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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3
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eine Bitte kaum abschlagen kann. Also wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen wollen. Ich werde mich rasch anziehen.«
    »Das wäre sehr freundlich von Ihnen.«
    ***
    Wir rührten uns nicht aus unseren Sesseln, bis Stibbler zurückkam. Er trug einen modischen Anzug, der für FBI-Begriffe ein wenig zu geckenhaft wirkte. Auch die Krawatte war zu aufdringlich.
    »Sie haben mich natürlich neugierig gemacht«, erklärte er mit einem süffisanten Lächeln. Die Vorstellung, sich mitten in der Nacht eine Leiche anzusehen, schien ihn ansonsten nicht zu berühren.
    Wir verließen stumm das Haus. Phil kletterte auf den Rücksitz des Jaguars, Stibbler setzte sich vorn hin, und ich übernahm wie gewöhnlich das Steuer. Unterwegs unterhielten sich Phil und Stibbler über allgemeine Dinge. Ich hörte kaum zu. Als wir endlich das Schauhaus erreicht hatten, war es fast halb fünf Uhr morgens.
    Natürlich war alles vorbereitet. Der Schauhauswärter nickte uns nur zu, als wir vor seinem Fenster erschienen, kam aus seiner Glaskabine herausgeschlurft und führte uns hinab. Eisige Kühle schlug uns entgegen. Obgleich es draußen auch nicht warm war, spürte man doch einen empfindlichen Temperaturunterschied. Unsere Schritte hallten auf den Fliesen wider. Die Schraubtür, an der der Schauhauswärter drehte, ging mit einem hässlichen Quietschen auf. Ich schluckte zweimal und presste die Lippen hart aufeinander.
    Die Bahre rollte mit blechernem Klappern auf ihren Schienen heraus. Unser Atem stand sichtbar im Raum. Eine grelle Deckenlampe tauchte alles in ein unbarmherziges Licht. Das rote Gummilaken flog klatschend zurück.
    Wills Gesicht wirkte plötzlich hager. Die Nase war spitz, die Wangen schienen eingefallen. Kalt, steif und verändert ruhte sein wächsernes Antlitz in einer unbegreiflichen Ferne.
    Stibbler legte den Kopf ein wenig schief. Er zeigte keinerlei Bewegung.
    »Nein«, sagte er. »Den Burschen kenne ich nicht.«
    Ich spürte, wie sich meine Fingernägel in meine Handteller gruben.
    »Der Bursche war ein G-man«, sagte Phil.
    Er hatte sehr leise gesprochen. Aber seine Stimme hallte dennoch in dem großen Gewölbe wider, als ströme aus allen Ecken ein tausendfältiges Echo zu uns zurück.
    Stibbler runzelte wieder die Stirn.
    »Ein G-man?«, wiederholte er tonlos.
    »Ein G-man«, sagte Phil.
    Ein Schweigen entstand, das sich wie ein schmerzender Ring eng um die Brust legte. Die Zeit hatte kein Maß mehr. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten.
    »Sein Name ist William Burster«, sagte Phil in scheinbarer Ruhe. »Er war verheiratet. Er hatte zwei Kinder. Seit gestern Abend war er auf Anweisung des Postministeriums der Vereinigten Staaten dazu abkommandiert, Eigentum der amerikanischen Regierung zu bewachen. Und zwar seltene Briefmarken aus den Anfangszeiten des amerikanischen Postwesens. Er wurde gestern Abend gegen halb zehn Uhr erschossen.«
    Phil drehte sich zu Stibbler. Auf dessen Stirn standen jetzt winzige glitzernde Perlen von kaltem Schweiß. Phil legte seine Hand auf Stibblers Schulter. Der Rechtsanwalt zitterte auf einmal.
    »Was haben Sie dazu zu sagen?«, fragte Phil.
    Seine Stimme war klar, ohne Leidenschaft, aber von einem tödlichen Ernst.
    Stibblers Atem ging schnell und schneller. Seine Augen flackerten unstet. Und dann brach es aus ihm heraus wie die Sturzflut aus einem geborstenen Damm: »Ich habe es ihnen gesagt, dass ich kein Blutvergießen will! Ich habe es ihnen gesagt! Ich habe es gesagt! Ich bin nicht schuld! Ich habe das nicht gewollt! Ich nicht! Ich nicht! Das müssen die Corellis verantworten! Die Corellis! Nur die Corellis!«
    ***
    Die Uhr zeigte auf sieben Uhr morgens. Im Vernehmungszimmer brannten nur zwei Tischlampen. Eine beleuchtete den Schreibtisch, an dem Phil und ich saßen und auf dem das Tonbandgerät stand, das die erste Vernehmung des Rechtsanwaltes als Grundlage für das Protokoll aufnahm. Die andere Lampe warf ihren Schein auf die zusammengesunkene Gestalt Stibblers.
    »Also«, sagte ich. »Fassen wir zusammen. Sie schickten die beiden Corellis in die Ausstellung, nachdem Sie ihnen vorher genau bezeichnet hatten, welche Briefmarken Sie haben wollten und in welchen Vitrinen diese zu finden waren. Ist das richtig?«
    »Das stimmt, ja«, krächzte er heiser.
    »Was haben Sie den Corellis dafür geboten? Zwei solche Gangster begehen doch nicht in höchsteigener Person einen Einbruch, wenn sich die Sache für Sie nicht lohnt?«
    »Ich wäre notfalls bereit gewesen, einen Meineid zu
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