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0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

Titel: 0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1
Autoren: Jason Dark
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Streckbank klingen…
    Natürlich enthielt das London Dungeon auch ein solches Folterinstrument, das ich mir näher anschauen wollte. Im Moment wurde ich nicht angegriffen, so lief ich weiter durch den rotvioletten Lichtschein und beobachtete auch den Würfel.
    In meinen Händen war er gut aufgehoben. Er »meldete« sich in seinem Innern, denn die Schlieren blitzten hin und wieder auf wie kleine Sterne.
    Der Quader stand unter »Strom«. Er kämpfte gegen die Magie seines Zwillings an, um diese auszuschalten oder im Gleichgewicht zu halten, was auch immer. Und so etwas kostete Energie.
    Dann sah ich die Streckbank. Sie war sehr groß. Unter der Decke der Nische hing eine Lampe, deren breiter Schein die rechteckige Bank erfaßte. Sie besaß breite Ränder, auf denen die Folterknechte standen und die langen Hebelstangen betätigten, mit denen die gefesselten Opfer gestreckt wurden, an Händen und Füßen in entgegengesetzte Richtungen gezogen.
    Das geschah hier. Die Wachsgestalten der Folterknechte waren zu einem unheimlichen Leben erweckt worden, sie bewegten die Stangen und setzten die Streckbank in Gang.
    Ich stand im Schatten, schaute mir die Gestalten an und kam zu der Erkenntnis, daß ich einen der beiden schon gesehen hatte. Jedenfalls hatte der Besucher bei mir im Hausflur Ähnlichkeit mit diesen Folterknechten.
    Schritte hörte ich.
    Sie klangen lauter als das Quietschen der Folterbank. Ich drehte mich um und sah einen Henker vorbeikommen. Er trug einen Kopf auf beiden Händen. Beinahe majestätisch schritt der schwarzgekleidete Typ vorbei und verschwand.
    Ich schüttelte den Kopf und dachte an meine beiden Gegner, von denen ich noch immer nichts gesehen hatte. Auch Suko warverschwunden. Die Vorstellung, daß er sich in den Händen meiner Feinde befinden könnte, gefiel mir überhaupt nicht.
    In der nächsten Nische sah ich ein Skelett im eisernen Schandkäfig. Die bleichen Knochen klapperten, und der Käfig bewegte sich wie bei einem Sturm.
    Auf der anderen Gangseite vernahm ich das dumpfe Poltern.
    Wenig später erreichte ich den Lichterkreis und sah eine sehr schlimme Folterszene.
    Unter einem mit Steinen beschwerten großen Brett lag ein Mann.
    Einer der Folterknechte war dabei, felsbrockenartige Steine in die Nähe des Brettes zu rollen, um sie darauf zu wuchten. So hatte man früher auch bestraft. Die Gequälten erlitten einen fürchterlichen Tod.
    Ich wandte mich ab.
    Zum Glück bestanden die Figuren aus Wachs. Wenn ich mir aber vorstellte, daß dies alles einmal passiert war, von Menschen ausgedacht, dann konnte ich schon ein drückendes Gefühl in der Magengrube bekommen.
    Natürlich achtete ich nicht nur auf die abgebildeten Szenen, sondern auch auf die normale Umgebung.
    Sie hatte sich meiner Ansicht nach verändert. Das rote Licht, das mich meinen Weg über begleitete, war intensiver geworden, so daß ich allmählich das Gefühl bekam, mich seiner eigentlichen Quelle zu nähern.
    Und die hieß Akim Samaran!
    Sie mußte einfach so heißen.
    Auf die Streckbank-Geräusche achtete ich ebenso wenig wie auf das Poltern, denn vor mir bewegte sich jemand durch die Finsternis.
    Und der sah nicht so aus wie ein Folterknecht. Es war jemand, der aus der normalen Zeit stammte, plötzlich stehenblieb und mich anschaute, bevor er den Mund öffnete.
    »Willkommen in Londons Gruselkammer Nummer l, Geisterjäger«, erklärte mir Akim Samaran höhnisch…
    ***
    Uta Gerber stand auf dem Fleck, hatte die Mordklinge gesenkt und mit der Spitze gegen den Boden gedrückt. Ihr Kopf war in den letzten Minuten leer geworden, und so sah auch der Blick aus.
    Sie starrte ins Leere…
    Dabei vernahm sie die zahlreichen Geräusche, die um sie herum waren. Das Poltern und Rasseln, das Quietschen und Ächzen der furchtbaren Instrumente, und sie sah auch hin und wieder die zum Leben erwachten Figuren vorbeigleiten, ohne alles richtigwahrzunehmen und innerlich zu verarbeiten. Aus diesem Grunde dauerte es eine Weile, bis sie auf die Stimme des Sohnes aufmerksam wurde, der seine Mutter angesprochen hatte.
    »Mutti, du hast doch das Schwert!« Uta zuckte zusammen. »Was habe ich?«
    »Das… das Schwert!«
    »Ja, natürlich.« Sie atmete tief ein. »Natürlich habe ich das Schwert.«
    Jörg faßte nach ihrer freien Hand. »Willst du damit nicht kämpfen, Mutti?«
    Uta schüttelte den Kopf, obwohl sie es nicht wollte. »Wie meinst du das denn?«
    »Damit kannst du schlagen.«
    »Aber das ist Gewalt.« Jörg nickte. »Im Fernsehen machen
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