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0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

Titel: 0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1
Autoren: Jason Dark
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endgültige Aus, aber er trieb diese Mischung aus Kunstmensch und Zombie die Stufen der Treppe hinab, wo er sich nicht mehr halten konnte, mit seinen steif wirkenden Armen ruderte und abermals bis zum nächsten Treppenabsatz flog, bevor er ruhig liegenblieb.
    Natürlich lief ich ihm nach, aber was brachte das alles ein? Das Spiel würde wieder von vorn beginnen. Ich konnte tun, was ich wollte, auf diese Art und Weise besiegte ich ihn nicht.
    In Reserve hatte ich die geweihten Silberkugeln und mein Kreuz.
    Beides konnte ich noch einsetzen, hätte es auch getan, aber ich wollte zunächst wissen, woran ich bei ihm war.
    Deshalb ging ich dicht neben ihm in die Knie. Bevor er noch hochkommen konnte, ließ ich den Stock fallen und griff mit beiden Händen nach seinem Hals.
    Zum erstenmal hatte ich einen körperlichen Kontakt mit ihm bekommen, ich spürte unter meinen Fingern eine glatte Masse, die zudem einen andersartigen, dennoch typischen Geruch ausströmte, wie ich ihn auch schon wahrgenommen hatte.
    So roch Wachs!
    Und das genau war die Lösung.
    Ich kämpfte mit keinem Zombie, mit keinem künstlichen Menschen à la Frankenstein, sondern mit einer lebenden Wachspuppe…
    ***
    Im ersten Augenblick war ich geschockt. Meine Hände hielten noch immer den Hals. An den Innenseiten der Finger spürte ich die Kräfte des Wachses, das mir vorkam wie steifes Fett und ein Gefühl des Ekels in mir hochsteigen ließ.
    Er stemmte sich dagegen. Erwürgen konnte ich ihn nicht, vielleicht hätte eine Kugel ausgereicht, um sein dämonisches Dasein zu zerstören, doch der Schuß wäre sicherlich gehört worden und hätte irgendwelche Fehlreaktionen auslösen können.
    Mir fiel eine andere Lösung ein. Eine, die man mit Nummer Sicher umschreiben konnte.
    Feuer!
    Das Treppenhaus bestand aus Stein, das Geländer war aus Metall, es gab nicht einmal einen Handlauf aus Kunststoff, so daß eigentlich nichts brennen konnte und das Risiko sich in Grenzen hielt.
    Aber ich mußte schnell sein.
    Als ich hochkam, kickte ich den langen Knüppel aus seiner unmittelbaren Reichweite und hielt schon mein kleines Feuerzeug in der Hand. Die Flamme fuhr aus der kleinen Düse, zuckte von links nach rechts und hatte plötzlich einen Fetzen seiner Kleidung in Brand gesteckt.
    So sollte es auch sein.
    Die Kleidung war nicht nur alt, auch trocken, und sie brannte wie der berühmte Zunder.
    Als die lebende Wachsfigur auf den Beinen stand, züngelten die langen, heißen Finger bereits an seinem Körper hoch. Bald hatten sie den wamsartigen Rock erfaßt und breiteten sich weiter aus.
    Ihn rettete nichts mehr.
    Ich wollte nicht unbedingt von dem Feuer erfaßt werden und sprang einige Schritte zurück.
    Vor mir auf dem Absatz stand eine Fackel.
    Kein Mensch, eine Wachspuppe.
    Er bot ein loderndes, schaurigschönes Bild und zeichnete innerhalb der Dunkelheit eine zuckende heiße Insel nach, wobei sich seine Gestalt innerhalb der nächsten Sekunden veränderte.
    Sie schmolz zusammen.
    Dieses Bild war mehr als schaurig. Das Wachs löste sich auf, die Proportionen wurden verschoben, so daß eine Szene entstand, vor der man sich fürchten konnte.
    Ich bezeichnete mich als einen Mann mit starken Nerven. In diesem Fall blieb ich nicht unberührt, und ich mußte mir immer wieder einhämmern, daß diese von einem Flammenmantel umgebene Figur kein Mensch, sondern eine Wachspuppe war.
    Sie zerfloß zu breiigen, dicken Klumpen, die sich an allen Seiten des Körpers gleichzeitig lösten, neue Formen bildeten, die ineinanderflossen, sich wieder veränderten und alle nur einen Weg hatten.
    Den nach unten.
    Sie gehorchten der Erdanziehungskraft, rannen in die Tiefe, den Füßen entgegen, die ebenfalls einschmolzen und die Wachsfigur auf dem Fleck hielten, so daß sie sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnte. Sie klebte fest. Dabei wurde sie immer kleiner, während das Wachs an den Außenseiten in dicken Tropfenbahnen nach unten rann.
    Ich hörte keinen Schrei, kein Stöhnen, und auch das Schmelzen des Materials verursachte keine Geräusche. Die einzigen Laute gaben die Flammen ab. Es war ein leises Knattern, vermischt mit einem Fauchen, das an meine Ohren drang.
    Sicherheitshalber hatte ich mich zurückgezogen. Ich stand in der Mitte eines Treppenabsatzes, schaute zu und sah auch die flackernden Schatten an den Wänden des Treppenhauses, die den Vorgang vergrößert und auch verzerrt wiedergaben.
    Allmählich sackte das Feuer zusammen. Auf dem Absatz hatte sich eine große
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