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0428 - Der Gedanken-Töter

0428 - Der Gedanken-Töter

Titel: 0428 - Der Gedanken-Töter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Richtung hätte sich die Zeitspanne natürlich entsprechend verdoppelt.
    Page war eine an sich nur kleine Ortschaft am Fuß des Gien Canyon-Dammes, der den Lake Powell aufstaute. Immerhin gab es einen recht großen Verkehrsflughafen, und es gab jede Menge Touristen und Hotels -sowohl zu vernünftigen Preisen als auch in Form übelsten Nepps.
    Im Südwesten begann die ausgedehnte Reservation der Navajo-Indianer, in die wiederum das Hopi-Reservat eingebettet war. Zamorra entsann sich, daß er dort schon einmal zu tun hatte. Von Page bis zum Pueblo der Puma-Clan-Hopi am Oraibi-Wash-Fluß waren es rund 170 Kilometer. Zusammen mit Robert Tendyke hatte er sich damals mit den Hopi auf der einen Seite und mit einem Teil des Ssacah-Schlangenkultes andererseits herumschlagen müssen. Nicole war damals nicht dabei gewesen, sie hatte die San-Francisco-Chinesin Su Ling nach Caermardhin gebracht. In den Schutz von Merlins unsichtbarer Burg, wo sich auch der Mongole Wang Lee Chan aufgehalten hatte.
    Aber all das war längst Vergangenheit. Eine Menge war seither geschehen. Wang Lee Chan war tot und Su Ling wieder in San Francisco verschwunden. Der Ssacah-Kult hatte in seiner Gesamtheit die Erde verlassen und sich in Sara Moons Privatwelt Ash’Cant niedergelassen. Und Robert Tendyke… war tot, einem magischen Attentat des Fürsten der Finsternis zum Opfer gefallen. Zusammen mit den telepathischen Zwillingen Monica und Uschi Peters und ihrem gemeinsamen Kind Julian. Die Erinnerung war deshalb besonders bitter, weil anläßlich jenes Abenteuers im Hopi-Reservat Zamorra durch Rob Tendyke davon erfahren hatte, daß dieser im Begriff stand, Vater zu werden…
    Und nun waren sie alle ausgelöscht.
    Davon zumindest mußte Zamorra ausgehen. Daß die vier es rechtzeitig geschafft hatten zu entkommen, ahnte er ebensowenig wie, daß Tendyke es für besser hielt, die nächste Zeit in einem Versteck zuzubringen, das niemand kannte und niemand fand - und auch niemals finden durfte. Selbst Sid Amos hatte es mit all den magischtechnischen Möglichkeiten Caermardhins nicht aufspüren können. Dabei hatte er alles daran gesetzt, nach Tendyke zu suchen. Doch er fand ihn nicht, und damit war die letzte Hoffnung geschwunden, der Abenteurer, die Zwillinge und das Kind könnten durch einen Zufall mit dem Leben davongekommen sein.
    »Du bist plötzlich so still«, sagte Nicole. »Woran denkst du?«
    Er erklärte es ihr.
    »Du darfst dich nicht in diesen bösen Erinnerungen verlieren«, warnte Nicole. »Wir sind alle bedrückt und bestürzt, aber wir müssen damit leben. Es geht immer weiter. Wir haben schon viele Freunde verloren. Bill Fleming, Colonel Odinsson, Kerr, Tanja Semjonowa… und jetzt Tendyke. Aber es geht immer weiter. Denk nicht daran. Komm wieder zurück in die Urlaubsstimmung. Oder lies ›Parascience‹. Der famose Elron Havard hat bestimmt eine Therapie für dich.«
    Zamorra sog scharf die Luft ein. Er wollte eine grimmige Erwiderung von sich geben, seinem Ärger Luft machen - und begriff im nächsten Moment, wie Nicole ihre Bemerkung meinte. Sie wollte ihn lediglich provozieren.
    »Du hast recht«, sagte er. »Suchen wir nach einem dienstbaren Geist, der unser Gepäck in ein annehmbares Hotel bringt, und dann sehen wir uns diesen riesigen Staudamm mal näher an.«
    »Was hältst du davon, ein Boot zu mieten?«
    »War das nicht ohnehin geplant?« fragte er verwundert. »Gleich morgen früh nach dem Aufwachen, also kurz nach Mittag oder vor dem Kaffee… schauen wir uns um…«
    »Nein, ich meine: jetzt«, sagte Nicole. »Mir schwebt eine Fahrt durch die Nacht vor. Um uns das Wasser, über uns der Sternenhimmel. Du fängst ein paar Fische, die ich zubereite… und wir genießen die Stille, während die Touristen den See geräumt haben und dafür in den Kneipen lärmen.«
    Zamorra nagte an der Unterlippe.
    »Na schön«, sagte er dann. »Versuchen wir ein Boot zu bekommen. Aber ein Hotelzimmer will ich trotzdem. Zumindest, um das Gepäck, dort zu deponieren. Wir nehmen nur mit an Bord, was wir unbedingt brauchen. Schiffe können nämlich kentern, Nici. Vor allem, wenn sie bei Nacht aus der Fahrrinne geraten, ohne daß der Steuermann es merkt…«
    »Einverstanden. Wir brauchen ja sowieso kaum etwas. Also los, suchen wir nach einem Ozeanriesen. Ich denke, mit einem Boot von der Größe der TITANIC wären wir gerade richtig bedient.«
    ***
    Das Boot, mit dem sie schließlich ausliefen, war annähernd acht Meter lang und besaß eine halbwegs
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