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0404 - Karten des Unheils

0404 - Karten des Unheils

Titel: 0404 - Karten des Unheils
Autoren: Jason Dark
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Samarans Leibwächter, der wie ein Indianer wirkte, hatte sein langes, graublondes Haar wie immer im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden, und Bill erkannte, dass die Waffe in seiner rechten Hand ein Ziel anvisierte.
    »Bills« Gang endete in der alten Verbrennungskammer des Krematoriums.
    Und dann sah der Reporter Samaran!
    Der manchmal unscheinbar wirkende Mann stand an der Verbrennungsgrube und sprach zu einer Person, die darin liegen musste. Bill konnte sie nicht sehen, aber er wusste, um wen es sich dabei nur handeln konnte.
    Um seinen Freund John Sinclair!
    Weshalb der Geisterjäger in der Grube lag und wie er dort hineingeraten war, darüber dachte Bill nicht nach. Er wusste nur, dass John noch lebte, sonst hätte Samaran wohl nicht zu ihm gesprochen.
    Er redete leise, deshalb konnte Bill auch nicht jedes Wort hören.
    So verstand er nur Fragmente.
    Sie sagten ihm genug.
    Samaran wollte endlich einen Schlussstrich unter das Kapitel John Sinclair ziehen. Langsam kletterte er in die Grube hinab. Den grünen Dolch, mit dem er John töten wollte, schwang er in der Rechten.
    Bill durfte nicht mehr zögern!
    Er ging den letzten Schritt vor, erreichte die Verbrennungskammer und schob die goldene Pistole vor. Die anderen standen günstig im Licht der Lampe. Bill hielt sich im Schatten auf, und seine Worte rissen Samaran sowie dessen Leibwächter aus ihren Mordträumen.
    »Keine Bewegung mehr!«
    ***
    Als der Fahrer am linken Straßenrand seinen Wagen stoppte, drehte er sich noch einmal zu seinem Fahrgast um. »Ist die Gegend nicht zu gefährlich, in die Sie sich wieder einmal allein wagen, Mrs. Goldwyn?«
    Lady Sarah winkte nur ab. »Ach, mein Lieber, einer alten Frau wie mir tut schon niemand etwas.«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    Sarah Goldwyn suchte einen Schein aus der Geldbörse, die sie aufklappen konnte. »Und wenn mir jemand mein Geld stiehlt, soll er es ruhig. Ich werde schon nicht verhungern. Vielleicht wird der Dieb mit meinem Geld auch nicht glücklich. Immerhin hat jeder Mensch so etwas wie ein Gewissen.«
    Der Driver lachte. »Und daran glauben Sie?«
    »Jawohl, junger Mann, daran glaube ich. Merken Sie sicheines. Das Gewissen ist so alt wie die Menschheit selbst, aber es wird nie unmodern werden.«
    Der Mann nickte beeindruckt. »Einen tollen Spruch haben Sie da aufgetan. Ist der von Ihnen?«
    »Ja. Wenn man so alt ist wie ich, hat man Zeit genug, über die Dinge des Lebens nachzudenken und sie wieder ein wenig ins rechte Lot zu rücken. Die Menschheit ist nicht so schlecht. Sie wird nur immer so schlecht gemacht. Das ist der Unterschied.«
    »Sollte man sich merken.«
    »Ich würde es mir wünschen.«
    Der Fahrer erwiderte nichts mehr, weil er seinen Platz am Lenkrad verließ und Lady Sarah galant die Tür öffnete, damit die alte Dame aussteigen konnte. »Zu warten brauche ich nicht, oder?«
    »Nein, ich komme schon zurecht.«
    Der Blick des noch jungen Mannes glitt über die grauen Häuserfronten, die für diese Gegend so typisch waren. Wer hier wohnte, der hatte es im Leben zu nichts gebracht. Alle paar Minuten rauschte hinter den Häusern ein Eisenbahnzug vorbei. Wenn es Güterwagen waren, vibrierte die Umgebung mit.
    Sarah Goldwyn lächelte dem Fahrer noch einmal zu und wandte sich ab. Sie schritt über den schmutzigen Gehsteig ihrem Ziel entgegen, ohne sich um die verwunderten Blicke der Bewohner zu kümmern. Das strahlend-schöne Herbstwetter hatte zahlreiche Menschen aus den Häusern auf die Straße gelockt, wo man sich aufhielt, miteinander redete oder die Karten kreisen ließ. Bei einigen kreiste auch die Ginflasche, andere wiederum taten nichts. Sie hockten auf den Treppenstufen und starrten vor sich hin.
    Sarah Goldwyn, die alte Lady um die siebzig, war in der Tat eine erstaunliche Person. Sie hatte drei Männer überlebt, und jeder war wohlhabend gewesen, sodass Mrs. Goldwyn allein von den Zinsen ihres Vermögens leben konnte. Sie besaß auch sonst noch Werte.
    Dazu zählte sie einige Wohnhäuser, die längst bezahlt waren. Lady Sarah konnte sich den Mietzins nach ihrem Gusto einteilen.
    Dass er sehr tief lag und dass sie Familien mit Kindern die Wohnungen gab, verstand sich von selbst. Nur redete sie mit niemandem darüber, auch nicht mit ihren Freunden. Sie arbeitete lieber im Stillen und schob auch ihrer ins Leben gerufenen Stiftung so manchen Betrag am Monatsersten zu.
    Dies allein hob sie schon von der Masse der Menschen ab. Ungewöhnlich war aber auch ihr Hobby.
    Das hieß
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