Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
auch auf Be- und Entlüftung der Räume geachtet haben. So oft Zamorra den Keller betrat, war die Luft nie stickig gewesen. Es mußte Schächte und Kanäle geben, die hier und da in die Oberfläche führten und Frischluft hereinkommen ließen. Licht drang allerdings nicht durch.
    Zamorra wirbelte den Staub zu seinen Füßen auf, wie vorher Raffael, dessen Spuren deutlich zu erkennen waren.
    Nach einer Weile blieb Zamorra wieder stehen, um zu lauschen. Er hörte, wie sich jemand gar nicht weit von ihm entfernt bewegte. Wieder raschelte etwas. Atemzüge ertönten. Da war also tatsächlich ein Mensch.
    »Wer ist da?« rief Zamorra. »Geben Sie sich zu erkennen.«
    Seine Stimme klang seltsam dumpf in diesem dunklen Korridor, der um zahlreiche Ecken und Winkel führte. Zamorra wußte nicht, ob er früher schon einmal hier gewesen war. Er war vor Jahren einmal etwas weiter vorgestoßen; worum es damals gegangen war, wußte er schon nicht mehr, so lange lag es zurück. Aber es gab viele Gänge, die durch den Keller führten. Die unterirdische Anlage war möglicherweise weitaus größer als die Gebäude an der Oberfläche, und Zamorra hatte das dumpfe Gefühl, daß es auch noch mindestens eine weitere, tieferliegende Kelleretage gab. Das alles konnte nur durch Magie geschaffen worden sein.
    »Zeigen Sie sich«, rief er wieder.
    Aber der Fremde antwortete nicht. Es wurde jetzt still.
    Nur hin und wieder war schwaches Atmen zu hören. Der Fremde, der sich in der Dunkelheit befand, bemühte sich, so wenig Geräusche wie möglich entstehen zu lassen.
    Zamorra machte wieder einige Schritte vorwärts.
    Plötzlich tauchte eine Hand vor ihm auf.
    Die Hand eines Riesen. Sie allein war mindestens so groß wie Zamorras Oberkörper. Von einem Moment zum anderen kam sie aus der Dunkelheit in das Dämmerlicht, das vom Amulett ausging. Noch ehe Zamorra das Bild richtig wahrnahm, ballte diese Hand sich zur Faust - und streckte ihn nieder…
    ***
    Die sieben gleich aussehenden Mädchen lächelten verheißungsvoll. Der Zauberer erhob sich wieder von seinem Lager. »Ich wußte doch, daß wir uns einig werden würden«, sagte er. »Du bist also doch vernünftig, und du bist kein Feigling - hoffe ich.«
    »Was genau habe ich zu tun?«
    »Ich werde dich in die andere Welt senden. Wo genau du ankommen wirst, weiß ich nicht, aber du mußt dir die Stelle ganz genau merken. Denn nur dort wird es dir möglich sein, hierher zurückzukehren.«
    Der Drachentöter lachte bitter auf. »Ihr wißt es nicht genau… wie wunderschön! Ich könnte also mitten im Kochtopf eines Kannibalen landen, wie?«
    »Ich meine es anders - ich kann dir nicht auf die Mannslänge genau sagen, wo du ankommst. Aber du wirst ganz in der Nähe des Medaillons sein. Du wirst es finden. Im ganzen Kosmos gibt es nur sieben Stück davon, und sie sind über viele Welten verstreut. Nimm es an dich und kehre auf demselben Weg zurück, auf dem du in die andere Welt gegangen sein wirst.«
    »Das Weltentor bleibt offen?«
    »Es ist kein Tor im eigentlichen Sinne«, sagte der Zauberer. »Du wirst dir gezielt wünschen müssen, hierher zurück zu kommen. Dann gelingt es dir auch. Verstehst du? Du mußt es dir wünschen, du mußt eine ganz konkrete Vorstellung haben. Ich gebe dir eine Hilfe - denke an die sieben Mädchen, die gleich aussehen, wünsche dich zu ihnen zurück, an genau der Stelle, an welcher du die andere Welt betrittst. Dann wirst du hierher zurückkehren. Ansonsten…«
    »Was ansonsten?« hakte La-Soor nach.
    »Könntest du an einem anderen Ort auftauchen. Das wäre nicht gut für mich. Ich müßte dich suchen. Da ich aber nicht in der Lage bin, unsere Welt selbst zu verlassen… Nun, du kannst es dir ausrechnen. Alles hängt also davon ab, wie gern du dich erinnerst und heimkehren möchtest.«
    La-Soor zuckte unbehaglich mit den Schultern. Na schön, diese sieben nackten Mädchen würde er so schnell nicht vergessen. Das war ein nur geringes Problem. Aber damit wußte er immer noch nicht, welche Gefahren ihn in der anderen Welt erwarteten. Immerhin war schon die eigene nicht ganz ungefährlich. Es gab Drachen… Was für bösartiges und menschenfressendes Viehzeug mochte es in der anderen Welt geben? Vielleicht existierten dort nur Drachen anstelle der Menschen…?
    »Deine Fantasie ist zu ausgeprägt«, sagte Gonethos. »Es ist eine Welt, in der Menschen leben wie du und ich. Sie können dir nicht gefährlich werden. Also… gehe hinüber und besorge das Medaillon der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher