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0382 - Der Teufel wohnt nebenan

0382 - Der Teufel wohnt nebenan

Titel: 0382 - Der Teufel wohnt nebenan
Autoren: Der Teufel wohnt nebenan
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bimmelte das blecherne Glöckchen über der Ladentür noch immer. Vorsichtig ging Bright tiefer in den Raum hinein, darauf bedacht, keine Pyramide aufeinander getürmter Möbel umzuwerfen und nicht gegen die zum größten Teil ungerahmten, verstaubten Bilder zu stoßen, die überall an den Wänden und Möbel standen.
    Das ist keine Kunsthandlung, dachte Bright, das ist ein besserer Trödlerladen. Er benutzte seine Taschenlampe, um sich einige der Bilder anzusehen. Es waren stockkitschige Landschaftsbilder, galoppierende Pferde und mächtig gegen die sturmgepeitschten Wellen ankämpfenden Segelschiffe. Der schlechteste Geschmack der Jahrhundertwende in hundert und mehr Beispielen.
    Ein Hüsteln veranlasste Bright, sich umzudrehen. Aus einer Tür die er bis dahin noch nicht wahrgenommen hatte, trat ein Männchen von gnomenhafter Erscheinung. Es war höchstens fünf Fuß groß, allenfalls eine Idee darüber. Gekleidet war die vomübergebeugte Gestalt in schwarze, ungebügelte Hosen, ein schwarzes Jackett mit ausgefransten Ärmeln und ein zerknittertes Hemd, von dessen Kragen eine fleckige Krawatte mit ungeheuer großem Knoten herabhing.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte das Männchen.
    Bright erschrak beinahe. Die Stimme war unerwartet voll und tief, die Stimme eines Mannes, den man sich groß und kräftig vorstellen würde.
    »Guten Tag«, sagte Bright und tippte mit dem Zeigefinger an die Krempe seines Hutes. »Mein Name ist Bright. Ich wollte vielleicht ein paar Bilder kaufen.«
    »Gut, gut«, tönte die volle Stimme. »Sie können bei mir unter etwa vierhundert Gemälden wählen. Aquarelle, Radierungen, Holzstiche und Skizzen habe ich natürlich auch.«
    »Das ist schön. Ich würde etwas Modernes bevorzugen.«
    »Modem? Was verstehen Sie unter modern?«
    Das Männchen war langsame näher gekommen. Erst jetzt aus der Nähe konnte Bright sehen, dass es gar nicht so alt sein konnte, wie er beim ersten Anblick angenommen hatte. Die Haut des Gesichts war straff, zeigte kaum Falten und war sogar sehr von der Sonne gebräunt.
    Bright zuckte die Achseln.
    »Nun, was stellt man sich gewöhnlich unter modern vor? Etwas - ja, wie soll ich das sagen? Wissen Sie, ich bin kein Fachmann, ich mag nur einfach Bilder um mich herum.«
    »Ich hoffe, Sie bezeichnen mit modern nicht diesen Unfug, unter dem sich kein Mensch etwas Sinnvolles vorstellen kann? Damit wir erst einmal in groben Umrissen die Grenzen Ihres Geschmacks abstecken. Es sollen doch gegenständliche Darstellungen sein, nicht wahr. Sie wollen doch auf einem Bild erkennen, was Sie sehen?«
    Bright schüttelte langsam den Kopf. Vor seinem geistigen Auge standen die Arbeiten von Mick Forther, die er in dessen Zimmer gesehen hatte.
    »Ich weiß nicht«, sagte er mit einem fragenden Unterton. »Wenn ich auf eine möglichst genaue Abbildung eines realen Gegenstandes Wert lege, wäre es doch am zweckmäßigsten, ihn einfach fotografieren zu lassen, nicht wahr? Kein Maler kann dieses Maß von Genauigkeit erreichen, dass einer Fotografie anhaftet, wenn sie einigermaßen gut gemacht ist. Ich hatte eigentlich mehr an etwas Experimentelles gedacht.«
    »Dann sind Sie hier am falschen Ort, Sir. Ich führe nichts in dieser Art.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Bright. »Keine Bilder von Gloria Apson? Von Mick Forther? Von Splite Day - um ein paar Beispiele zu nennen?«
    Das Gesicht des Händlers verzog sich ein bisschen.
    »Sie nennen eine seltsame Zusammenstellung«, sagte er mit seiner sonoren Stimme. »Ich nehme an, Sie haben nicht ohne Grund diese drei Namen gewählt?«
    Bright lächelte dünn.
    »Nun ja«, murmelte er. »Ich habe gehört, dass diese drei jungen Leute umgekommen sind. Gerade deshalb interessieren mich ihre Bilder.«
    »So«, sagte die Stimme.
    »Vielleicht lässt sich mit solchen Bildern sogar ein Geschäft machen? Eine Ausstellung mit Werken junger, blutjunger Künstler, die im Zeitraum weniger Monate durch seltsame Umstände aus dem Leben scheiden mussten. Glauben sie nicht, dass allein dadurch eine gewisse Publicity gesichert wäre?«
    »Möglich. Dieser verrückten Menschheit ist alles zuzutraüen.Trotzdem kann ich Ihnen nicht dienen. Ich habe keine solchen Bilder.«
    »Na schön«, brummte Bright, »dann sehe ich mir mal ein bisschen an, was Sie hier vorrätig haben. Sie erlauben es doch?«
    »Selbstverständlich, Sir. Lassen Sie sich Zeit.«
    Irgendwo über ihren Köpfen ratterte eine Klingel.
    »Das Telefon«, erklärte der Kunsthändler. »Sie
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