Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Zamorra den Riesen an.
    »Du bist kein Albe«, grollte der Riese. Es fiel ihm wohl schwer die Worte zu formulieren. Die Riesensprache hatte andere Laute; die der Zwerge auch. Die Sprache der Menschen war ihm recht fremd.
    »Aber ich bin ein Freund der Alben«, behauptete Zamorra. »Kennst du Alberich, der den Schatz der Nibelungen hütet? Er schickt mich, denn er ist in Sorge. Er glaubt, daß Laurin noch lebt und daß Laurin Hilfe braucht. Ich soll dem König Nachricht bringen, daß er sich auf Alberich verlassen kann…« Der Riese ging in die Hocke. Auge in Auge saß er jetzt Zamorra gegenüber.
    »Alberich? Der hilft niemandem, erst recht nicht König Laurin. Er könnte es auch gar nicht«, grollte der Riese. »So lügst du, Mensch.«
    »Ich lüge nicht«, widersprach Zamorra. »Eine lange Zeitspanne ist verstrichen. Alles verändert sich. Auch Alberichs Meinung. Er sendet mich her. Und nun brauche ich deine Hilfe, Riese, den Weg in Laurins Reich zu finden. Du bist doch ein Freund der Zwerge!«
    »Ja… aber du nicht, Mensch. Menschen waren nie die Freunde der Riesen oder der Alben. Sie nutzen uns aus oder erschlagen uns.«
    »Ich habe nie einen Alben oder einen Riesen erschlagen«, sagte Zamorra. »Es sei denn, er wollte mich töten, und ich mußte mich wehren.«
    Der Riese schwieg. Lange starrte er Zamorra an und versuchte in dessen Gesichtzügen zu lesen. Zamorra hielt seinem Blick stand und stellte fest, daß der Riese stank. Daß man Wasser zum Waschen benutzen konnte und nicht nur zum Bierbrauen, schien er nie gehört zu haben.
    »Du konntest mich mit Laurins Zauber rufen«? grollte der Riese schließlich. »Wie das möglich war, daß ein Mensch den Albenzauber beherrscht, weiß ich nicht. Nun gut, ich werde dich zu Laurin bringen. Und ich werde König Laurin fragen, ob du die Wahrheit sprichst. Wenn nicht, töte ich dich.«
    Zamorra nickte. Hauptsache, er war erst einmal in Laurins Reich. Daß er nicht getötet wurde, dafür wollte er dann schon sorgen. Als Maus würde ihm der Riese nicht sonderlich viel anhaben können…
    »Ich bin nicht allein«, sagte Zamorra und wies auf Nicole. »Ich muß dich bitten, auch meine Begleiterin…«
    »Du wirst allein sein, wenn du vor Laurin stehst«, sagte der Riese düster. »Nur dich bringe ich in die Welt im hohlen Berg. Bist du bereit?«
    »Gleich…«
    Zamorra wandte sich Nicole zu.
    »Du hast’s gehört, Nici. Nichts mit Emanzipation hier. Unser Riesenfreund mag dich nicht dabei haben. Wirst du es hier unten ein paar Minuten oder eine Stunde aushalten? Dann bin ich wieder da…«
    »Das geht doch nie gut!« flüsterte Nicole ihm zu. »Spätestens Laurin wird doch dein Spiel durchschauen, und dann bringt er dich um! Ist es das wert? Du pokerst zu hoch! Laß es.«
    »So schnell trickst er mich nicht aus«, gab Zamorra ebenso leise zurück. »Außerdem habe ich eine Rechnung mit ihm offen, die beglichen werden sollte. Ich lasse mich nicht ungestraft mit Steinen bewerfen! Und ganz nebenbei möchte ich Sibylle Leitner wieder in die Welt der Lebenden zurückholen…«
    Wie das klingt, dachte Nicole bestürzt: in die Welt der Lebenden zurück … als wenn Laurins Höhle das Totenreich wäre!
    »Denkst du auch an Teri, die irgendwo sein muß?« fragte sie plötzlich.
    »Vielleicht ist sie auch da drin«, gab Zamorra zu bedenken und deutete auf das Felsmassiv. »Sie steckt ihre Nase ja auch in alles. Ich passe schon auf mich auf…«
    »Warte noch. Überlege dir gut, was du tust«, sagte Nicole. »Denke daran, daß mancher erst nach hundert Jahren aus dem Zwergenreich zurückkehrte, während er glaubte, nur einen Tag dagewesen zu sein…«
    »In der Laurin-Sage ist von Zeitverschiebungen nie die Rede gewesen«, gab Zamorra zurück.
    »Aber auch nicht davon, daß Laurin so lange lebt! Zwerge sind langlebig, aber mehr als fünfhundert, sechshundert Jahre bringen sie auch nicht zustande…«
    Der Riese trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Der Boden zitterte. »Bist du bald so weit, Mensch?« brummelte er verdrossen.
    Zamorra küßte Nicole und löste sich dann aus der Umarmung.
    »Paß auf dich auf wie ich auf mich«, sagte er. »Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
    »Ich gebe dir bis zum Morgengrauen Zeit«, sagte Nicole. »Danach mache ich Himmel und Hölle mobil!«
    Der Parapsychologe grinste. »Einverstanden«, sagte er.
    Im nächsten Moment packte der Riese zu. Seine Pranke umschloß Zamorras Hüfte und riß den Dämonenjäger vom Boden hoch.
    Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher