Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
sich zu einer letzten, verzweifelten Suchaktion nach dem goldenen Kalb in die Abtei zu wagen.«
    Adnárs Miene verriet, daß Fidelma ins Schwarze getroffen hatte.
    »Ihr wußtet, Ihr würdet Euch bald gegen den Vorwurf, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, verteidigen müssen. Um Eure Loyalität zu beweisen, nahmt Ihr als erstes Gulbans Sohn Olcán gefangen, der in Wirklichkeit nicht das Geringste mit dem Komplott der Aufständischen zu tun hatte. Dann folgtet Ihr Torcán hierher und konntet mich so vor dem Aufstand warnen – obgleich Ihr bereits wußtet, daß Gulbans Angriff gescheitert war.«
    Beccan flüsterte seinem Schreiber etwas zu, bevor er das Wort an Fidelma richtete.
    »Laßt mich das noch einmal klarstellen. Adnár ist unschuldig, was die Morde an Almu und Síomha betrifft. Ihr deutet jedoch an, daß er Torcán tötete, allerdings in der Überzeugung, dazu berechtigt zu sein?«
    »Es ist verwirrend«, gab Fidelma zu, »aber man darf eines nicht vergessen: Adnár hielt Torcán zwar für schuldig an der Ermordung von Almu und Síomha. Er tötete ihn allerdings vorsätzlich, um zu verhindern, daß er seine Beteiligung an der Verschwörung verraten könnte. Er hat sich daher trotzdem des Mordes schuldig gemacht.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann begann Adnár zu protestieren.
    »Ihr könnt nicht beweisen, daß ich von dem Komplott wußte und von den Vorfällen bei den Kupferminen.«
    »Ich glaube doch«, versicherte ihm Fidelma. »Erinnert Euch: Als Ihr die Höhle betreten und Torcán getötet hattet, spracht Ihr Bruder Eadulf mit seinem Namen an. Woher konntet Ihr wissen, wer er war, wenn Ihr keine Ahnung davon hattet, was bei den Kupferminen vor sich ging und daß er gerade von dort entflohen war?«
    Adnár wollte etwas erwidern, zögerte jedoch, und seine Schuld stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Plötzlich ließ er sich auf seinen Platz sinken, als hätte ihn alle Kraft verlassen.
    Beccan konnte seine Genugtuung nicht verbergen. Er wandte sich an Fidelma.
    »Dann bleibt also Bruder Febal als Mörder von Schwester Almu und Schwester Síomha?«
    »Richtig. Er tötete Almu und legte die falsche Fährte. Als Torcán ihm auf die Schliche kam, opferte er Síomha – seine Geliebte.« Sie schaute Schwester Lerben an. »Síomha besuchte in Dún Boí nicht Adnár, wie Ihr vermutet habt, sondern Febal.«
    Bruder Febal stand mit gefesselten Händen zwischen den beiden Kriegern. Nun fing er an zu lachen und rief mit hysterischer Stimme: »Sehr schlau das alles, dálaigh ! Habe ich nicht gesagt, daß Ihr Frauen immer zusammenhaltet? Aber eines müßt Ihr mir noch verraten, dálaigh : Wo befindet sich das goldene Kalb denn jetzt? Wenn ich soviel darangesetzt haben soll, es zu finden, wo ist es denn nun?«
    Brehon Beccan richtete den Blick auf Fidelma.
    »Obzwar wir offenbar genügend Beweise und Geständnisse haben, wirft Febal da eine durchaus interessante Frage auf. Wo befindet sich das sagenumwobene goldene Kalb, um dessentwillen so viel Blut geflossen ist?«
    Fidelma zuckte die Achseln.
    »Tja, das ist leider ein Rätsel, das niemals gelöst wird.«
    Ungläubiges Schnauben war zu hören.
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, daß mein Opfer völlig sinnlos war?« Febals Stimme überschlug sich.
    »Euer Opfer?« rief Beccan mit Donnerstimme. »Ihr habt zwei Mitglieder dieser Gemeinschaft getötet und mit Euern Ränken auch Torcáns Tod auf dem Gewissen. Schafft ihn hier raus!« befahl er den Kriegern. »An Bord meines Schiffes. Adnár ebenfalls. Wir nehmen die beiden mit nach Cashel.«
    Máil und seine Krieger stießen Adnár und Febal aus der Kapelle hinaus.
    Beccan warf Fidelma einen fragenden Blick zu.
    »Wollt Ihr behaupten, daß das goldene Kalb in Wirklichkeit nie existiert hat?«
    Fidelma verzog das Gesicht.
    »Wahrscheinlich schon. Wer sind wir, daß wir die Worte der alten Chroniken anzweifeln können? Doch es befindet sich mit Sicherheit nicht mehr in der Höhle. Vielleicht wurde es vor vielen Jahren von dort fortgeschafft. Und vielleicht war das auch der Grund, warum der Eingang zur Höhle zugeschüttet wurde. Vielleicht konnte man vor Jahren von der Meerseite her in die hintereinanderliegenden Höhlen gelangen, vielleicht lag dort der ursprüngliche Eingang.«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Durch die zwei Fässer – die beiden Holzfässer, die auf dem unterirdischen Becken trieben und aneinanderstießen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ganz einfach. Wie sind die Fässer in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher