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0420 - Die Rätsel der Vergangenheit

Titel: 0420 - Die Rätsel der Vergangenheit
Autoren: Unbekannt
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Captain."
    „Sie haben keine andere Wahl, Sir. Ich weiß, Sie werden unsere Entscheidung als Meuterei auffassen, und das ist Ihr gutes Recht. Aber versuchen Sie einmal, unseren Standpunkt zu verstehen. Seit fast zweieinhalb Jahren bekommt niemand mehr Post von seinen Angehörigen, und bisher wurde uns dafür keine Erklärung gegeben. Immer wieder kommen neue Befehle. Wir führen sie aus, aber wir wissen nicht, von wem die Befehle stammen. Von Rhodan?
    Das glauben Sie doch wohl bald selbst nicht mehr, Sir. Wer weiß, wer hinter der Aktion steckt.
    Vielleicht sind es nicht einmal mehr Terraner, die uns Anordnungen geben." Oberst Pferlinger hatte Captain Bullby damals lange angesehen, dann nickte er.
    „Ich betrachtete Ihren Vorschlag nicht als Meuterei, Captain, wenn ich mich auch nicht gerade darüber freue, daß einer meiner zuverlässigsten Offiziere versucht, mir etwas aufzuzwingen, das ich gern selbst getan hätte. Es war nur das Pflichtgefühl, das mich davon abhielt. So betrachtet, versetzt mir Ihre Initiative einen Stoß in den Rücken und ich bin Ihnen sogar dankbar dafür. Also gut, wir werden den Kurs so korrigieren, daß wir zwar unseren Bestimmungsort ohne Zeitverlust erreichen, das Sonnensystem jedoch gerade in einer Linearpause passieren. Einverstanden?" Captain Bullby berichtete später in der Messe bei einer Besprechung, daß ihm ein Stein vom Herzen gefallen sei. Er hätte Zwang ausgeübt, wenn Pferlinger nicht eingewilligt hätte.
    Und das wäre dann allerdings einer offenen Meuterei gleichgekommen. Mit allen Konsequenzen. Wenige Tage später tauchte die TIBETA zurück in den Normalraum, und über die Interkom-Bildschirme konnte die gesamte Mannschaft den Vorbeiflug am Sonnensystem beobachten. Oberst Pferlinger hatte das Ansuchen der „Meuterer", wie die Gruppe der Offiziere heimlich genannt wurde, offen behandelt.
    Jeder wusste davon, und jeder billigte die Handlungsweise beider Seiten. Die Bildschirme blieben leer. Pferlinger ließ die Daten überprüfen und ein zweites Mal nachrechnen. Aber schon die bekannten Sternbilder in diesem Sektor sagten ihm, daß ein Irrtum ausgeschlossen war. Die TIBETA stand ohne jeden Zweifel in jenem Sektor der Galaxis, in dem sich auch das Sonnensystem befinden musste. Von der Sonne aber war weit und breit nicht die geringste Spur zu sehen. Einige Handelsschiffe und zwei Forschungsexpeditionen selbständig gewordener Kolonisten trieben sich ebenfalls in der Nähe herum. Pferlinger nahm Kontakt zu ihnen auf und erkundigte sich, was sie suchten. Die Antwort verblüffte ihn nun nicht mehr sonderlich.
    „Das verschwundene Sonnensystem."
    Ehe er den Flug fortsetzen konnte, erschienen wieder Captain Bullby und seine Anhänger. Diesmal kamen sie jedoch im Auftrag der gesamten Mannschaft.
    „Haben Sie einen neuen Vorschlag, Captain?"
    „Den haben wir, Sir. Sie werden einsehen, daß es ziemlich sinnlos ist, den Befehlen eines uns unbekannten Hauptquartiers zu folgen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was mit dem Sonnensystem geschehen ist und ob Rhodan lebt. Fest steht: Sol ist nicht mehr da. Wer weiß, ob wir nichts als Puppen an den unsichtbaren Fäden einer uns feindlich gesinnten Macht sind."
    „Ihre Phantasie geht mit Ihnen durch, Captain!"
    „Kaum. Ich halte mich sogar für ausgesprochen nüchtern und realistisch. Sie können doch Tatsachen nicht leugnen, Sir. Keine Erde mehr, kein Rhodan mehr. Seit Jahren keine Postverbindung mehr! Und das ist einer der wichtigsten Gründe, warum niemand von uns noch Lust hat, den imaginären Flottenkommandos auch nur noch ein einziges Wort zu glauben."
    Oberst Pferlinger verstand den Standpunkt seiner Offiziere, aber noch war er nicht gewillt, seinen Treueid Rhodan gegenüber zu brechen, der ihn dazu verpflichtete, auch die unglaublichsten Ereignisse als normal hinzunehmen und alle Befehle zu beachten.
    „Wollen Sie damit andeuten, daß Sie mir vorschlagen möchten, die befohlenen Koordinaten nicht anzufliegen?"
    „Ja, Sir."
    Oberst Pferlinger hätte zu jeder anderen Zeit genau gewusst, was er nun zu tun hatte. Aber jetzt war er plötzlich allein. Er begegnete den Blicken der anderen Offiziere, die nicht zu Bullbys Delegation gehörten. Von ihnen hatte er kaum Unterstützung zu erwarten. Er zuckte die Schultern.
    „Meine Herren, in mir sträubt sich noch immer alles dagegen, Ihr Verhalten als Meuterei zu bezeichnen, aber ich möchte Sie auch bitten, meinen Standpunkt zu verstehen. Das Verschwinden des Sonnensystems
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