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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Ernst Vlcek
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markerschütternd auf und stürzte zu dem Podest, in der Absicht, sich schützend vor Hopper zu stellen. Dabei stieß sie gegen seinen Kopf.
    Sie wich zurück, langsam und lautlos. Sie war nicht fähig, die Emotionen dieses Augenblicks in einem Laut zu äußern. Sie konnte nicht mehr schreien, und das war doppelt schlimm. Etwas in ihr zerbrach. Sie war nicht mehr sie selbst.
    „Dorothy!“
    Hoppers Ruf, der qualvolle Aufschrei seines Kopfes, brachte sie zur Besinnung. Sie wirbelte herum und rannte davon ohne Ziel. Irgendwohin. Alles war egal, denn schlimmer konnte es nicht mehr kommen, davon war sie überzeugt.
    Doch das war ihr Irrtum.
    Dorian sah sie durch eine der beiden anderen Türen verschwinden: Er wollte ihr nach, aber da fiel die Tür vor ihm zu. Er rüttelte daran, aber sie ließ sich nicht öffnen. Geräusche drangen durch das dünne Blech zu ihm, seltsame schmatzende Laute, unheimliches Wispern und grauenvolles Lispeln. Und jemand weinte. Dorothy weinte.
    Und Hoppers Kopf schrie: „Töten Sie mich bitte! Bitte!“
    Dorian rannte gegen die Tür. Das dünne Blech beulte sich aus, aber es widerstand ihm. Ein Lachen, das schrille Lachen eines Irren klang hindurch. Einer Irren. Einer Frau.
    „Meine Kinder! Alle meine Kinder!“
    Das Schmatzen und Schnurren und Wispern und Lallen ging weiter. Es war eine Symphonie des Grauens. Unheimlicher und erschreckender als alle Bilder waren diese Laute.
    „Ich wünsche mir nur noch den Tod!“
    Dorian hob die Pistole und drückte ab. Das Schloß barst, und die Tür sprang auf.
    Vor Dorian lag eine lange Halle. Sie war leer. Am anderen Ende war eine Tür, durch die gerade eine Prozession schauriger Gestalten verschwand, mit Dorothy in der Mitte. Dorian schoß. Ein Riesenfötus brach mit einem schrillen Wimmern zusammen. Die Tür fiel hinter den anderen zu.
    Dorian durchquerte die Halle mit langen Schritten. Hinter ihm heulte Hoppers Kopf vor Wut, Enttäuschung und Schmerz. Bevor er die Tür erreichte, warf Dorian einen kurzen Blick auf den toten Riesenfötus. Sein Körper, seine Glieder und seine Organe waren noch nicht voll ausgebildet – trotz seiner Größe. Im krassen Gegensatz zu seiner physischen Unvollkommenheit stand jedoch sein Gebiß, das bereits wie bei einem Erwachsenen entwickelt war.
    Dorian stürzte durch die Tür. Er kam in einen breiten Korridor. Der Korridor lag verlassen da. An dem einen Ende, etwa dreißig Meter von ihm entfernt, sah er die Empfangshalle. In dem gedämpften Licht der Deckenbeleuchtung erkannte er Lewis Goddard und zwei andere Männer. Sie standen nur da und rührten sich nicht. Sie erinnerten in diesem Augenblick an Wachsfiguren, ja, sie hätten jene schattenlosen Menschenhüllen aus Madame Picards Wachsfigurenkabinett sein können. Doch während er noch zu ihnen hinstarrte, kam Leben in sie. Es war, als hätte ihnen eine lautlose Stimme den Befehl gegeben, sich in Bewegung zu setzen. Sie wandten sich wie auf Kommando um und kamen mit langsamen, bedächtigen Schritten auf ihn zu. Da dieser Teil des Korridors unbeleuchtet war, glaubte Dorian, daß sie ihn noch nicht entdeckt hatten.
    Er blickte sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. In die Richtung, aus der er gekommen war, wollte er nicht zurück. Er mußte vorwärts, in jene Teile des Sanatoriums, in denen er noch nicht gewesen war. Er mußte Fuller in seinem Versteck aufstöbern.
    Seine Überlegungen hatten nur Sekunden in Anspruch genommen. Goddard und die beiden anderen Superwesen waren noch weit genug von ihm entfernt. Sie zeigten immer noch keine Eile, woraus er schloß, daß sie ihn noch nicht entdeckt hatten.
    Dorian ging den Korridor entlang und kam an eine Tür. Ihm blieb keine andere Wahl, als sie zu benutzen. Doch während er sie öffnete und hindurchging, kam ihm der Verdacht, daß er in diese Richtung manövriert worden war, aber jetzt war es zur Umkehr zu spät.
    In dem Raum herrschte absolute Dunkelheit. Um ihn war eine Fülle von Geräuschen, die er nicht entwirren konnte. Sie drangen von allen Seiten auf ihn ein.
    Plötzlich tauchte rechts von ihm ein heller Fleck auf, der immer stärker zu leuchten begann. Langsam schälten sich Konturen heraus, die sich verdichteten und zu einem Gesicht formten. Das Gesicht hatte bekannte Züge.
    „Ben Latimer!“ rief Dorian erschrocken.
    Er hatte den furchtbaren Verdacht, daß Latimer das gleiche Schicksal wie Dr. Hopper widerfahren war, denn Dorian konnte nur seinen Kopf sehen. Er leuchtete in einem magischen Licht.
    „Sie
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