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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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Tiefenangst. Glenda konnte es nicht sehen, sie spürte nur, daß immer mehr Blut aus ihrem Gesicht strömte und sie blasser wurde.
    Sie drehte sich um.
    Das alte Gewölbe besaß zu wenige Fenster, um erhellt zu werden, dennoch reichte die graue Helligkeit aus, um den Mann zu sehen, vor dem sie sich so fürchtete.
    Bonzo!
    Auch jetzt trug er seine dunkle Brille. Die schwarzen Gläser wirkten auf Glenda Perkins wie böse Augen, in denen ein Gruß aus der Hölle schimmerte.
    Bonzo hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Er tat nichts, er stand nur da. Wahrscheinlich hatte er von seiner Herrin den entsprechenden Befehl bekommen oder wartete erst neue ab.
    »Ist sie da?« Die Stimme der Marquesa hallte durch den langen Raum. Sie selbst war nicht zu sehen, von Bonzo bekam sie keine Antwort, und Glenda schwieg ebenfalls.
    »Ich komme!«
    Sie fügte noch ein Lachen hinzu. Glenda schüttelte sich. Es war ein Schauer der Kälte, die sie durchrieselte und sich auch mit ihrer Angst vermischte.
    Bonzo setzte sich in Bewegung. Er konnte fast lautlos gehen und nahm eine andere Stellung ein. An der gegenüberliegenden Schmalseite des langen Labortisches baute er sich auf. Dort blieb er stehen, ohne sich zu rühren. Ein stummer Wächter, der auf Befehle wartete.
    Glenda durchschaute seinen Plan sofort. Die Stelle, wo Bonzo jetzt stand, war äußerst günstig für ihn. So konnte er die beiden Seiten des langen Labortisches im Auge behalten und nahm der Gefangenen damit jede Fluchtchance.
    Hinter ihm flackerten plötzlich Kerzenflammen. Die Marquesa trug den dreiarmigen Leuchter. Sie hielt ihn so hoch, daß die Flammen an die Decke verschwommene Kreise malten.
    Sehr langsam kam sie herbei. Unter ihren Fußsohlen knirschten kleinere Steine. Bonzo geriet ebenfalls in die Lichtkreise. Sein Gesicht wirkte wie eine rötlichgelbe Maske, in der sich nichts rührte.
    Die Marquesa stellte den Leuchter ab. Er fand seinen Platz zwischen den zahlreichen Glasgefäßen auf dem Labortisch und erhellte ihn bis über die Hälfte seiner Länge.
    »Du hast den falschen Weg gewählt«, erklärte die Marquesa.
    »Wer sich einmal in meinem Schloß befindet, entkommt mir nicht mehr, wenn ich es nicht will.«
    »Das habe ich bemerkt«, erwiderte Glenda.
    Die Adelige lachte. »Weshalb dann die Umstände? Ich wollte dich haben, jetzt habe ich dich, und der Schacht ist tief genug, um auch deinen Kadaver zu schlucken.«
    Glenda erschrak über die harten Worte der Frau. »Wie auch die anderen sechs?« fragte sie.
    »Nein, da irrst du dich. Sie sind zwar tot, aber nicht der Schacht hat sie gefressen. Diese Mädchen waren als Opfer ausersehen. Das mußte ich so halten.«
    »Für die Schlange, nicht?«
    Die Marquesa stand im Schein der drei Kerzen, und Glenda Perkins sah ihr Nicken. »So ist es. Skylla brauchte die sechs Menschen. Ich merke schon, daß du dich gut informiert hast. Eigentlich zu gut für eine Rucksack-Touristin. Wer bist du wirklich?«
    »Glenda Perkins.«
    »Das habe ich mir gedacht. Aber wo kommst du her? Du bist nicht so harmlos, wie du dich ausgegeben hast.«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann sag es!«
    Glenda sah nicht ein, aus welchem Grund sie die Wahrheit verschweigen, sollte. Deshalb erklärte sie mit fester Stimme: »Ich bin gekommen, um dir das Handwerk zu legen!«
    Die Marquesa lachte. »Das Handwerk zu legen?« wiederholte sie.
    »Ausgerechnet du? Das kann ich nicht glauben.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wer ist schon so wahnsinnig und kommt freiwillig her? Bist du eine Selbstmörderin?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Es kommt mir so vor, denn jede, die ich hier hatte, lebt nicht mehr. Skylla brauchte sie.«
    »Sechs Mädchen?« fragte Glenda.
    »Ja, sechs. Denn die Schlange hat sechs Tentakel. Sie ist eine Mischung aus Schlange und Krake. Ein für Menschen furchtbares Geschöpf, ein Seemonstrum, über das viel erzählt wurde. Schon im Altertum hat man Skylla gesichtet, wie sie die Küsten des alten Italiens unsicher machte. Aber sie lebt auch heute.«
    »Die hat es doch nie gegeben!« wiedersprach Glenda.
    »O doch, es gab die Skylla.«
    »Und sie hat bis heute überlebt?«
    »Stell dir mal vor, das hat sie. Oder nicht?« Die Marquesa kicherte. »Ich weiß nicht, ob es das gleiche Ungeheuer ist wie damals. Es war mir auch egal. Ich wollte etwas anderes von ihr. Und weißt du was, kleine Glenda Perkins?«
    »Nein!«
    »Das hättest du dir leicht denken können. Jugend, Frische. Ich wollte nicht älter werden, deshalb habe ich Skylla
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