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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gestank sich bildete, war sie zunächst froh gewesen, vorher probiert und das Aroma genossen zu haben, und dann war das Gefühl wachsender Besorgnis gewichen.
    Als Zamorra die Wirkungen und Konsequenzen so ernsthaft schilderte, daß es wahrhaftig kein Scherz mehr sein konnte, und als sie sah, wie er bei jedem Schluck mehr aufblühte, kam die Panik.
    Sie hatte Angst vor dem, was kommen würde. Sie wußte nicht, wie lange der Trank anhalten würde, der ihre Leistungsfähigkeit bereits jetzt ins Gigantische steigerte. Zamorra war erschöpft bis zum Zusammenbruch gewesen, sie aber einigermaßen fit, als sie trank. Gut, es waren nur zwei Schlucke, aber was würde folgen?
    Sie fürchtete sich vor dem bevorstehenden Zusammenbruch, der unweigerlich folgen mußte.
    Sie hatte auch nicht den Mut aufgebracht, ihre Naschsucht zu beichten.
    Jetzt, an ihrer Herberge, fiel ihr ein, daß es vielleicht ein Gegenmittel gab. Aber nun war es zu spät. Wenn der Zusammenbruch erfolgte, sobald sie unterwegs war, dann…
    Nein.
    Sie mußte ins Haus, in ihr Zimmer.
    Der Ford Sierra stand da wie zuvor, und sie erinnerte sich wieder daran, daß sie Karl Fränkle zu sehen geglaubt hatte. Sie glitt zur Frontpartie des Wagens. Die Motorwärme zu prüfen, indem sie die Hand auf die Motorhaube legte, brachte bei diesem Wetter nichts. Aber sie bückte sich und tastete unter Stoßstange und Radkasten hindurch nach der Maschine.
    Sie war noch warm. Wärmer als sie hätte sein dürfen. Karl war also mit dem Wagen gefahren.
    Das bewies zwar noch nicht, daß er auch oben an der Straße gewesen war, aber ihr Verdacht wurde schon etwas erhärtet.
    Sie eilte mit einem nie gekannten Schwung und ungeahnter Kraft über die Straße zur Herberge hinüber, riß die Tür auf, die dabei fast aus den Angeln flog, und eilte nach oben. In ihrer Handtasche war der Zimmerschlüssel. Es knallte, als sie ihn präzise und heftig ins Schloß stieß. Als sie ihn drehte, knirschte etwas. Aber die Tür öffnete sich.
    Anke stürmte in ihr Zimmer.
    Im Gang tauchte Karl Fränkle auf. »Anke? Was ist los? Warum machst du so einen Radau?«
    Er trat in den Türrahmen. Die Studentin fuhr herum und fixierte ihn durchdringend. Seine Augen wurden schmal.
    »Was ist? Warum starrst du mich an, als wolltest du mich erdolchen?« fragte er schroff, und auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte.
    »Du bist uns nachgefahren«, stieß sie hervor.
    »Bitte? Was meinst du?« erkundigte er sich.
    »Du hast uns nachspioniert«, präzisierte sie. »Vorhin an der Grabungsstätte! Du warst doch oben an der Straße! Wolltest wohl wissen, was passiert, eh? Warum bist du nicht offen und ehrlich herunter gekommen?«
    Er trat einen Schritt näher.
    »Gut, du hast mich also gesehen. Aber ich hatte keine Zeit. Ich war nur auf der Durchfahrt und habe kurz angehalten…«
    »Du lügst.«
    »Sei vorsichtig«, warnte er. »Was willst du überhaupt von mir? Habe ich eine strafbare Handlung begangen? Oder habt ihr da einen Banküberfall ausgeheckt, von dem ich nichts wissen soll? Ich bin euch wohl etwas zu nüchtern? Ihr spinnt lieber für euch allein herum?«
    Sie erschrak selbst über das tiefe Grollen aus ihrer Kehle. Sie konnte förmlich riechen daß er log. Sie bemerkte es an unzähligen feinen Reaktionen, die er nicht unter Kontrolle hatte, die ihr unter normalen Umständen aber nicht einmal aufgefallen wären. Nur ihre überscharfe Wachsamkeit ließ sie darauf ansprechen. Sie ahnte, daß er irgend etwas im Schilde führte oder auch schon getan hatte, wovon die anderen, vor allem Zamorra und Nicole, nichts wissen durften.
    »Was?« fauchte sie ihn an. »Was hast du vor? Welches Spiel treibst du?«
    Schlagartig änderte sich seine Haltung, wurde raubtierhafter, angespannter. »Du hast mich durchschaut«, murmelte er. »Ja, ich war da unten. Und ich werde noch einmal hingehen. Die Zeit ist reif. Und niemand wird mich daran hindern, zu tun, was getan werden muß.«
    »Du bist besessen«, schrie sie.
    »Besessen? O nein. Ich weiß nur, was zu tun ist. Schade, daß ihr mir in die Quere kommen mußtet. Ich werde das Tor öffnen und…«
    »Nichts dergleichen!« schrie sie. »Zamorra wird es schließen! Er ist schon da, er wird dich aufhalten, was auch immer du vorhast, wer du auch bist.«
    »Niemand hält mich auf«, sagte er kalt.
    Und sprang.
    Er war drei Meter von ihr entfernt. Er sprang aus dem Stand und erreichte sie mit vorgestreckten Händen. Blitzschnell wich sie zur Seite, dank ihrer übersteigerten
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