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0414 - Satanische Bilder

0414 - Satanische Bilder

Titel: 0414 - Satanische Bilder
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Maleruntensilien transportieren und größere Einkäufe tätigen konnte, und einen noch betagteren, aber gepflegten Bentley Corniche, der zu den wenigen Luxusgegenständen gehörte, die er sich leistete.
    Er hatte es geschafft.
    Er war oben. Und es machte ihm Spaß, das Leben so zu genießen, wie es war. Daß zwischen seiner Flugzeug-Flucht und dem heutigen Tag gerade etwas über fünf Jahre lagen, war kaum zu glauben…
    ***
    Zuerst waren es nur die glühenden Augen, die sich bewegten. Dann drehte sich der kantige Kopf mit den aus der Stirn vorspringenden großen, leicht geschwungenen Hörnern.
    Es gab keinen Beobachter. Dennoch bewegte der Teufel sich vorsichtig. Er sah sich um. Ohnehin schon für den Betrachter plastisch wirkend, bekam sein gemalter Körper dreidimensionale Gestalt und wuchs reliefartig aus der Leinwand heraus. Dann stand der Kopf frei, die Arme streckten sich vor.
    Ein Bein schob sich aus der Leinwand ins Freie.
    Der Teufel löste sich aus seiner Umgebung. Er federte ein, senkte seinen Körper ab und tastete mit dem vorgestreckten Fuß nach festem Halt. Als er den Boden berührte, gab er sich einen Ruck und trat völlig aus dem Bild heraus.
    Hinter ihm entstand kein »Loch«. Keine unbemalte Fläche. Vielmehr schien die Landschaft, die von feuerspeienden, schleimigen Ungeheuern, Dämonen und Skeletten wimmelte und in deren Hintergrund der Himmel brannte, ein geschlossenes Bild darzustellen. Wo gerade noch der Teufel gemalt war, war jetzt Hintergrund. Alles paßte sich an, exakt im Stil der gemalten Umgebung.
    Nichts fehlte im Bild…
    Der Teufel machte einige Schritte. Er orientierte sich im Atelier. Er sah durch das große Fenster nach draußen in die Abendlandschaft hinaus.
    Das Fenster stand einen schmalen Spaltweit offen, um Frischluft herein und den Farbendunst hinaus zu lassen. Der Teufel machte eine Drehung, war im nächsten Moment nicht mehr plastisch und körperlich, sondern nur eine Art schmaler Streifen, der durch die Fensteröffnung nach draußen glitt und in der Abenddämmerung verschwand, als hätte es ihn nie gegeben…
    ***
    Das Beaminster-Cottage lag ruhig wie immer in der Landschaft. Der metallicgrüne Jaguar XJ-12 rollte vor dem Eingangsportal des Landhauses aus. Professor Zamorra brachte die Lehne des Fahrersitzes in Liegeposition und reckte sich ausgiebig. Rund 350 Kilometer Fahrt lagen hinten ihm, sogar noch etwas mehr, aber das spielte keine besonders große Rolle.
    Der Parapsychologe erlaubte sich ein ausgiebiges Gähnen.
    Seine Begleiterin versetzte ihm einen leichten Rippenstoß. »He, du wirst doch wohl nicht schon den müden alten Mann spielen wollen? Denk daran, daß du noch das Kaminfeuer entfachen mußt.«
    Zamorra seufzte. »Das Personal wird heutzutage auch immer aufmüpfiger«, stellte er resignierend fest.
    »Ich bin nicht dein Butler, sondern allenfalls deine Sekretärin«, erinnerte Nicole Duval ihn. »Na gut, ein bißchen Geliebte und Lebensgefährtin vielleicht auch noch… aber zumindest mein Arbeitsvertrag sieht kein Entfachen eines Kaminfeuers als Obliegenheit vor.«
    »Wir sollten heiraten«, murmelte Zamorra. »Dann könnte ich dich darauf hinweisen, daß das mit zu deinen Pflichten als treusorgende Ehefrau gehört…«
    »Heiraten? Weshalb? Nur, damit du deine ungerechtfertigten Ansprüche mit Winkeladvokatentricks zu legalisieren versuchen kannst? Nee…« Nicole öffnete den Wagenschlag und stieg aus. »Aber ich weiß was, wie ich dich wieder munter mache…«
    Zamorra seufzte abermals. »Ich wußte immer, daß der liebe Gott einen Fehler gemacht hat, als er entschied, es sei nicht gut, daß der Mensch allein sei. Werde nicht frech, du Rippen-Fragment.«
    »He, fang nicht an zu lästern, sondern hol die Koffer aus dem Wagen«, verlangte Nicole und eilte bereits zur Haustür, um sie aufzuschließen.
    Zamorra ergab sich in sein Schicksal.
    Dabei war er froh, hier heil angekommen zu sein. Es hatte Ärger gegeben, mächtigen Ärger. Sie waren in Mittelengland gewesen, in der Grafschaft York, und hatten einen Vampir zur Strecke gebracht. Was erst als ganz normaler Fall von Vampirismus erschienen war, hatte sich dann als recht gefährlich erwiesen - der Vampir stammte nicht von der Erde, sondern von der Dimension Ash-Cant. Aber das war nicht das Schlimmste gewesen, sondern die Yorker Kriminalpolizei, deren Inspektor Westray absolut nicht an Vampire glauben wollte. Es hatte Zamorra und Nicole einige Mühe gekostet, sich herauszuwinden, denn die Entwicklung
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