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0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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beschäftigt und auch Schriftsteller nicht ruhen lassen. Dabei dachte ich an die Frankenstein Story und nicht zuletzt an Gustav Meyrink, der im Jahre 1915 seinen Roman über den Golem geschrieben hatte.
    »Und du bist der Erbe des Rabbiners Loew?« fragte ich.
    »Auch das.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, war der Rabbi Loew ben Bezaleel schon tot, als dieser Friedhof entstand.«
    »Richtig. Aber er lebte trotzdem. Sein Geist war und ist hier. Das darfst du nicht vergessen. Es ist ihm allein gelungen, mit den dunklen Mächten einen Pakt zu schließen. Er hat den Golem erfunden und nicht nur ihn. Der Golem ist eine lebende Tonfigur gewesen, für mich war etwas anderes viel wichtiger.«
    »Willst du darüber sprechen?«
    »Ja, denn es gehört dazu. Nicht der Golem, wie ich dir schon sagte, sondern das Produkt, das auch Goethe in seinem zweiten Teil des Faust-Dramas herausgestellt hat.«
    »Homunkulus!«
    »Genau das, Menschlein.«
    Petar Kopanek hatte es mit einer solchen Inbrunst gesagt, daß ich Furcht bekam. Vor dem menschlichen Leben besaß ich eine große Ehrfurcht, und ich wußte auch, daß man dem Herrgott auf keinen Fall ins Handwerk pfuschen durfte. Der Mensch ist einmalig. Man kann ihn einfach nicht nachempfinden oder nachmodellieren, das mußten auch die dunklen Mächte der Finsternis einsehen.
    Leider taten sie es nicht. »Können wir endlich zur Sache kommen?« fragte ich in das Dunkel hinein. Zum Plaudern war ich schließlich nicht hergekommen.
    »Einen Augenblick noch.« Er hatte so gesprochen, daß ich ihm glaubte. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Schritte und verstand auch seine Frage: »Weshalb kommt der andere nicht?«
    »Er will warten.«
    Der Tscheche lachte. »Dann kann er sich nur wundern, wenn ihn die Magie wie ein Unwetter überfällt.« Er hatte den Satz kaum beendet, als ich ein Kratzen hörte, winzige Funken sah, die sich zu einer Flamme vereinigten.
    Ein Streichholz war entzündet worden, und der Tscheche hielt es zwischen den Fingern. Er schaute für einen Moment der Flamme zu und zündete dann einen Kerzendocht an.
    Die Kerze nahm die Flamme an. Ein kleiner Teil der Halle wurde aus der Finsternis gerissen, und ich schaute zu, wie Kopanek auch noch weitere fünf Kerzendochte in Brand setzte.
    Sechs brannten jetzt.
    Und das hatte seinen Grund. Denn die Kerzen rahmten die Ecken eines Druidensterns ein, der in der Mitte der Halle auf den Boden gemalt worden war.
    Ich war nicht einmal überrascht. Vielleicht über die schwarzen Kerzen, aber nicht über den Druidenstern, denn der Rabbi Loew war im Prinzip ein Geistlicher gewesen, der sich auch der Magie verschrieben hatte.
    Nicht ihn sah ich, sondern seinen Nachfolger.
    Und er, der vom fahlen Schein der Kerzen angestrahlt wurde, wirkte ebenfalls wie eine schaurige düstere Figur, in seinem langen Mantel, dem Hut mit der breiten Krempe, die nur mehr den unteren Teil seines Gesichts freilegte.
    Er stand inmitten des Sterns, badete sich im flackernden Kerzenlicht und sah so aus, als wollte er neue Kraft tanken.
    Ich schaute mir den Stern genauer an. Schon des öfteren war mir dieses Zeichen begegnet, das sowohl für eine positive als auch negative Beschwörung benutzt werden konnte. Hier in dieser alten Leichenhalle würde der Tscheche schon dafür sorgen, daß die Beschwörung so auslief, wie er es wünschte.
    Mein Blick glitt über die Linien des Sterns. Bei der ersten Betrachtung hatte ich damit gerechnet, daß er auf den Boden gemalt war.
    Das stimmte nicht. Die einzelnen Seiten waren in den matt glänzenden Stein eingemeißelt worden. Regelrechte handbreite Furchen hatte man geschaffen und sie mit einer Farbe ausgemalt, die einen dunkelroten Ton besaß.
    »Du schaust ihn dir an?« fragte mich Kopanek.
    »Ja.«
    »Und du rätselst sicherlich, aus was der magische Stern besteht?«
    »Auch das.«
    Er lachte scharf, und sein Kopf bewegte sich dabei nickend nach vorn. »Es ist Blut«, flüsterte er. »Das Blut eines Menschen. Damals schon wurde der Stern damit gefüllt und nachgezeichnet. Hast du genau verstanden, Sinclair? Menschenblut. Es ist ein ganz besonderer Saft. Es sorgt dafür, daß die magischen Wünsche in Erfüllung gehen, wie du dir sicherlich leicht vorstellen kannst.«
    »Ich habe meinen Faust gelesen.«
    »Dann brauche ich dir nichts weiter zu erklären.«
    »Das will ich nicht sagen«, erwiderte ich. »Ich weiß zum Beispiel nicht genau, was du noch alles vorhast und wen du in deinen teuflischen Kreislauf mit einbeziehen
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