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0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

Titel: 0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt
Autoren: Das Grauen geht auf große Fahrt
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zugeschweißt wurde, Mister Curtis?«
    »Ja und nein, Agent Decker«, erklärte der Schweißer und tat einen tiefen Zug aus seiner Zigarette.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Wir arbeiteten damals Tag und Nacht in drei Schichten. Ich habe wohl am Kiel vorn, einige Löcher mit neuen Platten zugeschweißt, aber nicht bis oben zum Deck hinauf.«
    »Sie wollen damit sagen, dass eine andere Schicht diese Arbeit getan hat?«
    Er nickte.
    »Können Sie sich noch daran erinnern, wer zum Schweißteam der anderen beiden Schichten gehörte?«
    Der Mann überlegte eine Weile. Im Hintergrund der großen Werkshalle fraß sich ein Bohrer kreischend in das Metall hinein.
    Curtis kratzte sich mit ölverschmiertem Zeigefinger an der Nase.
    Dann sagte er laut, um den Lärm zu übertönen. »Nur noch an einen, Agent Decker.«
    »Und wie hieß er?«
    »Der Name ist mir nicht bekannt.«
    »Ich darf Ihnen helfen, vielleicht erinnern Sie sich dann.« Phil zog die Listen hervor und nannte alle Namen, die als Schweißer markiert waren. Zuerst sagte Curtis bei jedem Namen »No«, dann schüttelte er nur noch den Kopf.
    »Ich habe ihn vergessen, Agent Decker«, meinte er. »Man kennt viele Leute hier auf der Werft, ohne den genauen Namen zu wissen.«
    »Sie sagten vorhin, dass Sie sich an diesen Mann erinnern könnten, Curtis.«
    »Er war ein großer, stabiler Mann, breit und kräftig. Stark wie ein Bär. Er hatte Pranken wir Kohleschaufeln. Deshalb erinnere ich mich an ihn. Plötzlich war er von der Werft verschwunden.«
    »Wann war das?«
    »Als die beiden Kassierer verschwunden waren. Das weiß ich bestimmt.«
    Phil steckte die Papiere in die Tasche zurück. »Würden Sie den Mann wiedererkennen, wenn Sie ihn zu Gesicht bekämen?«
    »Natürlich«, nickte der Schweißer. »Ich habe noch etwas vergessen.« Curtis wurde nachdenklich.
    »Was?«
    »Er trug sehr große Schuhe. Eine Nummer, die von jeder normalen abwich.«
    »Sie meinen Maßarbeit?«
    »Ja. Jetzt fällt es mir ein, wie wir ihn nannten: ›Großfuß‹!«
    »Dieser ›Großfuß‹ hat also am Bug des Frachters gearbeitet.«
    »Ja.«
    Phil überlegte. Er kam zu der Ansicht, dass die beiden Toten bestimmt nicht während einer normalen Schicht am Bug eingeschweißt worden waren. Da herrschte zu viel Betrieb auf der Werft und die Gefahr der Entdeckung wäre zu groß gewesen. Darum fragte er: »Wurde wirklich pausenlos gearbeitet, Mister Curtis?«
    »Das kann ich nicht direkt behaupten, Agent Decker. Es gab Pausen, Wartezeiten, Verzögerungen und zeitliche Abstände zwischen den einzelnen Schichten, in denen sich keine, oder nur wenige Arbeiter auf dem Frachter befanden. Sie müssen dabei noch eins bedenken!« Er saugte noch einmal an der Zigarette und warf sie dann fort.
    »Was?«
    »Ich sagte vorhin, wir arbeiteten Tag und Nacht in drei Schichten. Das heißt aber nicht, dass wir immer am selben Schiff zu tun hatten.«
    »Es lagen also noch mehrere Schiffe hier in der Werft zur Reparatur?«
    »Richtig. Die Arbeiter wurden mal hier, mal dort eingesetzt.«
    »Dann wäre es also möglich, dass zum Beispiel an der Silvermoon stundenlang überhaupt niemand war?«
    »Selbstverständlich.«
    »So muss es passiert sein«, murmelte Phil vor sich hin, dankte Curtis für die Auskünfte und ging weiter.
    ***
    Ich weiß nicht, wie es kam.
    Ich zählte die Sekunden laut mit, als ich durch die Luft segelte. In rasender Schnelle arbeitete mein Gehirn. Wo würde ich landen? In einem Steinbruch, auf einer Straße, vielleicht auf dem Dach eines Hauses, das unterhalb des Abgrundes stand?
    Dann klatschte ich ins Wasser, das über mir zusammenschlug. Es drang in Mund und Nase ein, schockte meinen Körper mit eisiger Kühle und stank brackig.
    Ich strampelte mit Beinen und Armen. So trieb ich an die Wasseroberfläche zurück und schnappte nach Luft. Ich schrie, wie vorhin schon, als ich im Ödland herumirrte. Das Tuch und der Werkzeugsack dämpften meinen Schrei. Ich strampelte, um mich über Wasser zu halten. Meine Kräfte erlahmten zusehends. Auf dem Rücken liegend, mit den Beinen tretend, trieb ich dahin.
    Plötzlich zuckten Blitze vor meinen Augen auf. Dann tauchte ich in die Finsternis hinab. Es war mir so, als kippe mein Körper plötzlich nach hinten weg und fiele auf den Grund des Wassers, in dem ich lag. Es war zu tief, als dass meine Beine Grund fassten.
    Dann drang Plätschern an mein Ohr. Dazu menschliche Stimmen. Ich schrie aus Leibeskräften, bis sich mein Mund mit Wasser füllte, das den
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