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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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der graugrünen Haut rann das Wasser in Streifen nach unten, und Skyllas sechs Greifarme zitterten, als würden sie permanent von einem Windhauch getroffen.
    Eigentlich gab es für dieses Monstrum nur eine Lösung. Es mußte uns angreifen.
    Weshalb tat es das nicht?
    Noch bewegten sich die Tentakel nur langsam. Sie senkten und drehten sich dabei, selbst die Köpfe gerieten in kreisende Bewegungen, als wollten sie mit ihren Augen die nähere und weitere Umgebung nach einer eventuellen Fluchtchance für uns erkunden.
    »John, wir sollten wieder starten!«
    Ich sprach nicht gegen Wills Vorschlag. Nur einen Schritt brauchte ich zurück zu gehen, um das Ruder zu erreichen. Vorsichtig bewegte ichmich, und es geschah nichts, obwohl uns mindestens drei Köpfe, also sechs Augen, unter Kontrolle hielten.
    Das ließ mich hoffen.
    »Jetzt mußt du schnell sein, John«, sagte der Kommissar, der dicht an der Reling stand und sich mit beiden Händen an deren Handlauf festklammerte.
    Ich gab ihm keine Antwort. Plötzlich spürte ich die Strahlen der heißen Sonne doppelt stark. Ich war ins Schwitzen gekommen. Die Schweißperlen flossen über meinen Rücken, und auch an den Handflächen spürte ich die Feuchtigkeit, als ich das Holzruder umklammerte.
    Der steckende Zündschlüssel blinkte mir zu, als er von einem Sonnenstrahl getroffen wurde.
    War er die Chance?
    Konnten wir tatsächlich mit unserem Boot schneller sein, als das verfluchte Monstrum?
    Diese Frage stellte ich mir immer wieder, als ich mich auf den Startvorgang konzentrierte.
    In meinem Rücken drängte Will Mallmann. Seine Stimme erreichte mich als zischender Hauch. »John, ich glaube, unsere Galgenfrist läuft…«
    Das letzte Wort ging im Stargeräusch unter. Plötzlich bekam die Maschine Saft. Der Motor lief an, die Schraube am Heck drehte sich, Wasser schäumte und quirlte, ich gab Vollgas und hoffte, das richtige getan zu haben.
    Auch Will Mallmann mußte sich festklammern, sonst wäre er umgerissen worden. Durch den heftigen Start wollte das Boot mit dem Bug aus dem Wasser schießen, während das Heck tief in die Fluten gedrückt wurde. Ein schaumiger Teppich umgab uns, wir schossen in die lange Dünung hinein, während die Wellen vom Bug des Bootes gebrochen wurden und als Gischtregen über Deck spritzten.
    Daß wir durchnäßt wurden, machte uns nichts aus. Durch den Wasservorhang konnte ich für die Dauer einiger Sekunden nichts sehenund wußte nur, daß wir eigentlich voll auf die verdammten Klippen zuhielten, denn auch sie waren unsere Feinde.
    Dabei fragte ich mich, wer von ihnen schlimmer war. Die Klippen oder das Monster?
    Vielleicht das Monster.
    Wir jagten weiter. Ich riskierte einen Blick zurück. Skylla schaute weiterhin aus den Fluten. Ihre Haltung hatte sie nicht verändert, aber genau jetzt drehte sie ihre sechs langen Fangarme in unsere Richtung, und ich spürte das kalte Gefühl der Gefahr im Nacken.
    »John, du mußt noch schneller sein!« brüllte Will Mallmann gegen den Lärm des Motors an. »Noch schneller…«
    »Da sind die Klippen!«
    »Das Monstrum ist schlimmer.«
    Da konnte Will recht haben, doch ich wollte nicht mit voller Wucht gegen die Felsen geschleudert werden. Noch huschten wir fast über die Oberfläche des Wassers hinweg, schnitten die anlaufenden Wellen, bekamen das salzige Spritzwasser mit, und ich hielt das Ruder mit beiden Händen so hart fest wie nur eben möglich.
    Durch die hohe Geschwindigkeit begann das Boot auch zu tanzen. Von einer Seite auf die andere schleuderte es, so daß ich das Gefühl hatte, als würden die vor mir aus dem Wasser ragenden Felsbuckel ebenfalls einen wilden Tanz aufführen. Mal sah ich sie rechts, dann wieder links, im Wellental hoch über mir, auf dem Wellenkamm unter mir.
    Ein unberechenbares Wechselspiel, das mich durcheinander brachte und mich daran hinderte, Pläne zu schmieden. Um es dem Monstrum schwerer zu machen, fuhr ich leichte Schlangenlinien. Ich hörte Wills Fluchen, das verständlich war, denn es würde ihm nicht leichtfallen, die bei dieser Fahrweise entstehenden Fliehkräfte auszugleichen.
    Der erste Felsen.
    Er wurde immer größer, je mehr ich mich ihm näherte. Durch das Schwanken des Bootes tanzte auch er, und ein zweiter Brocken stand so dicht in seiner Nähe, daß ich bei diesen heftigen Bewegungen das Gefühl bekam, als wären die beiden miteinander verwachsen.
    Es half nichts. Wenn ich die Lücke zwischen den Klippen finden wollte, mußte ich mit dem Tempo herunter.
    Das
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