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0416 - Im Namen der Hölle

0416 - Im Namen der Hölle

Titel: 0416 - Im Namen der Hölle
Autoren: Jason Dark
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sich ein. Hoher Nachmittag, der Beginn des Wechsels, im Januar wurde es rasch dunkel.
    Hin und wieder zitterte sie. Dann rann der Schüttelfrost peitschenartig über ihren Körper. Sie klapperte mit den Zähnen, sie spürte die Kälte vom Nacken her zu den Beinen ziehen, und sie lauschte auch auf jedes Geräusch. Dabei traute sich Jane nicht, noch einmal aus dem Fenster und nach dem Mond zu schauen.
    Ununterbrochen rauschte die Brandung. Wasser spülte gegen die Felsen, als wollte es sie wegschieben, doch das Gestein und der Beton waren härter. Beides hielt dem Salz des Wassers auch weiterhin stand.
    Jane zuckte zusammen, als sie aus dem Gang das Geräusch vernahm. Diesmal lauter als sonst.
    Schritte.
    Jetzt holten sie sie.
    Jane wurde noch bleicher. »O mein Gott, hilf mir!« flüsterte sie und begann zu beten.
    Gleichzeitig weinte sie.
    Sie weinte über ihr Schicksal, sie weinte, weil sie so schwach war, und sie weinte, weil sie einmal dem Teufel gedient hatte. Eine bittere, starke Reue überkam sie, und sie hatte das Gefühl, als würde mit jeder vergossenen Träne ein Teil der Kraft ihren Körper verlassen, die sie bisher gestützt hatte.
    Je mehr sich die Schritte ihrer Zelle näherten, umso lauter wurden sie. Wie auch das hell klingende Geräusch, das entstand, als die Klinge des Henkerbeils den Boden berührte.
    Es war sogar so laut, dass es die Schritte der Henker überlagerte.
    Jane sah vor ihrem geistigen Auge schon das helle Blitzen der Klinge, die den Tod brachte.
    Sie standen vor der Tür. Der schwere Riegel wurde zur Seite geschoben. Dann stieß eine Hand die Tür auf.
    Jane schaute hin. Sie hatte sich in die hinterste Ecke der Zelle verkrochen, stand dort zitternd wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    Der Schweiß strömte über ihr Gesicht; er brannte in den Augen, die noch vom Weinen nass waren, denn der Strom der Tränen ließ sich einfach nicht stoppen. Er lief weiter an ihren Wangen hinab, berührte die Mundwinkel, rann über die Lippen. Jane schmeckte das Salz.
    Er kam in die Zelle.
    Es war der Henker ohne Beil. Seine breite Kapuze bewegte sich im Durchzug, wurde gegen sein Gesicht gepresst. Die Augen in den Schlitzen sahen aus wie dunkle Perlen. Wo sich die Öffnung des Mundes befand, klaffte ein Loch.
    Aus ihm drang die Stimme.
    »Wir sind gekommen, um dich zu holen. Du wirst nun für das büßen, was du der Hölle angetan hast. Komm her!«
    Jane schüttelte den Kopf. Nein, sie konnte und wollte nicht. Sie hockte jetzt auf dem Boden und spürte die Härte und Kälte der Wand in ihrem Rücken.
    Der Henker wartete einige Sekunden. Dann hob er mit einer gleichgültig anmutenden Bewegung seine breiten Schultern und trat auf Jane zu. Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen, aber das Gemäuer der Todeszelle hatte noch nie nachgegeben.
    Der Henker wuchs vor ihr in die Höhe. Sein Kopf mit der Kapuze schien noch mehr zu wachsen, er wurde übergroß, ebenfalls die Augen, und wieder stieg die Angst in ihr.
    Er griff zu.
    Schwer fiel sein Arm nach unten. Die Pranke mit den breiten Fingern legte sich auf ihre Schulter und drückte so hart, als wollte sie die Knochen zerbrechen.
    Jane hatte keine Chance. Sie fühlte sich eingeengt, verloren, und sie hörte ihr eigenes Herz überlaut schlagen.
    Dann zog die Pranke sie hoch.
    Es war eine lässige Bewegung, so jedenfalls sah sie aus. Jane wurde auf die Beine gestellt, konnte sich kaum halten und wäre gestürzt, hätte der andere sie nicht festgehalten. So stand sie vor ihm, ein zuckendes Bündel Mensch, beseelt von einer furchtbaren Angst.
    Er zog Jane herum und schleifte sie aus der Zelle. Sein Kollege, der die Mörderaxt hielt, war zur Seite ausgewichen, damit beide den Gang betreten konnten.
    Jane nahm alles auf wie eine Träumerin. Sie sah die beschmierten Wände mit den widerlichen Sprüchen, aber sie war nicht mehr in der Lage, sie zu lesen.
    Alles verschwamm vor ihren Augen. Die Wirklichkeit wurde zum Traum, nur blieb dies ein Wunschdenken. Aus einem Traum konnte man erwachen, und alles war gut.
    Hier war es anders.
    Jane hatte das Gefühl, als wären ihre Ohren mit Watte ausgestopft worden. Jeden Schritt ihrer beiden Bewacher nahm sie nur als dumpfen Laut wahr. Sie schaute mit dem tränenverschleierten Blick nach vorn, sah irgendetwas, ohne es jedoch genau erkennen oder identifizieren zu können. Es war eine Gittertür, die aufgezogen wurde, sodass Jane in den dahinterliegenden Gang geschoben werden konnte.
    Und der führte wieder an den
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