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0394 - Wir stellten den Messermörder

0394 - Wir stellten den Messermörder

Titel: 0394 - Wir stellten den Messermörder
Autoren: Wir stellten den Messermörder
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Washington beim Zentralarchiv, als ich das erste Mal von dem unheimlichen Mörder erfuhr. Das Elektronengehirn sortierte alle Morde der letzten zehn Jahre durch, doch die entsprechenden Täter waren alle gefasst worden. Kein einziger hatte die Freiheit wieder gesehen. Die Nachricht wurde an den Sachbearbeiter in New York 60. Straße per Fernschreiber durchgegeben.
    Vorläufig schien die Angelegenheit für mich damit erledigt. Und da ich wegen einer ganz anderen Geschichte in Washington war, vergaß ich den Fall schnell wieder. Noch konnte ich nicht ahnen, in welchem Maße mich der Messermörder noch beschäftigen würde.
    ***
    Der scharfe Strahl der Taschenlampe durchschnitt das stickige Dunkel wie ein Skalpell die Haut. Für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete an der weiß getünchten Wand ein Messingschild mit dem Namen Stig Camden auf.
    Die schwarze Gestalt schlich sich näher, als ob sie Radaraugen hätte. Das altmodische Türschloss leistete dem Präzisionsdietrich nur dreißig Sekunden Widerstand.
    Lautlos schlich der Mann auf Zehenspitzen in das Zimmer. Seine Bewegungen waren raubkatzenartig geschmeidig.
    Ein zynisches Grinsen verzog den harten Mund, als er aus seiner Brusttasche einen blitzenden, schmalen metallischen Gegenstand hervorholte.
    Der Mann, der vor einem Koffer stand, wandte dem Eindringling den Rücken zu. Trotz der späten Nachtstunde schien es Stig Camden mächtig eilig zu haben.
    Als er mit Schwung eine Mappe in den Koffer werfen wollte, riss es ihn fast von den Füßen. Im Spiegel hatte er den Eindringling gesehen.
    Sein Herz schien stillzustehen, der Atem stockte ihm. In Zeitlupe drehte sich Stig Camden um und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf die Tür.
    Mitleidlos musterten die kalten Augen den verängstigten Stig. Langsam, ganz langsam hob der Mann den Arm mit dem blinkenden Gegenstand.
    »Nicht«, keuchte Stig und fühlte kalte Schweißperlen auf der Stirn.
    »Du Lump«, zischte der Eindringling, riss den Arm hoch und schleuderte mit blitzschneller Bewegung das beidseitig geschliffene Messer auf den bewegungslos dastehenden Mann.
    Stig fühlte nur einen harten Schlag und schnappte ein letztes Mal nach Luft. Dann wurde es schlagartig dunkel um ihn.
    Der Fremde zog geräuschlos die Tür auf und ließ sie ins Schloss gleiten.
    Mit langen Schritten hetzte er die vier Treppen herunter. Niemand begegnete ihm. Um zwei Uhr nachts schliefen in dieser Gegend New Yorks fast alle Bewohner. Und wer es nicht tat, scheute das Licht der Straßenlampen.
    Er war sicher, getroffen zu haben. So sicher, dass er den Namen Camden im Geiste von seiner Liste strich, ohne sein Opfer auch nur eines Blickes gewürdigt zu haben.
    Stig Camden war ausgelöscht, als habe er nie existiert.
    Seinen Mörder schluckte die unersättliche Finsternis Manhattans. Außer einem Wurfmesser hatte er keine Spuren zurückgelassen.
    ***
    Es war selten, dass unser Chef, Mr. High, selbst einen Tatort in Augenschein nahm. Doch heute hatte er sich uns angeschlossen.
    Schweigend standen wir in dem Mordzimmer. Phil Decker hatte die Decke von dem Toten gezogen.
    »Er muss dem Tod direkt ins Gesicht gesehen haben«, sagte Phil rau und zeigte auf die verzerrten Gesichtszüge des Toten.
    »Der dritte Messermord in dieser Woche«, sagte Mr. High langsam, »alle auf dieselbe Art.«
    Die Leute der Mordkommission hatten bereits nach Spuren gesucht. Ein Spezialist stäubte gerade Grafitpulver auf den Messergriff. Doch so sehr er sich bemühte, der Griff war so glatt wie ein frisch poliertes Auto.
    »Nichts, Sir, keine Abdrücke auf der Mordwaffe, keine fremden Abdrücke in der Wohnung«, sagte er bedauernd.
    »Das übliche«, knurrte ich, »der Kerl ist gerissen genug, Handschuhe zu tragen.«
    »Und die Mordwaffe gibt es in jedem Kaufhaus zu zwei Dollar das Stück«, sagte Phil. »Das sind schöne Aussichten.«
    Unser Chef hatte sich die Papiere des Toten geben lassen. Stig Camden besaß einen kleinen Laden im Nachbarhaus, war unverheiratet, gegen alle Krankheiten versichert und hatte Schuhgröße 43. Wir wussten nach einer Weile fast alles über Camden, nur nicht, warum er ermordet worden war und von wem.
    Wo sollten wir anfangen? Es gab selten einen Mörder, der nicht eine einzige Spur hinterließ. Doch hier war das Parkett so glatt wie in einem Tanzsaal. Wir sahen nicht den geringsten Fingerzeig.
    »Nicht mal eine Fahrkarte hat er bei sich«, spann Phil den Gedanken weiter. »Ob er überhaupt verreisen wollte?«
    »Vielleicht ahnte er,
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