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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stehenblieb, um auf den geringsten Laut zu reagieren, der ihr nicht gefallen konnte.
    Zamorra bat Claudine, sich auf den Teppich zu setzen, nachdem er den Wohnzimmertisch bis an die Wand geschoben hatte. Dann öffnete er den Koffer, nahm das magisch aufgeladene Kreidepulver heraus und zeichnete einen Kreis um Claudine, einen zweiten, den er noch offen ließ, für sich auf den Teppich. Unter anderen Umständen hätte er den Teppich aufgerollt. Aber hier und jetzt wollte er die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen und sich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten. Schließlich gab es Staubsauger.
    Claudine verfolgte die Vorbereitungen aufmerksam, aber stumm. Es war, als hätte sie die Sprache verloren.
    »Weißt du, was ich hier tue?« fragte Zamorra. Sie schüttelte den Kopf.
    Er sprach so laut, daß Claudines Mutter hinter der Tür mithören konnte. Auch wenn sie ihn anschließend für einen Hexenmeister hielt, wollte er sie auf diese Weise nicht im unklaren lassen.
    »Ich bereite ein Schutzfeld vor«, sagte Zamorra. »Es wird das Psi-Feld, diese Poltergeist-Kraft, abblocken und von dir trennen.«
    Eigentlich hätte Claudine jetzt fragen müssen: »Und Sie sind sicher, daß das funktioniert?« Aber sie sagte immer noch nichts.
    Von dem Dämon, der das Psi-Feld kontrollierte, sagte Zamorra nichts. Damit wollte er niemanden aus der Familie beunruhigen. Er hoffte ohnehin, daß die Focaults sich nicht mehr daran erinnern würden, daß er bei seinem ersten Besuch eine Manipulation durch eine fremde Macht erwähnt hatte.
    Er zeichnete magische Symbole auf, die die Wirkung der Kreise verstärken sollten. Bei der Schwarzen Magie wurden in diesem Fall Anrufungszeichen und Dämonensiegel verwendet. Darauf konnte und wollte Zamorra nicht zurückgreifen. Die Weiße Magie hatte ihre eigenen Zauberzeichen.
    Es war auch keine Beschwörung, die er vornahm, eher das Gegenteil.
    Schließlich setzte er sich in seinen Kreis und schloß ihn sorgfältig. Dann, vor dämonischen Kräften geschützt, aktivierte er das Amulett. Er hoffte, daß es die Spur im Wald richtig gespeichert hatte und daß diese Spur ihn zu der Dämonenkraft führte, die hier wirkte.
    Er war etwas erstaunt, daß der Poltergeist noch nicht wieder gepoltert hatte. Eigentlich rechnete er damit, daß der Poltergeist versuchte, die Zeichen zu verwischen. Dem wollte Zamorra die Kraft des Amuletts ebenfalls entgegenstellen.
    Aber er brauchte es nicht.
    Nach einer schweißtreibenden halben Stunde konnte er sicher sein, daß er die fremde Beeinflussung nachhaltig gestört hatte. Er konnte mit seiner Weißen Magie das tun, was anderen Parapsychologen unmöglich war. Er konnte eine Art Schutzfeld um Claudine aufbauen, das das Psi-Feld neutralisierte. Und das nicht nur für einen Moment, sondern dauerhaft. Zamorra baute ein Potential in Claudine auf, das so lange Gegenkraft erzeugen würde, bis das Psi-Feld von allein erlosch.
    Es war, als würde er unter einem Wellenberg eine Art Wellental erzeugen, gewissermaßen etwas darunter wegnehmen. Das bildliche Resultat war, daß der Wellenberg in das entstehende Loch stürzte - die Oberfläche wurde glatt. Zamorra fand keine treffendere Vorstellung in seinen Gedanken. Feld und Gegenfeld würden sich gegenseitig aufheben.
    Und wenn das Psi-Feld nicht mehr wirken konnte, konnte auch der Dämon keine Manipulationen mehr vornehmen.
    Damit war es fast schon überflüssig, nach dem Dämon selbst zu suchen und ihn aus der Reserve zu locken. Das hatte Zamorra in dieser Nacht auch nicht vor. Er wollte endlich Ruhe haben. Die Focaults würden erkennen, daß er Erfolg gehabt hatte, und würden ihn noch einmal hereinlassen. Dann konnte er in einer Art »Nach-Therapie« dem Dämon nachspüren und ihn stellen.
    Doch das war zweitrangig.
    Zamorra löste sich aus seiner Trance. Er hatte es geschafft. Er lächelte Claudine zu. »Es ist vorbei«, sagte er.
    »Kann ich den Kreis jetzt verlassen?« fragte sie.
    Da wußte er, daß sie »geheilt« war.
    ***
    Sie saßen noch eine gute halbe Stunde zusammen und sprachen sich aus. Claudine begann Zamorra zu vertrauen. Er erklärte mit aller Sicherheit und Entschiedenheit, die er aufzubringen imstande war, daß das Poltergeist-Phänomen sich nicht mehr zeigen würde. Sie mußten es ihm glauben, ob sie wollten oder nicht - immerhin konnte er als Pluspunkt für sich verbuchen, daß in der ganzen Zeit, die er noch hier verweilte, nichts mehr geschah.
    »Siehst du jetzt, wie unsinnig das war, was du tun
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