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0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

Titel: 0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt
Autoren: Das Grauen geht auf große Fahrt
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am ganzen Bug kein Loch, durch das der Mensch, lebend oder tot, hätte geschoben werden können.«
    »Wir haben es also«, führte ich fort, »mit einem oder mehreren Tätern zu tun, die etwas vom Schweißen verstehen.«
    »Oder zumindest hatten sie jemand zur Hand, der die Schweißarbeit übernahm. Jetzt fragt sich noch, wo das Schiff in einer Werft zur Reparatur war, als die Tat geschah.«
    »Lassen wir den Doc noch mal ran«, sagte ich. »Vielleicht kann er uns die ungefähre Tatzeit angeben. Dann sehen wir im Bordbuch nach. Vielleicht erfahren wir so, wo sich die Silvermoon damals befand.«
    ***
    Gummireifen schlidderten über nasses Pflaster. Ein heller Thunderbird kam hinter der Gruppe zum Stehen. Lack und Chrom glänzten im gedämpften Licht einer Bogenlampe. Die Tür flog auf. Ein gedrungener Mann mit olivgrünem Trenchcoat und schwarzem Hut kletterte heraus. Er war breit und stark. Die Ohren standen wie bei einer Fledermaus ab. Die Kleidung sah ebenso wie der Wagen, nicht nach Lohntüte, sondern nach fettem Bankkonto aus. Der Mann ging auf die Männer zu.
    Ich winkte den Doc und Inspektor Perrison heran. Beiden erzählte ich von unseren Vermutungen und Kombinationen. Der Arzt betrat die schwankende Planke und drang durch das Gewirr von zerfetztem Stahl bis zu den menschlichen Knochen vor. »Das ist Mister Lideil«, sagte Kapitän Lemming und machte uns mit dem Mann aus dem Thunderbird bekannt. Kalte Augen musterten Phil und mich. Die klobigen Hände steckten in gelben Schweinslederhandschuhen. Die grobporige Gesichtshaut war mit kleinen Narben bedeckt.
    Wir kannten Carter Lideil aus den Ausführungen, die uns Lemming vorher über ihn gemacht hatte.
    Die Silvermoon war früher einmal als Frachter über den Atlantik gefahren. Als sie älter wurde, diente sie nur noch als Transportschiff, das im Küstenverkehr in Süd- und Mittelamerika eingesetzt wurde. In der Unglücksnacht kam sie von Norfolk mit einer Ladung Rohtabak nach New York, wo sie jahrelang nicht mehr gewesen war. Dies sollte die letzte Fahrt des Frachters sein. Die Schrottfirma Wise & Smith hatte ihn bereits zur Ausschlachtung aufgekauft. Besitzer der Firma war Carter Lidell. Ein sehr reicher Mann, wie uns Lemming erklärte, der Spielsalons besaß, das große Geld mit allerlei Geschäften und Beteiligungen gemacht hatte und unter den Börsenjobbern der Wall Street einen Namen hatte.
    »Ich wurde angerufen«, polterte Lidell los. Er wollte auf das Schiff. Perrison versperrte ihm den Weg. »Niemand außer der Polizei darf vorläufig dorthin, Mister Lidell. Es besteht der Verdacht, dass auf der Silvermoon ein Verbrechen verübt worden ist. Das Schiff ist bis auf Weiteres beschlagahmt. Zwei meiner Cops werden in der Nacht die Bewachung übernehmen. Die Besatzung hat das Schiff zu verlassen.«
    »Aber es ist doch schließlich mein Schiff«, erwiderte Carter Lidell.
    »Es bleibt Ihnen ja auch«, erklärte Perrison lächelnd. »Sobald es freigegeben wird, können Sie es zur Verschrottung abschleppen lassen.«
    Lidell brummte etwas Unverständliches, ging zur Seite und mischte sich unter die im Regen stehenden Leute.
    ***
    Der Doc machte ein nachdenkliches Gesicht, als er wieder auf uns zutrat. »Es handelt sich um das Skelett eines Mannes«, sagte er. »Das ergibt sich aus der Form des Beckens. Der Mann wurde durch einen Schuss in den Kopf getötet. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Mann gehinkt.«
    »Woraus schließen Sie das?«, wollte Phil wissen.
    »Der rechte Hüftknochen ist schwerer und größer als der linke. Außerdem ist der rechte Oberschenkelkopf größer. Das bedeutet, dass der rechte Hüftknochen lange Zeit das Hauptgewicht des Körpers, tragen musste, woraus wieder hervorgeht, dass der Mann das linke Bein nachzog und hinkte.«
    »Können Sie uns etwas darüber sagen, wann der Mann erschossen wurde? Oder wie alt das Skelett ist?«
    Der Arzt strich mit der Hand Regentropfen aus dem Gesicht. »Meiner Ansicht nach ist das Skelett fünf Jahre alt«, meinte er dann.
    »Ein Mann, der hinkte und vor etwa fünf Jahren mit einem Schuss durch den Kopf ermordet wurde«, rekapitulierte Phil.
    Unter der Aufsicht des Arztes und des Inspektors wurden das Skelett und alles, was sich in dem schmalen Bugraum befand, sichergestellt und abtransportiert. Die Besatzung des Schiffes ging von Bord. Zwei von Perrisons Männern übernahmen die Bewachung des Schiffes.
    Phil und ich fuhren im Jaguar hinter dem kleinen Konvoi her, der den Pier verließ.
    Der Nebel
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