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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London
Autoren: Werner Kurt Giesa
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garantiert.«
    »Und dann?« erkundigte sich Zamorra.
    Der Druide ginste. Er deutete gegen die Zimmerdecke.
    »Es wird Nacht, und die vielen bunten Sternlein funkeln und tanzen um Gevatter Mond herum. Bei Nacht aber geht es den Vampiren wie einem altgedienten Berufstrinker: sie werden durstig. Wenn einer der beiden wirklich ein Vampir ist, erwische ich ihn.«
    »Möglicherweise eine neue Abart«, überlegte Nicole. »Die Schwarzblütigen passen sich den modernen Zeiten an. Mutationen dürfte es auch bei ihnen geben. Nach den Tageslichtvampiren nun solche, die keinerlei körperliehen Merkmale mehr aufweisen… warum sollte das unmöglich sein?«
    »Es wäre schlimm«, sagte Gryf. »Astardis ist schon schlimm genug. Wenn jetzt mit seiner magischen Neutralität versehen auch noch Vampire aufkreuzen… nein danke. Aber gerade deshalb muß ich mich um die beiden kümmern. So schnell wie möglich. Und die beste Gelegenheit dafür sind Nächte. Also…«
    Zamorra wechselte einen Blick mit Nicole. »Wir nehmen den Dhyarra-Kristall mit«, sagte er, »der dürfte als Schutz erst einmal ausreichen. Sollten wir auch das Amulett benötigen, kann ich es ja jederzeit mit einem Gedankenbefehl zu mir rufen . So weit ist London nicht entfernt, daß der Ruf es nicht mehr erreichen könnte.«
    »Ja, die gerade mal zweihundert Kilometer Luftlinie«, sagte Gryf ironisch, wurde dann wieder ernst. »Ich danke dir, Alter.«
    Zamorra nickte. Er sah Nicole an. »Mal ganz im Ernst, Nici. Willst du diesen luftigen Revue-Flitter tatsächlich heute abend tragen?«
    Nicole lachte. »Es gibt da auch noch ein anderes Kleid«, verriet sie. »Es ist ein bißchen züchtiger…«
    »Umpf«, machte Zamorra. Wenn Nicole von einem bißchen sprach, konnte der Unterschied wirklich nicht der Rede wert sein…
    ***
    Als die Abenddämmerung einsetzte, befand Gryf sich bereits wieder in London, an just der Stelle, an der er dem seltsamen Pärchen mit der Vampir-Aura begegnet war. Es war zwar nicht anzunehmen, daß die beiden sich noch in unmittelbarer Nähe aufhielten, aber Gryf war sicher, daß er sie dennoch finden würde.
    Der Obdachlose, dem Gryf mit seiner Magie einen neuen Anzug und etwas Geld verschafft hatte, war nirgendwo zu sehen.
    Auf der Straße ging es nach wie vor hektisch her. Daß die Rush-hour, der Feierabendverkehr, längst vorüber war, war hier nicht zu merken. Der Verkehr hielt unvermindert an. Auch die Fußgänger hatten sich zahlenmäßig kaum verringert. Die Straßenbeleuchtung brannte bereits, in den Schaufenstern und an den Geschäften flackerte grellbunte Lichtreklame, und die regennasse Straße spiegelte die bunten Lichter in einem farbenprächtigen Reigen wider.
    Immerhin hatte der Regen an sich aufgehört.
    Gryf sah sich um. Niemand achtete auf den blonden Mann im ausgewaschenen Jeans-Anzug, der sich an die Hauswand lehnte und die Passanten und die vorbeibrausenden Autos beobachtete, die einen Wasserschwall nach dem anderen auf den Gehsteig sprühten. Die Leute waren mit sich selbst beschäftigt.
    Der Himmel verdunkelte sich immer mehr. Er wechselte vom verhangenen Grau zum matten Schwarz. Nirgendwo das Funkeln eines Sterns oder gar die Mondsichel. Es fehlte nur noch der sprichwörtliche Londoner Nebel.
    Gryf hätte er nicht gestört. Was er sehen wollte, verbarg sich dem menschlichen Auge ohnehin.
    Er rief das Bewußtseinsmuster ab, genauer gesagt beide Muster. Die Umwelt versank für ihn, als er in die Trance hinüberglitt. Gryf nahm nicht mehr wahr, was um ihn herum geschah. Er versuchte den Mann und die Frau aufzuspüren. Langsam zog er mit unsichtbaren Fingern seine Kreise, weitete sie immer mehr.
    Er war nicht in der Lage, das Irrwitzige seines Bemühens festzustellen. In der Trance war er zu solchen Überlegungen nicht fähig. Sein Zeitgefühl war ebenfalls erloschen. Unermüdlich und geduldig suchte er.
    Es wäre einfacher gewesen, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Er befand sich ziemlich im Zentrum Londons, und hier gab es dermaßen viele Menschen, daß sie mit ihren Gedanken jedes Muster einfach überdeckten. Gryf wurde nicht fündig.
    Endlich, nach gut einer Stunde, kam er in die Wirklichkeit zurück. Er hatte seinen Versuch von sich aus begrenzt, weil er einen Fehlschlag hatte einkalkulieren müssen. Dann wollte er nicht bis in alle Ewigkeit hier stehen. Immerhin konnte es auch einem Streifenpolizisten auffallen, der sich für den herumlungernden Gryf interessieren mochte.
    Gryf konnte seine Umgebung wieder
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