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0407 - Am Tisch des Henkers

0407 - Am Tisch des Henkers

Titel: 0407 - Am Tisch des Henkers
Autoren: Jason Dark
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Geste.
    Sie hatte noch nie Erfolg bei ihm gehabt. Wenn er eine Aufgabe übernahm, führte er sie auch durch.
    So ging er auf Drinkfield zu, dessen Kopf nach vorn gesunken war, ebenso wie die Arme. Mit der Waffenmündung stemmte er sich am schmutzigen Boden ab, und ein heftiges Schütteln durchrann seinen Körper.
    Keiner half ihm, keiner konnte ihm helfen. Clifton und Thompson saßen starr auf ihren Stühlen und schauten sich die Szene an, ohne sie richtig zu begreifen. Ihre Blicke hatten die gewisse Leere angenommen, die man bei den Menschen sah, denen alles egal war.
    Drinkfield aber bekam zu spüren, was es heißt, unter Todesangst zu leiden.
    Er konzentrierte sich auf den Henker, hörte seine festen Schritte, als er auf ihn zukam. Jeder Tritt des Unheimlichen ließ den Boden leicht vibrieren.
    Das Zittern übertrug sich auch auf ihn. So konnte er den Weg seines Mörders verfolgen, ohne dass er den Kopf heben und den anderen ansehen musste.
    Der Henker blieb stehen.
    Und er hob den rechten Arm. »Die erste Seele für Asmodis«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Die erste Seele, und die zweite wird bald folgen, aber auch die dritte.«
    Wie Drinkfield es schaffte, den Kopf zu heben, wusste er nicht zu sagen, jedenfalls schaute er noch einmal auf und sah über sich die breite Klinge des Henkerschwerts.
    Die Waffe raste nach unten.
    Drinkfield wollte noch schreien, vielleicht ein letztes Flehen, doch auch dazu kam es nicht mehr.
    Der Henker verstand sein Handwerk, und beide Zeugen schauten seiner grausamen Tätigkeit zu.
    ***
    Ich hatte das Gasthaus noch nicht erreicht. Die Weite des Landes täuschte doch ein wenig, verstärkt durch den Nebel, der die Entfernungen verzerrte. Ich lief auf die Vorderfront zu.
    Es war dunkler geworden. Wenn jetzt jemand aus dem Fenster schaute, würde er mich kaum noch sehen, und das hatte ich auch gewollt. Über den weichen Boden ging ich. Den Kragen des Burberry hatte ich hochgeschlagen. Die Feuchtigkeit lag auf meinem Gesicht und auf dem Mantel, wo sie sich zu Tropfen zusammengefunden hatte.
    Mein Ziel war das Licht.
    Es brannte ruhig, gab einen warmen Schein ab, sodass ich als Quelle eine Kerze oder eine alte Glaslampe annahm. Das Gasthaus hatte zwei Etagen, die obere lag im Dunkeln.
    Von Suko sah ich nichts.
    Das aber hatte wenig zu bedeuten. Ich kannte meinen Partner und wusste genau, dass er sich irgendwo aufhalten konnte, ohne dass er gesehen wurde. Vielleicht befand er sich schon im Gasthaus und wartete ebenfalls auf den Henker wie auch die drei Männer, die der Unheimliche zum Stammtisch geladen hatte.
    Bisher hatte ich diesen Henker noch nicht gesehen. Nur dem getöteten und jetzt wieder lebendigen Mädchen war ich begegnet, und ich war auf ihn sehr gespannt.
    Meinen Bumerang hatte ich eingesteckt. Der Mantel verbarg ihn.
    Ich aber hatte ihn so geknöpft, dass ich sehr schnell an diese Waffe herankommen konnte.
    Die Wiese zog sich doch länger hin, als ich angenommen hatte.
    Manchmal fuhr mir ein kalter Wind entgegen und trieb die Nebelschleier noch schneller vor sich her.
    Plötzlich hörte ich den Schrei. Eine Bitte, ausgestoßen in Todesangst.
    Für einen Moment war ich stehen geblieben, denn auch mich hielt der Schock gepackt.
    Der Schrei war aus dem Gasthaus gedrungen.
    Ich dachte an den Henker und auch an Suko, als ich startete und den letzten Rest der Strecke rannte.
    ***
    Der Henker drehte sich um. Einen Teil seiner Rache hatte er erfüllt.
    Clifton und Thompson sahen, dass die Schwertklinge rot war. Blut tropfte zu Boden. Und jedes Geräusch wurde von den beiden noch lebenden Personen gehört, die das Grauen spürten, denn es hatte sich in ihren Körpern manifestiert.
    Sie konnten einfach nicht fassen, was da geschehen war. Dieser brutale Mord vor ihren Augen. Und jetzt waren sie an der Reihe.
    Der Henker würde sein Versprechen wahr machen.
    Einer nach dem anderen.
    Deshalb hatte er sich auch umgedreht und blickte zum runden Tisch hin, wo die beiden Männer saßen.
    Schweigen lastete in der kleinen Gaststube. Eine unnatürliche Stille, eine Todesstille.
    Leroy Thompson saß an seinem Tisch wie eine Mumie, die vor der Einbalsamierung ihren Mund zu einem letzten Schrei geöffnet hatte. Seine Hände hatten sich zu harten Fäusten geschlossen, als wollte er etwas zwischen ihnen zerdrücken.
    War er der Nächste?
    Der Henker hatte sich noch nicht entschieden. Er ließ sich bewusst Zeit und verlängerte die Angst der Männer noch weiter. »So haben auch eure Opfer gelitten«,
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