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0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

Titel: 0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht
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Mörder hat mit Schalldämpfer geschossen«, sagte ich zu Phil, der am Boden kniete und sich die Schusswunden besah, ohne den Toten anzurühren.
    »Ich weiß nicht, ob du recht hast, Jerry«, erwiderte mein Freund. »Das Mädchen hat nur ein kratzendes Geräusch gehört, aber nicht das ›Plopp‹ eines schallgedämpften Schusses.«
    »Aber es ist doch offensichtlich, Phil, dass der Mann erschossen wurde.«
    »Richtig. Und zwar von hinten. Ein Schuss ging in den Kopf. Der zweite in den Rücken. Das Geschoss kann ins Herz eingedrungen sein. Die Einschussstelle deutet darauf hin.«
    »Dann müsste ja jemand hinter dem Chinesen gestanden haben, Phil«, wandte ich ein. »Und sieh selbst. Hinter ihm ist nur die Wand gewesen. Vielleicht lag eine Handbreit Raum zwischen dem Chinesen und der Mauer. Vielleicht hat uns das Mädchen die Unwahrheit gesagt, Phil«, fuhr ich fort.
    »Dann müsste das Mädchen und auch die Frau mit dem Mörder unter einer Decke stecken«, sagte Phil. Er wanderte langsam zu der im hellen Licht liegenden Wand hinüber. Sie war mit einer dunkelroten Tapete überzogen, die mit Schlangenmustern in Gold verziert war. »Nehmen wir einmal an«, sagte er, »die beiden Frauen haben die Wahrheit gesagt, Jerry. Dann bleibt noch eine Möglichkeit, wie der Chinese zu Tode gekommen sein kann.«
    Phil tippte mit dem Zeigefinger gegen die rote Schlangentapete. »Der Mörder hat durch die Wand geschossen.«
    »Unmöglich, Phil«, sagte ich sofort. »Ich schätze, die Wand neben der Tür ist etwa einen Fuß dick. Selbst wenn sie von zwei Kugeln durchschlagen worden wäre, so hätten die Geschosse niemals mehr die Kraft gehabt, einen Menschen zu töten.«
    Phil kratzte mit dem Fingernagel an der Wand. An einer Stelle, wo die Tapete eingerissen und der Putz abgebröckelt war, hielt er. »Es handelt sich um Schwemmstein, Jerry«, erklärte er. »Der ist leichter zu durchschießen als Ziegelstein oder Basalt.«
    »Mit einer Kanone ist das möglich«, sagte ich. »Dann müsste aber dort in der Wand ein Loch sein, durch das du hindurchkriechen könntest. Ich halte es für unmöglich, mit einer Pistole durch die Wand zu schießen.«
    »Ich bestehe nur deshalb darauf, weil es keine andere Erklärung für den Mord gibt«, sagte Phil nachdrücklich. »Es ist durch die Wand geschossen worden!« Er winkte mich mit dem Zeigefinger heran. »Sieh dir das an«, sagte er.
    Ich beugte mich hinunter und erkannte zwei kleine Löcher in der Tapete. Phil zog einen Stuhl heran, stellte ihn an die Wand und setzte sich darauf. »Ungefähr habe ich jetzt die Größe des Chinesen«, meinte er dann. »Sieh dir die Löcher an.«
    Das obere Loch lag etwa in Höhe von Phils Kopf. Das andere etwas darunter in der Rückengegend. , »Na, stimmt meine Theorie?«, fragte mein Freund triumphierend.
    »Es können Bohrlöcher sein, die zufällig in der Wand sind«, meinte ich schwach.
    »Dann komm bitte mit«, sagte Phil und stieß die Pendeltür auf, die sich neben dem Sitzplatz befand. Gerade betraten die Experten der Mordkommission die Bar. Voran ging der Arzt mit der schwarzen Ledertasche.
    Phil und ich verschwanden in dem Gang, der hinter der Tür lag. Am Ende befand sich eine offen stehende Tür, die auf den Hinterhof führte. Wir gingen keine drei Yards, da stießen wir auf eine ebenfalls offene Tür, die zur Toilette führte. Phil ging hinein.
    Ein paar Sekunden blieb er in dem halbdunklen Raum stehen. Dann wandte er sich zielsicher der ersten weißen Tür zu, die ganz rechts in dem Raum lag. Wieder orientierte sich Phil kurz, beugte sich hinunter und murmelte: »Hier müsste es sein.«
    »Deine Fantasie feiert heute Orgien«, bemerkte ich.
    »Denkst du«, erwiderte Phil und stellte sich mit dem Rücken an die Seitenwand. »Schau dir das an.« Er deutete mit der Hand auf die Wand.
    In der Wand befanden sich zwei schwarze glatte Einschusslöcher!
    Sie lagen genau in der Höhe der Löcher, die wir auf der roten Tapete in dem Barraum entdeckt hatten.
    »Hier muss der Mörder gestanden haben«, erklärte Phil.
    Ich rieb, immer noch verblüfft, mein Kinn. »Ich kenne keine Waffe, die eine solche Durchschlagskraft besitzt.«
    Phil drängte sich aus dem engen Kabinett heraus. »Wir müssen die Geschosse finden. Vielleicht hilft uns das weiter.«
    In der Bar waren die Männer von Hardings Mordkommission an der Arbeit. Wir wandten uns an Harding, der an der Theke lehnte.
    Als er Phils Theorie hörte, reagierte er so ungläubig wie ich. »Dann will ich das
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