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0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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geschah auch, denn der silbrige Schein über den Wipfeln bewegte sich in unsere Richtung.
    Man hielt uns unter Kontrolle.
    Das konnte seine Gründe haben! Wahrscheinlich näherten wir uns dem Ziel der ersten Etappe. Möglicherweise störten wir auch einen gewissen Petar Kopanek bei irgendwelchen magischen Vorbereitungen, aber darauf wollten wir keine Rücksicht nehmen.
    Keiner von uns gab sich Mühe, leise zu sein. Wir räumten zur Seite, was zur Seite zu räumen war. Und wir freuten uns darüber, daß dieser dichte Wald endlich lichter wurde.
    Das Gelände ähnelte wieder mehr einem Friedhof. Wir sahen auch alte Grabsteine aus dem Boden schauen. Sie bestanden aus modrigen, feuchten Gesteinsbrocken. Christliche Symbole entdeckte ich an diesem Ort überhaupt nicht.
    »Das ist der unheimlichste Teil«, flüsterte der Russe hinter mir.
    Ich schielte in die Höhe.
    Der Schein begleitete uns. Leider sahen wir nichts von den schwebenden Leichen. Sie hielten sich sehr geschickt zurück, im Gegensatz zu dem Russen, der seine Kenntnisse unbedingt an den Mann bringen wollte.
    »Ich habe mal gelesen, daß auf diesem Teil des Friedhofs der Teufel regiert haben soll. Das steht auch in der Legende des Rabbi Loew. Hier ist damals etwas Schreckliches passiert. Schau dir doch die Steine mal an, John. Sie sind grau, auch schwarz, und diese Farbe kommt nicht von ungefähr, das kannst du mir glauben.«
    »Später…«
    »Ich wollte es dir nur gesagt haben.«
    Zum Glück war Golenkow ruhig. So konnte ich mich auf den weiteren Weg konzentrieren, der rechts in eine Lichtung mündete. Den Eindruck jedenfalls hatte ich zuerst, bis ich meine Meinung revidieren mußte.
    Man konnte es nicht als Lichtung bezeichnen, was sich da vor uns auftat. Das war bereits ein großer Platz, der sich uns öffnete, und in seiner Mitte stand ein Bauwerk.
    Wir blieben überrascht stehen. Im Hals spürte ich das trockene Gefühl, denn dieses Bauwerk machte mir genau den Eindruck einer alten Leichenhalle.
    Die Steine waren im Laufe der Zeit nachgedunkelt. Das Dach zeigte offene Stellen. An den Seiten war es weit nach vorn gezogen.
    Auch die große Holztür hatte der langen Zeit Tribut zollen müssen.
    Sie bestand mehr aus Moder als aus einem festen Material.
    Durch die schwebenden Leichen fiel der fahle Glanz bis gegen das Gemäuer und gab ihm ein völlig unnatürliches Aussehen.
    Auch in der Nähe des Gebäudes ragten noch die Grabsteine aus dem Boden. Sie erinnerten mich an breite, verbrannte, abgehackte Arme und kamen mir auch mahnend vor.
    Noch standen wir in relativer Deckung der Bäume. Wenn die Leichen uns angriffen, würden sie es schwerhaben. Deutlich war die erste Leiche zu sehen.
    Ein weißhaariger Toter, der sich über die Wipfel der Bäume hinweggeschoben hatte, mit dem Gesicht nach unten lag und so in die Tiefe schauen konnte.
    Auch der zweite erschien.
    Er hielt sich schräg hinter dem ersten Toten. Es sah für mich so aus, als würde er von großen Händen kurzerhand durch die Luft auf uns zugeschoben.
    Ein unheimliches Bild! Und ein Vorgang, für den wir bisher keine Erklärung gefunden hatten.
    Der Russe wurde nervös. Er fummelte mit seiner Pistole herum und ließ sich von mir auch nicht abhalten, zu feuern.
    »Nein, jetzt nicht mehr«, sagte er, zielte auf die nächstschwebende Leiche und drückte ab.
    Das Mündungsfeuer sah ich, den Einschlag bekamen wir beide mit, denn der Körper wurde kurz durchgeschüttelt. Mehr geschah nicht. Die Kugel holte die Leiche nicht aus der Luft.
    Ich wunderte mich, daß Wladimirs Geschoß nicht zersprüht war, als es die Aura durchbrochen hatte. Eine Erklärung konnte ich nur insofern geben, daß dieses starke Licht wohl nur auf magische Dinge reagierte.
    Golenkow hob die Schultern. »Ja«, sagte er, »dann werden wir uns wohl etwas anderes einfallen lassen müssen, um die Toten zu besiegen.«
    Ich deutete auf das Haus. »Das ist unser Ziel.«
    »Und wen erwartest du da?«
    »Kopanek.«
    Er verzog den Mund. »Ich bin gespannt, ob er tatsächlich da auf uns lauert.«
    »Das kannst du auch.«
    Mehr sagte ich nicht. Mit vorsichtigen Schritten überwand ich die Distanz zum Haus.
    Der Russe blieb zurück. An der Tür drehte ich mich um. »Willst du nicht nachkommen?«
    »Nein, ich warte.«
    »Wenn dich die Leichen angreifen, bist du verloren!«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Ich wollte widersprechen, doch es hatte keinen Sinn, das sah ich sehr schnell ein. Wladimir gehörte zu den Leuten, die immer ihren eigenen Weg
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