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0394 - Wir stellten den Messermörder

0394 - Wir stellten den Messermörder

Titel: 0394 - Wir stellten den Messermörder
Autoren: Wir stellten den Messermörder
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blondes Mädchen mit einem kleinen Tablett hervor. Sie warf mit einer anmutigen Bewegung ihr langes offenes Haar nach hinten und stellte das Tablett vor ihn hin.
    Britt trug goldfarbene Laméhosen, die wie eine zweite Haut anlagen. Sie hatte nicht nur einen nordischen Namen, sie sah auch so aus.
    Der schöne Shed strich sich genießerisch über das frisch rasierte Kinn. Mit seinen vierzig Jahren fühlte er sich jung wie ein Apoll. Und die grau melierten Haare unterstrichen seine Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht.
    Während Britt mit einem hingebungsvollen Augenaufschlag den Kaffee eingoss, überflog Shed die Nachrichten. Er fing wie gewöhnlich bei der letzten Seite an.
    Als er bei den Lokalberichten war, stellte er plötzlich die Kaffeetasse hart hin.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Britt und blies den Rauch einer Zigarette langsam von sich. Britts Stimme klang so, als ob man mit einer weichen Bürste ein Katzenfell gegen den Strich kämmt.
    »Verdammt«, knurrte Shed und schluckte schwer. Er sah die Zeilen vor seinen Augen tanzen. Gewaltsam riss er sich zusammen und las die Meldung von der Ermordung Stig Camdens noch einmal. Wort für Wort.
    »Morgen, Sir«, sagte der Briefträger und trat in das Café ein.
    Wie von der Tarantel gestochen, zuckte Shed zusammen. Er wirbelte herum und atmete auf, als er den Postmann sah.
    »Ach, Sie sind’s«, sagte Shed erleichtert.
    Achtlos warf Cockey die Post beiseite, die ihm der Briefträger gereicht hatte.
    »Möchtest du mir sagen, was dich so aufregt, oder soll ich verschwinden?«, quengelte Britt und verzog ihre Kirschlippen zu einem Schmollmund.
    »Verschwinde«, knurrte Shed.
    »Dann eben nicht«, sagte sie spitz, rutschte vom Hocker und schritt wippend durch das Lokal auf die Küchentür zu.
    Fahrig knüllte Shed die Zeitung zusammen und warf sie zu den Briefen, die dadurch vom Tisch rutschten und auf dem Boden landeten.
    Shed stand auf und bückte sich. Als er die beiden Umschläge in der Hand hielt, zuckte er zum zweiten Mal an diesem Morgen zusammen.
    Mit zitternden Händen riss er den einen Umschlag auf. Ein normaler weißer Bogen Papier kam zum Vorschein.
    Verblüfft drehte ihn Shed um. Beide Seiten waren unbeschrieben. Leer wie ein Freibad im Winter gähnte ihn das Papier an.
    Einer Eingebung folgend, hielt er den Bogen gegen das Tageslicht. Und was Shed Cockey jetzt erblickte, erschreckte ihn so stark, dass ihm der Appetit verging.
    Mit dem Daumennagel war der Umriss eines Messers in das weiche Papier geritzt.
    ***
    Ich traf Phil in der Kantine wieder. Er hatte ein Notizbuch vor sich liegen und den Kopf in die rechte Hand gestützt.
    »Griechischer Philosoph mit sechs Buchstaben ist meistens Platon«, sagte ich und zog mir einen Stuhl heran.
    »Schön wäre es, wenn das Rätsel um Camdens Tod auch so leicht wäre«, sagte er bekümmert.
    »Hast du etwas gefunden?«, erkundigte ich mich.
    »Ungefähr drei Dutzend Namen, offenbar nur Geschäftsfreunde. Zwei Drittel konnten wir wieder aussortieren, das sind Lieferanten und Handwerker, alle mit gutem Ruf.«
    »Und die anderen?«, fragte ich.
    »Das ist es ja, die bringe ich nirgends unter«, seufzte mein Freund. »Das sind ein paar Namen ohne jegliche Adressenangabe. In New York existieren diese Leute jedenfalls nicht. Außerdem haben unsere Schriftexperten festgestellt, dass die Eintragungen in seinen Büchern fast zwei Jahre alt sind. Unwahrscheinlich, dass er damals schon den Namen seines Mörders kannte.«
    »Und der Rest?«, fragte ich ungerührt.
    »Wagner, Rockefeiler, Bekett.«
    »Die Politiker?«, sagte ich verblüfft.
    »Genau. Wagner ist Oberbürgermeister von New York, Rockefeller unser Gouverneur und Bekett ist Oberstaatsanwalt. Scheiden wohl alle aus.«
    Überrascht steckte ich mir eine Zigarette an.
    »Danke für die Aufforderung«, grinste Phil und bediente sich unaufgefordert aus meiner Packung.
    »War Camden in einer Partei?«, fragte ich.
    »Keinerlei Anhaltspunkte dafür. Aber vielleicht war er stiller Spender. Seine Konten weisen nämlich mehr als 40 000 Dollar aus.«
    »Bankauskunft?«
    »Negativ. Mehr als 900 Dollar im Monat hat er nicht verbraucht.«
    »Also ein unbeschriebenes Blatt ohne Anhaltspunkte«, fasste ich zusammen, »nicht einmal vorbestraft.«
    »Jedenfalls bei uns nicht«, verbesserte Phil. »Wir können ja auf alle Fälle mal Washington fragen.«
    In diesem Augenblick wurde ich durch den Lautsprecher ans Telefon gerufen. Ich ging zum nächsten Hausapparat, ließ das
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