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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien
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38er aus der Halfter zu reißen, aber… Ich wußte, daß es keinen Sinn hatte, daß ich es nicht schaffen würde. Ich las es im Gesicht dieses Killers. Aufmerksam betrachtete er mich. Er schien zu überlegen, ob er mir sofort das Lebenslicht ausblasen solle.
    Jetzt bewegte er sich hinter der Theke entlang. Dabei zeigte das schwarze Loch des Schalldämpfers ununterbrochen auf meine Brust. Ich sah, wie nervös sich der Zeigefinger um den Abzug krampfte.
    Verdammt, dachte ich, tausend Abenteuer, tausend gefährliche Situationen überstanden — und jetzt hier abgeknallt werden wie eine Schießbudenfigur — in einem Fall, von dem ich nichts weiß — nur, weil ich zufällig Augenzeuge bin.
    »Hören Sie, Mister«, vernahm ich plötzlich meine Stimme. Sie klang elend gequetscht. »Ich habe nichts gehört und nichts gesehen, und ich kenne Sie auch nicht. Aber machen Sie um Himmels willen nicht noch mal den Finger krumm.«
    »Quatsch nicht!«
    Er hatte jetzt das Ende der Theke erreicht, schob sich mit dem Rücken an der Wand entlang und erreichte die Tür.
    Er will verschwinden, dachte ich erleichtert. Aber als der Kerl mit der Hand hinterm Rücken am Schloß herumfummelte und nur den Schlüssel einmal umdrehte, sank mein Mut wie ein Stück Blei im Wasser.
    Kein zufälliger Gast konnte jetzt das Idyll stören.
    »’rumdrehen!«
    Ich gehorchte.
    »Hinlegen!«
    Ich ging in die Knie, stützte die Hände auf, streckte mich dann der Länge nach auf den Boden und schob die Hände vom Körper weg. Ein schwacher Geruch von Bohnerwachs und Staub drang mir in die Nase. Ich lag so, daß ich nur den Kopf etwas zu drehen brauchte, um hinter mich blicken zu können.
    Der Mörder kam näher.
    Aber er kam nicht zu mir. Er kümmerte sich um den Toten.
    Ich wandte langsam den Kopf. Meine Haltung verdammte mich zur Hilflosigkeit. Doch immerhin konnte ich beobachten, was nun geschah. Der Mörder behielt mich weiterhin im Auge. Immer noch war die Mündung der Waffe auf mich gerichtet. Neben dem Toten ging der Kerl in die Knie. Die Linke tastete die Taschen des eleganten Anzuges ab, verweilte hier, fingerte dort, verschwand in der linken Außentasche und kam mit einem kleinen blitzenden Schlüssel wieder zum Vorschein.
    Der Mörder richtete sich auf und schob den Schlüssel in die Hosentasche. Zwei Schritte rückwärts, dann machte sich die Hand wieder am Türschloß zu schaffen.
    »Wenn du mir folgst, verpasse ich dir auf der Straße noch ’ne Kugel.«
    Ich regte mich nicht.
    Dann schwang die Tür auf. Rückwärtsgehend schob sich der Mörder über die Schwelle. Den Schlüssel hatte er abgezogen. Der Rest vollzog sich blitzschnell.
    Die Tür krachte zu. Der Schlüssel kratzte im Schloß. Dann verschwand die dunkle Silhouette des Mörders, und ich war mit dem Toten allein.
    ***
    Ich legte dem Grauhaarigen meinen Mittelfinger an die Halsschlagader. Aber das Blut pulsierte nicht mehr.
    Am unteren Ende der Theke entdeckte ich das Telefon. Ich nahm den Hördr ans Ohr und wählte die Notrufnummer der Mordkommission Manhattan Ost. Sofort wurde am anderen Ende der Leitung der Hörer abgenommen. Ein Sergeant meldete sich.
    »Hier spricht FBI-Agent Jerry Cotton«, sagte ich. »In einer Snack-Bar der 18. Straße wurde ich eben Zeuge eines Mordes. Der Täter hat mich in der Bar eingeschlossen, kann jedoch noch nicht weit sein. Jagen Sie sofort ein paar Streifenwagen in diese Gegend. Der Mörder trägt kein Jackett, hielt beim Verlassen der Bar eine 45er Colt-Automatik mit Schalldämpfer in der Hand, ist etwa einsachtzig groß, breit, etwas fett, hat kleine helle Augen, kaum noch Haare auf dem Schädel und ein brutales schweres Kinn.«
    »Okay, Sir«, erwiderte der Sergeant. Er seufzte. Seinem Ton entnahm ich, daß er den Anruf für einen Dummen-Jungen-Streich hielt. »Wir werden uns darum kümmern. Wie ist die Adresse der Bar?«
    »Keine Ahnung. Als ich hier ’reinkam, um ein Bier zu trinken, habe ich mir die Hausnummer nicht angesehen. Aber es muß in der Nähe des Union Square sein.«
    »Okay, Sir.«
    Es klickte in der Leitung.
    Ich legte den Hörer auf die Gabel zurück, besann mich, wählte die Nummer des FBI-Gebäudes LE 5 77 00 und verlangte meinen Freund Phil Decker. Leider war er unterwegs. Ich informierte einen Kollegen und trug ihm auf, Phil Bescheid zu geben.
    Den Toten ließ ich unberührt. Wenn der Mörder vorbestraft und registriert war, konnte es nicht lange dauern, bis wir ihn erwischten. Auf den drei Bierflaschen, die er für mich
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