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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beiden Amulette, der Dhyarra-Kristall und Merlins goldene Sichel geblieben sind?« Gerade noch fiel ihm ein, daß Merlin ja auch seiner Zeremonienklinge beraubt worden war.
    Ivetacs Augen leuchteten. »Die Gegenstände befinden sich in meinem Denkraum im Palasttempel«, sagte er. »Ihr könnt sie jederzeit zurückbekommen.«
    »Und die beiden Frauen?«
    »Sie werden auch dort gefangengehalten…«
    »Das wissen wir. Aber wo dort? Und wie bekommen wir sie frei? Ich fürchte, daß Thorr uns erhebliche Schwierigkeiten bereiten wird.«
    »Wenn wir die Zauberwaffen zurück haben, wird es keine Probleme mehr geben«, sagte Gryf großspurig. »Dann werden sich Thorr und seinesgleichen wundern, wie wir aufräumen.«
    »Sie sind Fehlgeleitete«, mahnte Zamorra. »Sie können selbst nichts dafür, daß sie von dem MÄCHTIGEN manipuliert wurden.«
    »Sie hätten viel früher erwachen und etwas unternehmen sollen«, knurrte der Druide. »Aber so träge, wie sie alle geworden sind… nein, danke.«
    »Nun gut.« Zamorra sah Ivetac fragend an. »Kannst du uns begleiten? Du mußt deinen Denkraum öffnen, damit wir an unsere Sachen kommen.«
    »Natürlich. Stützt mich etwas, dann geht es schon«, sagte Ivetac.
    Gryf faßte wieder nach ihm und Zamorra. »Kräfte sparen«, sagte er. Er versetzte sie vor das große Haupttor des Palasttempels.
    Irgendwie hatte Zamorra das Gefühl, daß es alles trotzdem nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten ablaufen würde…
    ***
    Merlin erwachte, weil er eine Bewegung in seiner unmittelbaren Nähe registrierte. Da war leiser Hufschlag, der ihn aufschreckte.
    Das erste, was er spürte, war sein unbändiger Hunger. Er mußte länger geschlafen haben, als er dachte, und inzwischen machte es sich bemerkbar, daß er lange Zeit weder etwas gegessen noch getrunken hatte. Durst spürte er aber seltsamerweise kaum.
    Er richtete sich halb auf.
    Der Silbermond stand im Zenit. Die Nacht mußte schon erheblich fortgeschritten sein.
    Merlin erhob sich. Er hatte auf einem kleinen Plateau sein Nachtquartier eingerichtet. Jetzt stand er da, verschränkte die Arme und sah der Einhornreiterin entgegen. Im hellen Mondlicht konnte er sie deutlich erkennen. Er sah, daß die farbenprächtigen Schmetterlingsflügel langsam, aber gleichmäßig ihr Muster änderten. Alle paar Minuten verteilten sich die Farbpigmente um und erzeugten neue Bildmuster. Obgleich das Mondlicht eigentlich keine richtige Chance gegen die Dunkelheit hatte, Farben unverfälscht zu zeigen, sah er sie in reiner Pracht schimmern wie am hellen Tag. Das blaue Einhorn blieb nur wenige Meter vor Merlin stehen, senkte den Kopf, und das gut armlange Horn, in sich leicht gewunden, deutete mit seiner Spitze auf den Weißhaarigen. Das Einhorn scharrte mit dem rechten Vorderlauf, hob den Kopf wieder und schnaubte kräftig. Aus dunklen Augen sah es Merlin nachdenklich, wie es schien, an.
    Das Schmetterlingsmädchen glitt vom Rücken des Fabeltieres und kam auf Merlin zu. Es bewegte sich raubtierhaft geschmeidig und blieb direkt vor ihm stehen. Er glaubte, einen verführerischen Duft wahrzunehmen, der von ihrem schönen Körper ausging. Die glatte blaue Haut leuchtete im Mondschein. Das lange violette Haar wehte locker und spielerisch im Wind. Aus türkisgrauen Augen sah die Blauhäutige Merlin an. Bis auf die Schmetterlingsflügel und die Hautfarbe war sie völlig menschlich, aber die Flügel harmonierten durchaus mit ihrer Schönheit, unterstrichen sie höchstens, statt sie zu stören. Das Mädchen lächelte und schüttelte langsam den Kopf.
    »Es ist unmöglich.«
    Merlin schluckte. »Was?« fragte er heiser. »Was ist unmöglich?«
    »Du mußt Merlin sein, obgleich du es eigentlich nicht sein kannst. Etwas an dir ist anders. Ich konnte deine Magie spüren, ich spüre und sehe dich auch jetzt… aber du bist nicht der Merlin, der du sein solltest. Wer bist du wirklich?«
    »Ich…« Er verstummte wieder. Etwas hilflos sah er sie an. So war er sich einer Frau gegenüber noch nie vorgekommen. Schließlich gab er sich einen Ruck.
    »Es könnte daran liegen, daß ich mich an meine Vergangenheit nicht erinnern kann«, sagte er ehrlich. »Sollte ich dich kennen? Woher? Wer bist du, und woher kennst du mich?«
    »Du bist ein Machtfaktor, ein Eckpfeiler der Weißen Magie im Universum«, lächelte die Blauhäutige. »Ich weiß von dir. Vielleicht begegneten wir uns schon, vielleicht auch nicht? Zeit… ist ohne Bedeutung für mich. Sie vergeht oder vergeht nicht.

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