Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Er hat sich dermaßen unermüdlich ins Zeug gelegt, daß er total erschöpft war. Ich konnte es nicht mehr mitansehen.«
    Zamorra schnunzelte. Er griff nach dem Whiskyglas, das Nicole ihm reichte, und nippte daran. Der Bourbon war ein Genuß, als er sich durch die Kehle und die Speiseröhre abwärts brannte und vom Magen ausgehend Wohlbehagen erzeugte. Es war jetzt kühler geworden, was die Gäste der Trümmerparty nicht davon abhielt, sich teilweise im Swimming-pool zu tummeln. Zamorra bediente sich an den Resten des Büfetts. Immerhin brauchte er nicht nur etwas zu trinken, sondern auch etwas zu essen. Sein aufkommender Hunger machte ihn darauf aufmerksam, daß das letzte Essen am Nachmittag stattgefunden hatte.
    »Und was hat Raffael zu dieser Zwangsmaßnahme gesagt?«
    »Er hat energisch protestiert. Aber ich habe ihn noch energischer in seine Unterkunft geschleppt. Er wollte wohl so lange hier arbeiten und bedienen, bis er per Notarztwagen nach Roanne oder Feurs hätte gebracht werden müssen. Typisch Raffael. Arbeiten bis zum Zusammenbruch.«
    Zamorra nickte. Raffael wurde allmählich zu einem kleinen Problem. Er war eine treue Seele, aber er war eben alt und konnte längst nicht mehr so, wie er wollte. Aber das mußte man ihm erst einmal beibringen. Das fiel wahrscheinlich weit schwerer, als Sara Moon dazu zu überreden, Merlin zu helfen…
    Zamorra leerte das Whiskyglas, füllte nach und prostete Ted Ewigk und Rogier deNoe zu, die sich unweit des Pools angeregt unterhielten - über Frauen und Geld; wie hätte es auch anders sein sollen? fragte sich Zamorra. Der Finanz- und Anlageberater schien dabei ein wenig abgelenkt zu sein. Kein Wunder bei dem aufregenden Bild, das sich ihm bot - Teri Rheken, die nur ihr hüftlanges Haar und ein strahlendes Lächeln trug, versuchte, den Wolf Fenrir in den Pool zu werfen.
    Zamorra schmunzelte. »Wenn Ihre Gefährtin Ihren andächtigen Gesichtsausdruck sehen könnte, Rogier -wahrscheinlich würde sie Ihnen die Augen auskratzen«, vermutete er.
    DeNoe grinste zurück. »Ja, also, wenn Sie mich so fragen - ich hoffe auf Milde. Aber beim nächsten Mal bringe ich sie mit, damit sie selbst sieht, welchen Versuchungen ich hier ausgesetzt bin.«
    Plötzlich tauchte Nicole wieder auf, die für ein paar Minuten abwesend gewesen war. Ihr Gesicht war ernst. Etwas zu ernst, dachte Zamorra alarmiert.
    »Da war gerade ein Anruf. Ich bekam ihn zufällig mit«, sagte Nicole leise.
    Zamorra runzelte die Stirn. »Sid Amos? Hat sich etwas in Sachen Sara Moon und Merlin ergeben?«
    Nicole schüttelte den Kopf.
    »Eine gewisse Birgit Focault war am Apparat. Sie klang ganz schön wütend. Sie läßt dir ausrichten, daß vor zehn Minuten im ganzen Haus sämtliche Bilder von der Wand gefallen und alle Spiegel zerbrochen sind. Und es gibt keine einzige heile Lampe mehr.«
    ***
    Zamorra drückte das Whiskyglas Ted Ewigk in die Hand. Er faßte sich an den Kopf. »Spinnt die Frau?« fragte er fassungslos. »Das ist doch einfach unmöglich!«
    »Sie klang gar nicht danach, als würde sie spinnen«, versetzte Nicole. »Sie war zornentbrannt. Wenn du es wagen würdest, noch einmal bei den Focaults aufzukreuzen, könntest du dir aussuchen, ob du dich von der Polizei rauswerfen lassen und festnehmen lassen oder von ihrem Mann mit der Schrotflinte erschießen lassen wolltest.«
    »Das hat sie gesagt?« staunte Zamorra.
    »Wörtlich, Chef. Was nun? Hast du nicht erzählt, du hättest diesen Poltergeist unschädlich gemacht?«
    Zamorra nickte. »Ich begreife nicht, was da schiefgegangen ist. Das Psi-Feld ist absolut neutralisiert. Der Dämon, der es manipulierte, hat dadurch keine Basis mehr. Wo nichts ist, kann auch nichts manipuliert werden.«
    »Könnte es vielleicht sein, daß dein Zauber nicht so richtig wirkt?« gab Nicole zu bedenken.
    Er schüttelte den Kopf. »Unmöglich«, sagte er. »Ich hätte es schon bei der Anwendung gemerkt. Daß die Poltergeist-Effekte wieder auftreten, ist völlig unmöglich. Da muß etwas anderes im Spiel sein. Ich muß sofort wieder hin.«
    »Festnahme oder Erschießen«, warnte Nicole. »Was ist dir lieber?«
    Er winkte ab. Sinnend betrachtete er das leere Whiskyglas, das Ted Ewigk auf die Büfettplatte gestellt hatte. Beide Male war es sehr voll gewesen.
    Nicole erriet Zamorras Gedanken.
    »Ich fahre dich«, sagte sie. »Ich bin stocknüchtern. Einer muß ja in diesem ganzen Laden die Kontrolle behalten.«
    »Dann los«, empfahl er. »Hoffentlich kommen die Herrschaften
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher