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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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tat ich auch.
    Will Mallmann regte sich auf. »John, das kannst du schlecht machen!«
    »Schau dir mal die Felsen an!«
    Ob Will es tatsächlich tat oder nicht, war mir egal. Ich wollte durch die Lücke, visierte sie an und stellte fest, daß ich noch immer zu schnell fuhr.
    Also noch mehr Tempo raus!
    Jetzt klappte es besser. Ich konnte mich einigermaßen gut auf die Aufgabe konzentrieren, merkte aber schon sehr bald, daß unser Boot von der Strömung gepackt und schneller wurde. Das heißt, das ablaufende und auch ziehende Wasser riß es auf die Lücke zwischen den Klippen zu.
    Ich steuerte gegen, versuchte alles, was in meinen bescheidenen Kräften stand und mußte mich doch auf die gurgelnde Flut und Strömung verlassen, die uns in die Lücke hineinriß.
    Rechts von mir huschte der große Felsen vorbei. Das Gestein glänzte in einer matten Schwärze. In den Rillen und Vertiefungen schillerten zahlreiche Wassertropfen.
    Als das Boot einen heftigen Schlag genau auf die entgegensetzten, der Backbordseite bekam, dachte ich, alles wäre verloren. Ich sah mich schon ins Wasser fallen, untergehen und inmitten zahlreicher Trümmer wieder hochgespült werden.
    Wir hatten Glück und kamen durch.
    Zwar schwankte das Boot noch einmal gefährlich, aber die erste Klippe schafften wir.
    »Verdammt, John, das war gut.« Ich schaute kurz über die Schulter und sah Will flach auf den Planken liegen. »So kann ich mich besser halten«, keuchte er.
    »Schlaf nur nicht ein!«
    »Bei den Fangarmen!«
    Damit hatte er mich wieder auf das eigentliche Thema gebracht.
    Es war kaum zu fassen, aber Skylla, die Riesenschlange mit den sechs Köpfen, verschwand im Meer.
    Der für uns noch nicht sichtbare gewaltige Restkörper sorgte dafür, daß auch die Tentakel schon sehr bald von den gischtenden Wellen überspült wurden.
    Noch ein Kopf tauchte für einen kurzen Moment auf, so daß er mich an das Seerohr eines U-Bootes erinnerte, dann verschwand auch er im gurgelnden Wasser.
    Will Mallmann stand auf. Er kam zu mir gewankt. Der Kommissar mit der Römernase hatte seinen Hut verloren. Will war ebenso naß wie ich, grinste verzerrt und schüttelte den Kopf. »War das echt, oder habe ich einen Traum erlebt?«
    »Seit wann kannst du bei Sonnenlicht schlafen?«
    »Weshalb ist das Monstrum denn verschwunden?«
    »Beim nächstenmal kannst du es fragen. Und jetzt laß mich in Ruhe! Ich muß den Kahn sicher an Land bringen.«
    Den Vorsatz hatte ich zwar, ob es klappte, war mehr als fraglich, denn die freien Stellen zwischen den aus dem Wasser schauenden Felsen wurden noch schmaler.
    Und dann sah ich die ersten blanken Steine dicht unter der Oberfläche. Manchmal als graue oder schwarze Schatten vorbeihuschen.
    Über ihnen strömte das Wasser hinweg, es gurgelte auch an den Bordwänden vorbei.
    Die Entfernung zum Strand war geschrumpft. Vielleicht konnten wir schon stehen, aber die Gefahr war nicht vorbei. Wieder einmal bekam unser Boot einen Schlag.
    Will hielt sich fest, ich steuerte gegen und konnte nicht verhindern, daß wir uns im Kreis drehten.
    Im nächsten Augenblick bekamen wir den Stoß, der uns aus dem Kreisel heraustrieb. Ich wollte schon aufatmen, als mir das Knirschen die Luft zum weiteren Sprechen nahm.
    Unter dem Kiel mußten Klippen so scharf wie Messer in den Bootskörper gejagt sein. Sie hatten ihn regelrecht aufgeschlitzt, denn Wasser quoll durch den Rumpf.
    Ich schimpfte, konnte nicht mehr stoppen, wir bekamen noch mehr Fahrt, das Leck wurde größer und größer.
    »Wir müssen raus!« rief der Kommissar.
    Ich stellte den Motor ab, jetzt schob uns die Strömung weiter, während nach wie vor Wasser in den Bootskörper drang.
    Und noch jemand kam.
    Ein Tentakelarm. Gar nicht weit von uns entfernt drückte er sich aus dem Wasser. Wir sahen das Mädchengesicht und glaubten sogar, daß es zu einem Grinsen verzogen war. Für einen Moment schwebte und schwankte es über den Klippen, bevor der Arm wieder zurückgezogen wurde und im ufernahen gurgelnden Wasser untertauchte.
    Unsere Füße wurden vom Wasser längst umspült. Es schäumte an den Knöcheln, das Boot bekam mehr Gewicht, und noch immer spielte die Strömung mit ihm.
    »Skylla läßt uns nicht aus den Augen!« keuchte Will Mallmann.
    »Das ist schrecklich.«
    »Dann drück nur die Daumen, daß wir auch den Strand erreichen«, erwiderte ich.
    Im nächsten Augenblick hatten wir tatsächlich das Gefühl, in ein tanzendes Karussell geraten zu sein. Verschiedene Strudel schoben uns
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