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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer
Autoren: Irene Rodrian
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beschäftigt. Er war, was früher nie geschehen war, von Hamilton eingeladen worden. Heute, als Phil und ich abgefahren waren, hatte Hamilton Olford auf die Seite genommen, ihm gesagt, er sollte seine Frau nach Hause bringen und sich dann in der Bankzentrale mit Hamilton treffen. Im Abendanzug.
    Olford war gekommen, und Hamilton hatte ihn zu einem Bootsverleih gebracht, von dem aus sie mit einem Motorboot auf das Spielschiff gekommen waren. Hamilton hatte Olford überredet, auch zu spielen, hatte ihn immer wieder genötigt, zu trinken, bis Olford ungefähr 50 000 Dollar losgeworden war.
    »Hatten Sie so viel Bargeld bei sich?« fragte ich verblüfft.
    »Nein, es sind Barschecks.«
    »Aber Sie können die Schecks sperren lassen. Kein Mensch kann Sie zwingen, illegales Spiel ernst zu nehmen!« Olford sah mich müde an. »Ich kann dieses Schif nicht allein verlassen. Die Spielbank wird die Schecks einlösen, bevor ich etwas unternehmen kann. Hamilton hat es mir gesagt. Er hat mir auch gesagt, daß er mit meiner Frau sprechen wird, wenn ich nicht schweige.«
    »Mein Gott, Olford, Ihre Frau wird doch genug Verständnis haben, um Ihnen einen Abend auf diesem Schiff zu verzeihen.«
    »Das ja, aber nicht, daß ich im Gefängnis saß. Wegen Totschlags. Ich bin begnadigt worden, aber nur wegen guter Führung. Ich war jung, ünd niemand wußte etwas davon. Nur Hamilton. Er hat es mir vorhin gesagt. Jetzt ist alles zu Ende. Ich habe kein Geld mehr, ich habe verloren.« Er sank wieder in sich zusammen. Ich riß ihn hoch.
    »Noch ist es nicht soweit. Die Polizei hat etwas gegen Erpresser, und es sieht so feus, als sei das nicht das einzige Hobby Hamiltons. Sagen Sie, Olford, als Sie zu diesem Bootsvermittler kamen, wer brachte Sie hierher, wer war noch dort?«
    »Ein alter Mann hatte gerade eine ganze Ladung Leute zum Schiff gebracht, er wollte uns herüberfahren, aber Hamilton schickte ihn zu einer Kneipe und fuhr mich selbst.«
    Ich quetschte Olford nach allen Regeln der Kunst aus. Aber als er mit Hamilton gekommen war, hatte es noch keine ausgelegten Bretter und keine tote Grace Hamilton gegeben.
    »Sie sind also bereit, mir zu helfen?« fragte ich. Olford nickte eifrig, und ich erklärte ihm kurz, was ich vorhatte.
    Hastig zog er seine restlichen Kleider aus, und ich gab ihm meinen Anzug statt dessen. Das Jackett war etwas weit, aber sonst ging es. Zehn Minuten später sah ich ganz passabel aus, während ich Olford raten mußte, sich besser nicht mehr auf dem Vorderdeck sehen zu lassen. Ich schlenderte einmal um die Aufbauten herum, traf aber keinen der Männer, die ich kannte.
    Auch Joe' und Speedy waren nicht mehr aufgetaucht. Das konnte bedeutungslos sein, es konnte aber auch allerhand bedeuten. Ich schlenderte hinüber und begann, die teppichgeflasterte Treppe hinunterzusteigen. Plötzlich stand wie aus dem Boden gewachsen ein Mann vor mir. Meine Hand zuckte instinktiv nach meiner Schulterhalfter, aber ich staubte lediglich ein imaginäres Haar von meiner Schulter. Es war der Kellner, der mir vorhin den Eiskübel gebracht hatte. Ich sah, daß seine muskelstrotzenden Ringerschultern sein Jakkett fast sprengten, aber sein Gesicht blieb freundlich.
    »Waren Sie zufrieden, Sir?«
    »Danke, bestens!« grinste ich jovial und fischte einen Silber-Buck aus der Hosentasche. Dann schlenderte ich weiter und spürte fast seinen Blick, der auf die berühmte Stelle zwischen meinen Schulterblättern geheftet blieb, bis ich unten im Gang um die Ecke bog und verschwand.
    Die Tür zum Saal war nicht zu übersehen. Es waren zwei breite Bleiglastüren, die sich gerade nach außen öffneten, um einen Boy mit einem Wagen voller leerer Flaschen herauszulassen. Ich wartete, bis er vorbei war und ging hinein.
    Keine zwei Schritte vor mir stand Roger Huxley.
    ***
    Im ersten Moment starrten wir uns verblüfft an. Er schien mich sofort erkannt zu haben. Ich sah, daß seine Zunge verlegen über die etwas wulstige Oberlippe fuhr und sich auf seiner vorgewölbten Stirn Schweißtröpfchen bildeten.
    »Scheint ja heute eine Vorstandsitzung zu sein!« murmelte ich und machte einen Schritt auf ihn zu. Er wich zurück, als wäre ich ein Geist. Er wirkte so ungeheuer komisch und lächerlich, daß ich ihn in Ruhe gelassen hätte, wenn die Situation nicht so dringend gewesen wäre.
    Sein Smoking glänzte bereits bräunlich am Kragen und an den Manschetten, sein Kragen war durchgeschwitzt und zerknautscht, seine schmächtigen Schultern waren nach vorn gebeugt
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