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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien
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wenn er gewußt hätte, daß es ein Hauptgewinn wurde. Sechs Zahlen waren richtig. Das bedeutete 500 000 DM oder etwa 125 000 Dollar. Kaum daß mein Gewinn bekannt war, erschien Kramer und verlangte das Geld für sich. Wir weigerten uns. Ich wäre bereit gewesen, mit Kramer zu teilen. Aber er wurde — bevor ich ihm das Angebot machen konnte — handgreiflich und gemein. Wir mußten die Polizei holen lassen, um den Kerl loszuwerden. Er schwor, daß er uns das Geld bis auf den letzten Cent abnehmen würde.«
    »Rechtlich war alles in Ordnung?«
    »Natürlich. Kramer hatte mir den Schein geschenkt — bevor bekannt wurde, daß es ein Hauptgewinn war.«
    »Bitte weiter!«
    »Wir kamen also vor einem halben Jahr nach New York zurück. Vater hörte nichts mehr von Rod Haskin. Ob mein Vater irgendwelche Schutzmaßnahmen getroffen hat, weiß ich nicht.«
    »Kramer?«
    »Er ist uns gefolgt. Von Passau bis hierher nach New York. Es war schrecklich. Mein Vater erhielt zweimal einen Anruf von diesem Kerl. Wir wurden jetzt von zwei Seiten bedroht. Kramer und Haskin. Kramer verriet sich, benahm sich plump. Haskin blieb unsichtbar. Aber mein Vater ahnte, daß er da war.«
    »Warum wandten Sie sich nicht an die Polizei?«
    »Hätten Sie meinen Vater gekannt, Mister Cotton, wüßten Sie, warum er es nicht tat. Er sagte sich, daß man ihm nicht ewig Polizeischutz zur Verfügung stellen kann. Folglich wäre mit der Bitte um Hilfe nichts gewonnen gewesen. Vater und Joe — mein Mann — wollten alles allein erledigen. — Eine Zeitlang ereignete sich nichts mehr, was erwähnenswert ist. Bis heute morgen. Ich verließ gegen acht Uhr das Haus, um Einkäufe zu machen. An der Einmündung des Parkweges wurde ich von einem mir unbekannten Mann angehalten. Es war kein Passant in der Nähe, aber am Straßenrand parkte ein Fahrzeug. Hinter dem Steuer saß Kramer. Er sprang aus dem Wagen, während mich der andere Kerl packte. Zusammen zerrten mich die beiden in den Fond. Dort wurde ich mit Chloroform betäubt. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich bereits im Keller des Hauses.«
    »Welches Hauses?«
    »Ich sah es erst vorhin von außen. Es steht in Brooklyn. Eine abbruchreife Bude. Unbewohnt. In einer schäbigen Straße. In der New Lots Ave.«
    »Hat man Sie dort allein gelassen?«
    »Nein. Kramer und dieser Jesse waren bei mir. Als ich aufwachte, sagte mir Kramer, daß er meinen Vater bereits benachrichtigt habe. Falls Daddy mich unbeschadet zurückhaben wolle, müsse er die gesamte Summe ’rausrücken.« Die Frau strich sich übers Haar. Es knisterte wie Seide. »Daddy sollte das Geld in einen Koffer legen und diesen in einem Schließfach der Penna Station unterbringen. Den Schlüssel sollte er dann zu einem bestimmten Platz bringen, wo Kramer warten wollte. Dann würde er — so sagte mir Kramer — zum Bahnhof gehen und das Geld holen. Erst wenn die Dollars in seinen Händen seien, würde ich freigelassen werden.«
    »Was geschah dann?«
    »Dieser Jesse tränkte ein Tuch mit Chloroform und preßte es mir aufs Gesicht. Ich wurde wieder bewußtlos. Als' ich einige Zeit später erwachte, war ich allein.«
    »Sie befanden sich noch in dem Keller?«
    »Ja.«
    »War er verschlossen?«
    »Nein. Ich schlich hinaus, gelangte in den ersten Stock, stellte fest, daß das Haus unbewohnt war und lief davon. Ich habe mir unterwegs ein Taxi nehmen wollen. Aber es war keine gute Gegend, und es dauerte lange, bis ich eins fand.«
    »Wahrscheinlich hat Jesse Fair Sie nur für wenige Augenblicke allein gelassen, Missis Hunter. Als' er zurückkam, entdeckte er Ihr Verschwinden. Um Sie unter allen Umständen noch zu erwischen, lief er Ihnen nicht planlos nach, sondern kam hierher. Sein Pech, daß zunächst ich hier auftauchte und daß dann der Fette kam, der ihn wahrscheinlich umgebracht hat.«
    »Welcher Fette?« May Hunters Frage klang atemlos.
    Ich beschrieb den gefährlichen Burschen.
    »Das ist Rod Haskin«, sagte die Frau. »Er war also hier. Mein Gott, aber warum hat er diesen Jesse erschossen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das wissen wir noch nicht.«
    Ich ging zum Telefon. Die Frau nannte mir die Bank, bei der ihr Vater ein Konto unterhielt. Ich rief die Bank an. Nach einigem Hin und Her erfuhr ich, daß Lester Morgan dort nahezu sein ganzes Guthaben in Höhe von 110 000 Dollar abgehoben hatte.
    Jetzt wußte ich auch, was es mit dem Schlüssel auf sich hatte, den der glatzköpfige Killer dem Toten in der Bar aus der Tasche gezogen hatte.
    Es mußte
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