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040 - Die Monster aus der Geisterstadt

040 - Die Monster aus der Geisterstadt

Titel: 040 - Die Monster aus der Geisterstadt
Autoren: Dämonenkiller
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Gegenwart untrennbar war? So wie die Knotenschnüre des Quipu?
    Machu Picchu war schön. Jean Daponde hatte schon immer gewußt, daß die Inkas ein edles Volk waren. Aber der Anblick der lebenden Inka-Prinzessin – wenngleich sie scheintot war – raubte ihm förmlich den Atem.
    Sie war klein, nicht einmal ein Meter sechzig groß, und hatte eine knabenhafte Figur mit kleinen, harten Brüsten – Daponde zog beschämt seine Hand schnell wieder zurück – und einem schmalen Becken. Ihr Gesicht hatte den rötlichen Teint, war aber nicht so breitflächig wie das anderer Inkas. Ihre etwas zu groß geratene Nase war geradezu klassisch-griechisch. Ihr schwarzes, bis zu den Hüften reichendes Haar war über den Stein ausgebreitet und strahlenförmig angeordnet, als sollten dadurch die Sonnenstrahlen symbolisiert werden. Selbst im Schlaf erinnerte sie an eine kampfbereite Wildkatze. Das bemalte Hüfttuch hatte sich vorn etwas geteilt, so daß er ihre makellosen Beine bis über die Knie hoch sehen konnte.
    Daponde leckte sich unwillkürlich die Lippen. Wenn sie nun die Augen aufgeschlagen, ihr Busen sich gehoben und gesenkt hätte – wie begehrenswert wäre sie dann erst für ihn gewesen. Er wischte den Gedanken hinweg.
    »Ich werde dich aus deinem Schlaf wecken, kleine Machu Picchu«, murmelte er und breitete das Quipu auf ihrem Körper aus.
    Hatte es nicht gerade in ihrem Gesicht gezuckt? Hatte die Berührung mit dem Quipu nicht eine Reaktion bei der Schlafenden hervorgerufen?
    Daponde breitete die mehr als zwanzig verschiedenfarbigen Knotenschnüre über den kalten Körper der Inka-Prinzessin. Ja – ihr Körper war kalt, und auch die Luft war kalt, als würde der Leib alle Wärme in sich aufsaugen.
    Irgendwo hinter ihm war ein Geräusch. Er drehte sich gehetzt um, sah aber nichts. Es hatte sich so angehört, als würden sich die Steinquader, aus denen der Sonnentempel gebaut war, verschieben; als würden Steine gegeneinanderreiben.
    Vielleicht brachte er den Tempel zum Einstürzen, wenn er mit dem Quipu manipulierte? Daponde belächelte seine närrische Angst. Und doch war er sicher, daß hier Kräfte am Werk waren, die vorerst vielleicht noch schlummerten, die aber mit dem menschlichen Verstand nicht zu begreifen waren. Schon gar nicht mit einem wissenschaftlich geschulten Verstand.
    »Ich weiß, wie ich dich wecken kann, kleine Prinzessin«, flüsterte der Franzose. »Mit Hilfe dieses Quipu werde ich dich von dem Fluch befreien.«
    Er nahm eine rotgefärbte Schnur zwischen die Finger, rieb vorsichtig über die Knotenkette und öffnete blitzschnell den untersten Knoten der Schnur. Der Körper Machu Picchus zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Jean Daponde hielt den Atem an. Er war auf dem richtigen Weg; er war dabei, das Geheimnis des Quipu zu enträtseln.
    Wieder öffnete er mit zitternden Fingern einen Knoten. Diesmal einen fünffachen. Ein seltsamer Laut entrang sich der Kehle des Mädchens. Daponde wertete das als erstes Anzeichen dafür, daß sie im Aufwachen begriffen war.
    Minuten später hatte er alle Knoten der roten Schnur gelöst. In Machu Picchu kam jetzt Leben. Ihr Körper machte langsame Schlangenbewegungen. Ihre Körpermitte rotierte wie bei einer Bauchtänzerin. Ihre geschlossenen Lider zuckten.
    »Öffne die Augen, Machu Picchu!« sagte der kleine Franzose beschwörend.
    Ihm war plötzlich heiß. Schweiß perlte über sein Gesicht und glitzerte wie Tau in seinem Bart.
    Das Inka-Mädchen warf sich herum. Ihre Arme zuckten, und dabei knackten ihre Gelenke, als wären sie eingerostet gewesen. Dann streckte sie die Arme steif in die Luft. Wieder kam ein seltsamer Ton über ihre Lippen. Wollte sie etwas sagen? Ihre makellose Haut bekam plötzlich Flecke, die sich bläulich verfärbten. Was bedeutete das?
    Daponde hatte aus den Knotenschnüren herausgelesen, daß ein langer Traum für den Schlaf der Inka-Prinzessin verantwortlich war. Wovon träumte sie jetzt? Sie warf den Kopf hin und her und schnitt Grimassen, als hätte sie furchtbare Alpträume.
    »Ich werde dich …« Daponde unterbrach sich, als er wieder das Mahlen gegeneinanderreibender Felsquader vernahm. Der Tempel schien in seinen Grundfesten zu erbeben, als ob übernatürliche Kräfte an dem wuchtigen Bauwerk rüttelten.
    Machu Picchu bäumte sich auf. Sie schnellte hoch und sackte dann wieder kraftlos zurück. Dann lag sie entspannt da, bis Daponde den nächsten Knoten löste.
    Da erhielt er plötzlich einen Schlag gegen eine Schulter. Der
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