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043 - Das Beinhaus der Medusa

043 - Das Beinhaus der Medusa

Titel: 043 - Das Beinhaus der Medusa
Autoren: Larry Brent
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Text in norwegischer Sprache.
    »Inger Bornholms Eltern kauften das Schloß. Über die Familie ist nichts
Besonderes zu berichten. Interessant wird es mit der Ur-Großmutter Inger Bornho
lms. Eine Französin, die vierzig Jahre ihres Lebens in Paris verbrachte, und
zwar in den Jahren 1841-1881. Es war eine sehr begüterte Dame, schreibt Gunnar
Mjörk hier.«
    Der Name der Ur-Großmutter war Irene Morgan. Sie hatte einen französischen
Vater und eine Griechin als Mutter. In dem Salon von Madame Morgan trafen sich
die Dichter, Politiker und Künstler jener Zeit. Madame Morgan war reich, schön,
verführerisch und unverheiratet. Außerdem galt sie als eine hervorragende
Bildhauerin. Es wurde behauptet, daß viele Männer und Frauen jener Zeit in
einem besonderen Raum ausgestellt wurden. Der Chronist hebt hervor, daß es sich
ausschließlich um Persönlichkeiten handelte, die mit Madame sehr eng befreundet
waren und auf irgendeine unerklärliche Weise eines Tages verschwanden.
    »Eine Parallele zu Inger Bornholm«, meinte Larry kaum hörbar.
    »Erstaunlich ist, daß in der Ahnenreihe immer wieder eine griechische
Komponente auftaucht. Immer wieder ist es griechisches Blut, mit dem die
Familie sich gewissermaßen auffrischt«, wies Haydaal auf den merkwürdigen
Umstand hin.
    »Das gleiche zeigt sich hier, zwei Jahrhunderte früher. Im Jahre 1650«,
bemerkte X-RAY-3. »Auch die beiden hier angeführten Namen bringt Mjörk mit der
jetzt lebenden Inger Bornholm in Verbindung. Was bedeutet der Text, Thor?«
    »Mjörk behauptet, daß eine blutsreine griechische Familie aus Korfu einen
mit einer hohen Mauer umgebenen Garten besessen habe. In diesem einstmals sehr
gepflegten Garten, der nicht weit von der felsigen Küste entfernt lag, lebte
die Familie völlig abgeschieden. Man mied sie, man fürchtete sie. Einige böse
Zungen behaupteten, daß die Frau das Zeichen der Medusa trüge. Die Dorfbewohner
wagten nicht, sich dem ummauerten Grundstück zu nähern. Eines Tages jedoch
verschwand ein kleiner Junge. Offiziell wird behauptet, daß er im Meer beim
Baden ertrunken sei. Doch unterschwellig wurde bekannt, daß der Junge das
verpönte Anwesen durch ein stets nur angelehntes Tor betreten habe und nicht
wieder zurückgekehrt ist. Ein besonders mutiger Dorfbewohner behauptete später,
er habe bei Einbruch der Dämmerung gewagt, einen Blick über die hohe Mauer zu
werfen. Zwischen den wilden Rosenstöcken sei ihm die steinerne Statue eines
Knaben aufgefallen. Es müsse sich um den verschwundenen Jungen handeln. Durch
dieses Gerücht erhielt der Glaube der einfachen Dorfbewohner nur neuen
Auftrieb, daß hinter den hohen Mauern – Medusa leben müsse.«
    »Eine jahrtausendalte Sage in neuem Gewand.« Larry atmete tief durch. »Und
doch, so ungeheuer es klingen mag, entpuppt sich dieser legendäre Bericht zu
einer ungewöhnlichen Wahrheit, zu einem historischen Ereignis.«
    »In einer Geschichte, die ich ebenfalls mitgebracht habe, beschreibt Mjörk
die Begegnung eines Bauern, der ortsfremd ist und das Anwesen betritt. Er ist
fasziniert von den ausgezeichnet nachgebildeten Statuen, die so lebensecht, so
natürlich gearbeitet sind. Und er sieht auch die Statue des kleinen Jungen.
Dieser Junge übrigens kehrt wieder in einer anderen Geschichte von Mjörk. Er
transportiert das Ereignis in unsere Zeit, in ein abgelegenes Schlößchen hier
in den Bergen.
    In der Werkstatt einer berühmten Bildhauerin, unter zahlreichen anderen
Statuen, unter Gestalten, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Paris
entstanden sind, unter Nachbildungen der Gegenwart findet der Besucher den
kleinen Jungen von Korfu wieder. Er, der Besucher, des eigenwilligen Kabinetts
der versteinerten Figuren, begreift in diesem Augenblick die volle Wahrheit. Er
will das Kabinett verlassen, ist aber dazu nicht mehr in der Lage.«
    Larry nickte. Er konnte sich den Ausgang der Geschichte denken. »Zu seinem
Entsetzen steht er – Medusa gegenüber.«
    Thor Haydaal zündet sich eine Zigarette an, nachdem er auch Larry Brent
eine angeboten hatte. »Genau. Auch diese Geschichte gibt mir zu denken. Sie
verspinnt einen Teil seiner Nachforschungen mit freier Phantasie. Je intensiver
ich mich mit den makabren Erzählungen Gunnar Mjörks, dieses Eigenbrötlers
befasse, desto weniger verstehe ich ihn.
    Entweder ging hier wieder mal seine Phantasie mit ihm durch, oder in der Werkstatt
Inger Bornholms gibt es tatsächlich jene Statue des griechischen Jungen. In der
Tat steht im
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