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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3
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wartet mal…«
    Will zog sein Notizbuch, blätterte und buchstabierte dann: »Philatelisten. Ja. Es musste ja ein ausländisches Wort sein, wenn es einen Amerikaner davon abhält, das Baseballendspiel zu sehen. Also dieser Verband der Philatelisten veranstaltet eine Briefmarkenausstellung. Und das Postministerium war so überaus gnädig, uralte Briefmarken für die Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Stellt euch das vor: Es handelt sich um Briefmarken, die gar keine Gültigkeit mehr haben! Bunt bedruckte, völlig wertlose Papierdinger von anno dazumal! Und das Postministerium ist so verrückt und verlangt für jede Nacht einen Mann der Bundespolizei, der den Plunder bewachen soll!«
    »Und dazu hat der Einsatzleiter dich erwählt?«
    »So ist es«, bestätigte Will finster.
    Ich klopfte ihm auf die Schulter.
    »Das ist aber ein ungeheurer Vertrauensbeweis«, sagte ich anerkennend.
    »Dich als Schatzwächter für Millionenwerte!«, staunte Phil und tätschelte Wills andere Schulter. »Endspiel hin, Endspiel her, Will. So etwas bekommt man nicht alle Tage zu sehen oder gar zu bewachen! Es soll ja Briefmarken geben, die ein Vermögen wert sind! Ganz abgesehen davon, dass die berühmtesten Leute auf dieser Welt solche Briefmarken sammeln: die Königin von England, Roosevelt und alle möglichen anderen Berühmtheiten sammeln Briefmarken oder haben gesammelt.«
    »Hört zu, ihr beiden Sadisten«, schnaufte Will wütend, »wenn ihr mich auch noch auf den Arm nehmen wollt, dann soll euch der Teufel holen! Ich habe mich auch ohne euren Spott schon genug geärgert!«
    Er drehte sich um und marschierte zum Lift. Wir .waren ihm keinen weiteren Blick wert, Phil grinste und murmelte: »Ob der wirklich keine Ahnung hat, wie wertvoll Briefmarken sein können?«
    Ich erwiderte sein Grinsen, zuckte die Achseln und antwortete: »Das weiß ich nicht. Es wäre immerhin möglich. Schließlich habe ich auch kaum eine Ahnung von Briefmarken.«
    Phil stieß die Tür zu unserem Büro auf und sagte lässig über die Schulter: »Wovon hast du schon eine Ahnung?« Es war in dem Ton gesagt, der mich warnte: Sei ruhig, Phil hat schlechte Laune.
    ***
    Wir setzten uns hinter unsere Schreibtische, steckten uns jeder eine Zigarette an und riefen das Büro des Distriktanwalts an, um dem Nachtdienst dort mitzuteilen, dass wir unseren Schützling pünktlich am Haupttor von Sing-Sing abgegeben hätten. Danach meldeten wir dasselbe unserem Einsatzleiter. Damit hatten wir unsere Pflicht erfüllt und konnten daran denken, Feierabend zu machen. Ich nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer unserer Zentrale.
    »Ja, bitte?«, fragte die sympathische Stimme von Myrna Sanders, die in dieser Woche ebenfalls zum Nachtdienst gehörte.
    »Cotton. Haben Sie uns die Sachen mitgebracht, Myrna?«
    »Aber sicher, Jerry. Wenn Sie noch fünf Minuten warten können, bringe ich sie Ihnen runter. Ich habe dann für eine Viertelstunde Pause.«
    »Schön. Soll ich einen Kaffee für Sie bereithalten?«
    »Das wäre nett. Also bis gleich.«
    Ich legte auf, rekelte mich bequem in meinem Stuhl zurecht und sagte zu Phil: »Myrna kommt in fünf Minuten runter. Inzwischen sollst du uns aus der Kantine Kaffee besorgen.«
    »Wer sagt, dass ich ihn besorgen soll?«, knurrte er.
    Ich log, ohne mit der Wimper zu zucken: »Myrna sagte es.«
    Phil stand sofort auf.
    »Da siehst du, dass sie instinktiv erfasst hat, wer von uns beiden der Gentleman ist«, erklärte er würdevoll und ging zur Tür.
    Ich streckte meine von der langen Fahrt ein wenig verkrampften Glieder und gähnte laut und lange vor mich hin. An die Officetür wurde geklopft. Aber eigentlich war es gar kein richtiges Klopfen, mehr ein kräftiges Stoßen. Ich rief müde: »Ja, herein.«
    Es krachte noch einmal gegen die Tür.
    »Herein!«, rief ich lauter.
    Diesmal krachte es gleich dreimal gegen die Tür. Ich schüttelte den Kopf, stemmte mich seufzend in die Höhe und ging nachsehen. Phil hielt ein Tablett mit beiden Händen, auf dem eine große Kanne, ein Milchkännchen, eine Zuckerdose und drei Tassen standen.
    »Bis du heute etwas kapierst«, murrte er, »kann der beste Kaffee wieder kalt werden.«
    Wenig später kam Myrna. Auch sie stieß mit dem Fuß so lange gegen die Tür, bis ich sie ihr aufgemacht hatte. Ihr hübsches Köpfchen war nicht zu sehen. Es verschwand hinter dem Blumenarrangement, mit dem ein prächtiger Präsentkorb geschmückt war.
    »Donnerwetter!«, sagte ich bewundernd. »Da haben
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