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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger
Autoren: Werner Kurt Giesa
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existierte, konnte er nicht berücksichtigen. Aber dadurch, daß Eysenbeißens Geistbewußtsein Leonardos Amulett ebenfalls zu benutzen verstand, war es jetzt möglich geworden, daß der Dämonenschatten die Nähe des anderen Amuletts spürte.
    Es war aktiv!
    Aber wiederum schien es nicht in der Lage zu sein, die Nähe des Dämonenschattens zu registrieren. Vielleicht, weil der Dämon selbst zu weit entfernt war, oder weil es mit einem anderen Problem beschäftigt war, oder weil es ihn einfach nicht als gefährlich einstufte…
    Leonardo wußte es nicht. Es war ihm eigentlich auch egal. Wichtig für ihn war nur, herauszufinden, um welches der Amulette es sich handelte und wer es besaß. Leonardo hoffte, es dem Besitzer abnehmen zu können und seine eigene Macht damit zu vergrößern.
    Vielleicht war es ja sogar das von Zamorra…
    Aber dann sah der Dämonenschatten den Amulett-Besitzer, und eiskalt durchzuckte es ihn. Dieses Gesicht hatte Leonardo deMontagne seinerzeit nur ganz kurz gesehen, nur für ein paar Sekunden. Dann war der Blitz gekommen, dieser rasende Blitz, der ihn in eine Feuerwolke gehüllt hatte, und nur seinem eigenen Amulett verdankt es der Dämon, damals nicht vernichtet worden zu sein. Er hatte sich gerade noch in die Hölle retten können.
    Flucht und Schmach!
    Aber trotz des kurzen Eindrucks hatte er sich dieses Gesicht eingeprägt und würde es niemals vergessen.
    Dieser Mann, der ein Amulett besaß, war derselbe, mit dem Leonardo deMontagne seit seiner Niederlage in den Sümpfen Louisianas noch ein Hühnchen zu rupfen hatte…!
    ***
    Yves Cascal schlenderte durch die Straßen. Er ließ sich treiben und nahm die Stimmung um sich herum auf. Seine Heimatstadt Baton Rüge und Miami waren kaum miteiander zu vergleichen. Miami war mindestens doppelt so groß, von der Ausdehnung wie von der Einwohnerzuahl her. Verblüffend viele alte Menschen gab es hier; Florida war in den letzten zehn Jahren zum »Land der Rentner« geworden, die in den kühlen Monaten in diesem »Sunshine-State« lebten und ganze Trabantenstädte mit ihren Wohnmobilen bildeten. Aber dieser Aspekt war nur ein Teil von Florida und von Miami. Baton Rouge war ein Schmelztiegel, war lebendig und bunt, mit unzähligen Jazzlokalen Tür an Tür, vergleichbar mit New Orleans. Miami war ebenfalls ein Schmelztiegel, in dem sich die Rassen bunt vermischten, Miami war auch bunt, aber das Lebendige fehlte für Cascal. Hier war es nicht Natur, sondern aufgesetzt und künstlich. Miami mit seinen schreienden Farben und pausenlos wechselnden Moden war eine hektische Plastikwelt.
    Eine Welt, die Cascal nur am Rande berührte, trotz See-Aquarium, zahlreichen Museen und tropischen Park-und Dschungelanlage, künstlich eingerichtet, damit niemand es für nötig halten mußte, in die Naturparks einzudringen. Playboys und -girls gaben sich hier ihr Stelldichein bei Faulenzen, Angeben und high-tech-unterstütztem Wassersport ebenso wie die Drogen-Dealer und Banden aus südamerikanischen Ländern.
    L’ombre, der Schatten, ging allem aus dem Weg. Er ließ sich von seinem Amulett treiben. Immer wieder berührte er es, und er fühlte ein leichtes, kaum merkliches Vibrieren, maß dem aber nicht die eigentliche Bedeutung zu. Ihm fehlte die Erfahrung, sonst hätte er gewußt, daß das Amulett ihn auf eine dämonische Aktivität aufmerksam machen wollte, die sich ganz in seiner Nähe abspielte. So unbemerkt, wie der Dämonenschatten sich glaubte, war er doch nicht geblieben…
    Aber Cascal sah diesen Schatten nicht, der ihm unablässig folgte und sogar mit im BMW gesessen hatte, als er sich von der Tiefgarage entfernte. Seit diesem Moment war der Dämonenschatten nicht mehr abzuschütteln.
    Aber Cascal wußte nichts von ihm.
    Miami war riesig.
    Zu groß, um es zu Fuß zu erforschen. Als Cascal ein freies Taxi sah, winkte er und bestieg den anhaltenden Wagen. Der Fahrer nickte ihm freundlich zu. »Wohin, Sir?«
    Cascal schluckte. So höflich hatte man ihn zeitlebens selten angeredet. In den Kreisen, in welchen er sich bewegte, war das nie üblich gewesen, höchstens verspottend, und für alle anderen war er ein kleiner Gauner und dreckiger Nigger. Für fast alle…
    »Ich gebe Ihnen die Richtung an«, sagte Cascal, der sich auf seine Eingebung verließ. Daß er sein Ziel selbst nicht kannte, sondern sich steuern ließ, konnte er dem Taxifahrer, doch nicht gestehen. So verrückt die Typen in Miami waren, hätte er ihm doch den Vogel gezeigt und ihn umgehend wieder
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