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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer
Autoren: Irene Rodrian
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und lächelte liebenswürdig.
    »Ich beobachte Sie schon die ganze Zeit über. Ich habe alles vorbereitet. Auch Ihr Boot ist weg. Und Sie werden sich doch nicht Zutrauen, die ganze Strecke zu schwimmen, oder?«
    Ich schwieg und sah mich unauffällig nach Olford um, aber er war nicht zu sehen. Hamilton machte ein paar Schritte, die von den dicken Kokosmatten geschluckt wurden und öffnete eine Tür, die mir noch dicker und massiver schien als die anderen.
    Dahinter lag eine überraschend geräumige Kajüte, in der ein Schreibtisch mit leerer, spiegelnd blank polierter Oberfläche, ein paar Sessel und ein Wandschränkchen eingebaut waren. In der äußersten Ecke stand der Alte aus der Hafenkneipe.
    In seiner Hand hielt er den vorsintflutlichen Colt. Er war auf den Kopf von Wace Olford gerichtet, der in meinem verknitterten Anzug wie ein Haufen Lumpen in der Ecke lag und mit weit auf gerissenen Augen in die riesige schwarze Mündung der Kanone starrte.
    Als wir hereinkamen, wandten sich beide uns zu. Der Alte verzog seinen zahnlosen Mund zu einem stolzen Grinsen, während Olford sich halb aufrichtete, als er mich sah, aber dann sofort wieder zusammensackte, als er merkte, unter welchen Bedingungen ich kam.
    Hamilton sah sich kurz um, nickte Joe zu, def einen schweren, vernickelten Riegel vor die Tür legte, und ließ sich in den breitesten Sessel fallen. Dann schien er etwas zu bemerken.
    »Wo ist Huxley?« fragte er. Speedy trat einen Schnitt vor. Er schien etwas sagen zu wollen, schloß den Mund aber wieder und schüttelte nur den Kopf.
    »Sei so freundlich und bitte ihn her. Ich möchte ihm die kleine Unterredung nicht entgehen lassen!« sagte Hamilton mit seidenweicher Stimme und wandte sich zu mir:
    »Schließlich sind wir doch Partner, Huxley, Olford und ich!«
    »Ich habe nichts damit zu tun!« keuchte Olford. Hamilton drehte sich leicht, zog die Schiebetür des Schränkchens auf und nahm eine Flasche und ein Glas heraus.
    »So, haben Sie die Absicht, Ihre Anteile an der Eastern abzugeben?« fragte er höflich. Olford antwortete nicht. Er starrte hypnotisiert auf die Waffe in der Hand des Alten. Sie hatte plötzlich begonnen zu zittern.
    Ich sah das Gesicht des Alten und verstand, daß er übergeschnappt war. Irgend etwas in seinem Hirn hatte plötzlich ausgesetzt. Er hatte kleine weiße Schaumblasen vor dem Mund, und seine Augen waren trüb und schienen durch Olford hindurchzusehen. Trotzdem blieb der Lauf seines Revolvers weiter auf Olfords Kopf gerichtet.
    Ich bemerkte, daß alle auf den Alten starrten. Und allen war es klar, daß die leiseste Bewegung, der geringste Laut die Starre, des Alten lösen könnte. Ich horchte nach draußen. Bis jetzt hatte ich gehofft, daß Phil mit den Boys von der Wasser-Police herkommen würde, jetzt fürchtete ich das plötzliche Aufheulen eines nahen Motorbootes.
    Speedy stand regungslos an der Tür, eine Hand auf dem Riegel, eine Hand an seiner Waffe, die jetzt im Gürtel steckte. Joe hielt immer noch seine Kanone gegen meine Rippen gepreßt.
    Hamilton umfaßte die Flasche. Er schien die Szene für eine besonders lustige Art von Zirkus zu halten. Ich hatte den Verdacht, daß die Möglichkeit, bei dem Schuß könnte die Kabinenwand beschädigt werden, ihn mehr als alles andere bedrückte.
    Der Alte begann plötzlich zu murmeln.
    »Sie haben meinen Jungen getötet. Du warst es. Natürlich, meinen kleinen Davie… mußte mit ansehen, wie er starb. Kein Hund mußte je so traurig sterben… der arme Davie, er war doch einer von euch, er gehörte zu eurer Bande, er war kein Verräter! Aber du hast ihn getötet…« Er brach ab, ich sah, wie eine plötzliche Röte sich über seinen Hals ausbreitete, wie 'sie langsam über seine Ohren stieg und sein Gesicht purpurn färbte.
    Ich sah auf die Finger des Alten. Sie waren gichtig und wie Draht um die Waffe gebogen. Es schien, als wäre er aus Stein oder Gips. Aber ich wußte, daß er sich sofort bewegen würde und zögerte nicht länger.
    Der Alte murmelte immer noch, aber man konnte die Worte nicht mehr verstehen. Trotzdem hörten alle gebannt hin, um etwas aufzuschnappen. Als ich sprang, schien es im ersten Moment keiner zu bemerken. Ich traf den Alten mit beiden ausgestreckten Armen und war erstaunt, welchen Widerstand er mir entgegensetzte.
    Er wich kaum von der Stelle, aber seine Hand hob sich automatisch wie die einer Puppe. Ich schlug den Arm herunter, er gab kurz nach, um sich wieder zu heben. Ich hatte das Gefühl, mit einem
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