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0394 - Die Bestie erwacht

Titel: 0394 - Die Bestie erwacht
Autoren: Unbekannt
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hinab, um nach seinen Säuen zu sehen und sie zu füttern.
    War er früher dabei ab und zu einem Besatzungsmitglied begegnet, hatte er eine wichtige Miene aufgesetzt und so getan, als führte ihn ein unaufschiebbarer Auftrag in diesen Teil des Schiffes.
    Niemand hatte geargwöhnt, daß der Erste Offizier unterwegs war, um sich um fünf Schweine zu kümmern.
    Jetzt brauchte Rodeger nicht mehr vorsichtig zu sein. Jeder, der ihn um diese Zeit den Antigravschacht betreten sah, wußte, daß er unterwegs war, um Flora zu schlachten.
    Rodeger warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits zehn Minuten nach elf. Rodeger dachte nicht daran, sich dem Diktat der unbekannten Plakatschreiber zu beugen, mochte sich auch um 10.10 Uhr eine große Anzahl Schaulustiger vor dem Schott des kleinen Laderaums eingefunden haben. Rodeger wollte allein sein, wenn er Flora tötete. Es widerstrebte ihm, daß dabei Männer zusahen, die beim Ableben Floras schon überlegten, welchen Teil des Tieres sie abends verschlingen würden.
    Diese Barbaren! dachte Rodeger wütend.
    Natürlich waren seine Gedanken völlig ungerechtfertigt, denn wenn es an Bord der SCENDALA einen Mann gab, der große Mengen Schweinefleisch verzehren konnte dann war es Rodeger selbst. Er war jedoch zu gereizt, um sich das einzugestehen.
    Wie Rodeger erwartet hatte, hielt sich vor dem Schott des kleinen Laderaums ein Dutzend Männer auf die sein Erscheinen mit freudigen Zurufen quittierten.
    „Wir dachten schon, Sie hätten das Fest vergessen, Sir!" rief ein großer Mann, den Rodeger für fähig hielt ein Viertel von Flora allein zu verschlingen.
    Rodeger mißachtete die wartenden Männer.
    „Ich werde allein hineingehen" sagte er.
    Die Schweine, die sich an ihn gewöhnt hatten und wußten, daß er ihnen das Futter brachte, begrüßten ihn mit erregtem Grunzen. Rodeger lehnte sich aufatmend dagegen. Eines der Schweine drückte sich gegen Rodegers Beine und wollte sich daran reiben. Der Captain tätschelte dem Tier den Rücken. Er konnte seine Augen nicht von Flora abwenden die mit ihrer Schnauze im Stroh herumwühlte und nach Überresten der letzten Mahlzeit suchte.
    Nach zehn Minuten öffnete Rodeger das Schott und trat wieder auf den Gang hinaus. Die Männer starrten ihn an.
    „Ich bring's nicht fertig", sagte er. „Ich kann Flora einfach nicht erschießen."
    Die Männer stöhnten, und einem von ihnen fiel das Kinn herab. Ein alter Raumfahrer trat vor.
    „Ich tue es für Sie, Sir. Es macht mir nichts aus. Ich stamme von einer Kolonialwelt, wo mein Vater eine Schweinefarm besaß. Ich habe schon viele Säue geschlachtet."
    „Nein", sagte Rodeger. „Ich muß es selbst tun. Das ist das mindeste, was ich Flora schuldig bin."
    Die Männer redeten ihm gut zu. Sie heuchelten Verständnis für seine Gefühle, obwohl sie nur darauf warteten, daß der entscheidende Schuß fiel. Innerhalb fünfzehn Minuten glaubte Rodeger genügend gefestigt zu sein, um es doch zu tun, und er kehrte in .den improvisierten Stall zurück. Draußen auf dem Gang hatte sich die Zahl der Zuschauer inzwischen auf vierundzwanzig erhöht, denn es hatte sich mit Windeseile herumgesprochen, unter welch seelischen Qualen der Erste Offizier litt. Alle, die gekommen waren, erklärten ihre Bereitschaft, die Sau für Rodeger zu erschießen.
    Als Rodeger wieder im Gang erschien, standen Schweißtropfen auf seiner Stirn und seine Hände zitterten. Die Zuschauer stöhnten vor Mitleid und strapazierten ihre Gehirne, wie man den I.O. doch noch zur entscheidenden Handlung überreden konnte, denn es war offensichtlich, daß Rodeger niemand in den Stall lassen wollte.
    Jemand brachte Rodeger ein Glas Wasser, ein anderer schaffte einen Stuhl herbei, damit Rodeger sich setzen und ausruhen konnte.
    Gegen 12.34 Uhr schien die Entscheidung gefallen zu sein, denn Rodeger erhob sich abermals und sagte mit Geisterstimme: „Ich glaube, jetzt kann ich's tun."
    Atemlos sah die Menge zu - inzwischen hatten sich über vierzig Besatzungsmitglieder versammelt -, wie der Captain das Schott öffnete und nach seiner Waffe griff.
    Rodeger vergaß das Schott zu schließen und so konnten alle sehen, wie er unendlich langsam nach seiner Waffe griff und auf Flora zuwankte. Arglos kam ihm das Tier entgegen und grunzte freudig.
    Offenbar glaubte es, daß Rodeger es füttern wollte. Es wurde unheimlich still im Gang.
    Das Schrillen des Interkoms ließ die Männer zusammenzucken.
    Die Stimme des Kommandanten hallte durch den Gang.
    „Alle Mann
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