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0407 - Die Mordgeister

0407 - Die Mordgeister

Titel: 0407 - Die Mordgeister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anstrengen, dieser Stimme, diesem Befehl zu widerstehen.
    Er mußte Eternale erreichen. Er mußte ihn warnen. Es wurde immer eindeutiger. Die Stimme würde nicht so intensiv versuchen, ihn zurückzuhalten, wenn wirklich alles mit rechten Dingen zuginge.
    Puzoni lenkte den Alfa 164 aus der Tiefgarage auf die Straße hinaus. Es herrschte dichter Verkehr, immer noch. Aber das war kein Wunder. Er war es gewohnt, und er kannte natürlich ein halbes Dutzend Schleichpfade, die ärgsten Staus zu umfahren. Ärgerlicherweise kannten einige hundert andere römische Autofahrer genau diese Schleichpfade ebenfalls, so daß auch sie längst verstopft waren.
    Puzoni konzentrierte sich auf das Fahren. Er achtete nicht mehr auf die Stimme, die ihn immer wieder zur Umkehr bewegen wollte. Er manövrierte den Wagen durch die verstopften Straßen, teilweise über Gehsteige, durch schmälste Seitengassen, hämmerte immer wieder mit der Faust auf die Huptaste…
    Fahr schneller! Und dann scharf rechts! Du schaffst es, ehe die Ampel umspringt!
    Der Befehl kam so scharf und überraschend, daß Puzoni automatisch gehorchte. Er trat das Gaspedal durch, raste auf die Kreuzung zu, und erst als er das Lenkrad wie ein Wilder herumriß, begriff er, daß die Stimme es wieder einmal geschafft hatte, ihn unter ihre Kontrolle zu bringen.
    Sie hatte ihn nicht zur Umkehr bewegen können und ihn deshalb mit einem Schritt nach vorn überrascht. Er wurde noch angestachelt — und das war sein Pech.
    Der Wagen war zu schnell für die Kurve.
    Er schleuderte in die Kreuzung hinein, brach aus, drehte sich um sich selbst. Puzoni hatte Glück, daß ihm kein anderes Fahrzeug in die Quere kam. Er fegte gegen die Bordsteinkante einer Verkehrsinsel, und der Wagen hatte genug Schwung drauf, um bei diesem Seitwärts-Schleudermanöver umzukippen.
    Plötzlich war alles vertauscht. Oben war unten. Der Wagen rutschte auf dem Dach weiter und prallte gegen ein Hindernis, kam endlich zum Stehen. Die Antriebsräder drehten sich wie wild, weil Puzoni immer noch den Fuß gegen das Gaspedal drückte. Sie fanden keinen Widerstand. Das Getriebe heulte, wurde überlastet, zerstört. Der Motor drehte heiß und fraß sich fest.
    Es krachte, knallte. Dann stand die Maschinerie.
    Und da erst wurde es dem kopfüber im Sicherheitsgurt hängenden Makler klar, was geschehen war.
    Überschlag-Unfall…
    Er hatte überlebt…
    Aber jetzt würde er Teodore Eternale nicht mehr warnen können…
    Aus der Ferne hörte er das Heulen einer Polizeisirene.
    ***
    »Willkommen«, hatte die Stimme gesagt. Sonst nichts.
    Jetzt sah Ted Ewigk auch den Besitzer dieser Stimme. Es handelte sich um einen etwa fünfzigjährigen, untersetzten Mann mit schütterem Haar. Er trug einen dunklen, gestreiften Anzug und ein offenes, weißes Hemd. Seine Lider waren halb geschlossen, wie Ted trotz des ungünstigen Lichtes sofort sah.
    »Entschuldigen Sie, daß wir einfach so hereinplatzen, Signore«, sagte Ted. Er stellte Nicole und sich vor. »Aber auf unser Klingeln kam keine Reaktion, und da dachten wir…«
    »Kommen Sie herein. Fühlen Sie sich wie zu Hause«, sagte die Stimme. »Das hier soll doch Ihr Zuhause werden, nicht?«
    Ted und Nicole sahen sich an.
    »Mein Zuhause«, sagte Ted. »Sie vermuten richtig, Signore. Ich trage mich mit dem Gedanken, dieses Haus zu kaufen. Ich wurde von Signor Puzoni hierher geschickt.«
    »Ich weiß. Wir arbeiten mit Signor Puzoni zusammen.«
    Teds Gespür schlug an. Eine Art Witterung, die ihn auf etwas Besonderes aufmerksam machen wollte. Dieses Gespür, dieser inneren Stimme, die ihm sagte, daß etwas Wichtiges da war, worauf er zu achten hatte, hatte ihm seinerzeit erst seine Blitzkarriere ermöglicht, hatte ihn vom kleinen Provinzreporter zu dem Berichterstatter werden lassen, der für seine Reportagen locker fünfstellige Summen verlangen konnte — und sie auch bekam, weil er Reißer lieferte, die die Leser und Zuschauer förmlich verschlangen. Bloß sagte ihm diese Witterung nie, worauf er achten sollte.
    Er beobachtete den Mann, der jetzt vor ihnen her ging, ohne die Korridorbeleuchtung einzuschalten, damit die Gäste es einfacher hatten, sich zurechtzufinden. Etwa in der Mitte des Korridors öffnete er eine breite Tür nach rechts und gewährte Ted und Nicole Eintritt.
    Es war ein großer Salon, und in einem Winkel knisterte Kaminfeuer.
    Teds Witterung schlug noch stärker an. Aber wieder verriet sie ihm nicht, worauf er jetzt zu achten hatte.
    »Signore… gehe ich recht
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