollen wir nicht erst einen Blick in
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