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0417 - Silbermond-Vampir

0417 - Silbermond-Vampir

Titel: 0417 - Silbermond-Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Flexibilität eines Vampirs konzentrierte sich immer auf die gerade nächste, wichtigste Handlung und ließ anderes außer acht - von uralten Dämonen-Vampiren der Schwarzen Familie einmal abgesehen, die teilweise noch ganz anders dachten und handelten und Intrigen in den sieben Kreisen der Hölle spannen.
    Aber zu denen gehörte Nicole ganz bestimmt nicht.
    Das Amulett in der Hand, sah sie, wie der Blutsauger den Mann in Uniform packte und gegen einen Baum schleuderte. Gleichzeitig schien er dessen Widerstand auch hypnotisch brechen zu wollen, aber offenbar war er dazu nicht wirklich stark genug. Irgend etwas funktionierte nicht so, wie es funktionieren sollte.
    Nicoles Annäherung bemerkte er nicht, wie Nicole auch nicht an Zamorra dachte, sondern nur an das nächstliegende Ziel. Als er zubeißen wollte, war sie da.
    Zwischen Halsschlagader des Polizisten und Vampirgebiß befand sich plötzlich das Amulett!
    Blitzschnell hatte Nicole dem Ungeheuer die handtellergroße Silberscheibe ins gierig aufgerissene Maul gesteckt, und triumphierend hörte sie, wie die Vampirzähne häßlich knackend abbrachen.
    Beide gleichzeitig!
    Und wie laut der Vampir aufheulte! Den schockte das Zerbrechen seiner Zähne mehr als die Tatsache, in Nicole seine Feindin von vorhin wiederzuerkennen.
    Jaulend wich er zurück.
    Der Carabiniere sank zusammen. Sein Gehirn hatte einfach abgeschaltet und ihn die Besinnung verlieren lassen, weil es mit der Wirklichkeit nicht mehr zurechtkam.
    Nicole konnte sich im Moment nicht um ihn kümmern. Den Vampir endgültig unschädlich zu machen, war erheblich wichtiger.
    Sie griff abermals an.
    Sie packte zu und versuchte ihm das Genick zu brechen, aber mit dem noch schnelleren und stärkeren Abwehrgriff, den er ansetzen konnte, brachte er Nicole wieder auf Distanz.
    Seine Faust traf ihren Oberarmmuskel.
    Das Amulett mußte sie loslassen. Sie war nicht mehr in der Lage, ihren rechten Arm nach diesem gemeinen Schlag einzusetzen. Die Silberscheibe fiel auf den Waldboden. Sofort sprang der Vampir Nicole wieder an.
    Sie empfing ihn mit einem Kniestoß. Erst als sie traf und der Vampir keine Wirkung zeigte, begriff sie, daß dessen Schmerznerven ganz anders verliefen.
    Aber beißen konnte er nicht mehr in gewohnter Form, weil seine Fangzähne mit den Saug-Kanülen darin, vergleichbar mit den Giftzähnen einer Schlange, aber in der anderen Richtung wirkend, abgebrochen waren.
    Der Unheimliche warf sich auf sie. Sie konnte ihn nur noch einmal zurückstoßen, aber dann war er über ihr und fesselte sie mit seinem Gewicht und seiner Kraft auf den Boden. Kraft, die doch erstaunlich war, nachdem er sich erst an einem Opfer wieder hatte stärken können.
    Nicole, die nur ihre Beine und den linken Arm einsetzen konnte, war schwer gehandicapt. Ihre Vampirzähne wollte sie nicht benutzen, und bei einem Vampir als Gegner nützten die ihr auch nicht gerade viel.
    Er schien das gerade zu sehen und schrie vor Wut, weil seine Fangzähne unbrauchbar geworden waren. Daraufhin versuchte er Nicole zu erwürgen.
    Mit zwei Händen hätte sie den Würgegriff sprengen können. Mit einer schaffte sie es nur zum Teil, aber während sie gegen ihn kämpfte und um Luft rang, sah sie seine Augen, und zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie in Vampir-Augen Gefühle.
    Sie sah Angst, Wut und Verzeiflung!
    Wut darüber, daß seine Feindin es geschafft hatte, ihm mit ihrer magischen Scheibe die Zähne abzubrechen! Und Angst und Verzweiflung, deshalb zu sterben…
    Und jetzt wollte er sie erst recht töten, um nicht allein die Tiefen des Abyssos auskosten zu müssen…
    Plötzlich fand Nicole, als sie schon glaubte, endgültig verloren zu sein, doch noch eine Chance, ihn von sich herunter zu hebeln und zur Seite zu rollen. Verblüfft ließ er ihren Hals los, und dann hörte sie ihn abermals gellend aufschreien.
    Neben ihm kam sie auf die Knie.
    Sie starrte ihn an und brauchte Zeit, um zu begreifen.
    Er kämpfte nicht mehr.
    Er konnte es nicht mehr. Etwas, das viel stärker war als er, hinderte ihn daran.
    Er war auf das Amulett gerollt, das neben ihnen auf dem Boden gelegen hatte. Er lag mit dem Rücken darauf - mit dem Rücken, der schon einmal so verletzt worden war.
    Zum ersten Mal hörte Nicole den Blutsauger sprechen. Seine Stimme war verzerrt, und der Klang seiner Worte war fremd. Es war eine Sprache, die Nicole unbekannt war.
    Oder… ?
    Fieberhaft überlegte sie. Und plötzlich begriff sie, wo sie diese Sprache schon einmal gehört hatte,
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