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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Moment beschrieb es gleichzeitig noch einen Kreisbogen!
    Das war unnormal.
    »Verflixt«, stieß Zamorra verblüfft hervor. Freund Poltergeist war doch aktiv und schaffte es, auf die Magie des Amuletts einzuwirken!
    Zamorras Hand schloß sich um die Silberscheibe. Er sah Claudine überrascht an, aber die war immer noch ohne Besinnung. Dafür war der junge Mann erwacht und versuchte sich aufzurichten. Zamorra richtete den Lichtkegel auf dessen Gesicht. Der Junge blinzelte und drehte den Kopf zur Seite, um nicht geblendet zu werden. Seine Gesichtszüge ähnelten Gustave Lafayette.
    »Sie sind Norman Lafayette?« fragte Zamorra.
    Der Junge nickte. »Und Sie?« preßte er hervor.
    »Zamorra«, stellte der Parapsychologe sich knapp vor. »Warum wollten Sie Claudine erstechen?«
    »Ich?« Lafayettes Augen wurden groß wie Suppenteller. »Ich Claudine erstechen? Wo haben Sie spinnen gelernt, Zamorra? Oder sind Sie betrunken?«
    »Sie knieten doch mit dem Messer über ihr«, stellte Zamorra ungerührt fest.
    »Sind Sie ein Bulle oder Detektiv oder so was?« keuchte Lafayette. Da Zamorra hinter der Lampe stand, konnte Lafayette ihn nicht als den Mann erkennen, der bei den Focaults zu Besuch gewesen war. Zamorra hielt es auch nicht für nötig, ihn darüber aufzuklären. »Antworten Sie mir, Lafayette!«
    Der zerrte an seinem Hemd, von dem er einen Streifen abgeschnitten hatte. »Hier, Sie Intelligenzbestie! Verbinden wollte ich sie! Sie hat sich die Pulsader aufgeschnitten, und ich hab’ ihr das Messer abgenommen! Großer Himmel, wie lange habe ich denn hier gelegen? Wenn sie nun verblutet ist?« Er sprang auf und starrte Zamorra mit geballten Fäusten an. »Wenn Claudine tot ist, weil Sie mich daran gehindert haben, ihr zu helfen… ich schlage Sie tot, Kerl! Ich schlage dich Hund tot!«
    Zamorra hatte Claudine doch untersucht, konnte sich aber nicht daran erinnern, eine aufgeschnitte Pulsader bemerkt zu haben. Er sah noch mal hin.
    »Wer hier verrückt ist, dürfte wohl klar sein, Lafayette!« sagte er scharf. »Dann zeigen Sie mir doch mal die Pulsader! Lassen Sie sich eine dümmere Ausrede einfallen. Ich begreife nur nicht, weshalb Sie ihr nachgelaufen sind, um sie hier zu erstechen. Rache, weil Claudine Sie zum Teufel geschickt hat?«
    Lafayette begriff nun gar nichts mehr. Er kniete neben Claudine nieder und betrachtete im Schein von Zamorras Lampe beide Handgelenke des Mädchens. Dann sah er den Parapsychologen wieder verwirrt an.
    »Mann, ich habe es doch gesehen! Sie fragte mich, ob ich ihr mein Taschenmesser leihen könnte, und dann zog sie es sich über das Handgelenk, ehe ich’s verhindern konnte, und lief weg! Ich hinterher… so ist es gewesen und nicht anders!«
    Er verstummte.
    Die Glühbirne und das Deckglas der Lampe zerplatzten. Schlagartig wurde es dunkel.
    Das war der Moment, in dem Claudine die Augen öffnete.
    ***
    Lucifuge Rofocale registrierte, daß er einer Fehlbeobachtung aufgesessen war. Das Mädchen hatte keinen Selbstmord begangen.
    Nun, ihm war es egal. Seelenfang war ja nicht seine Aufgabe. Aber interessiert verfolgte er weiter, ob es Zamorra gelänge, ihm auf die Spur zu kommen.
    ***
    »Alles in Ordnung, Claudine?« fragten Zamorra und Lafayette gleichzeitig. Zamorra erkannte die Besorgnis, die in Lafayettes Worten mitschwang. Das war nicht gespielt.
    »Ich… was ist? Warum ist es hier so dunkel?« Und dann kam ihr die Erkenntnis, daß sie sich im Wald befand.
    Nicht nur Norman Lafayette besaß ein Feuerzeug. Zamorra, obwohl Nichtraucher, auch. Speziell in Momenten wie diesen konnte man es gebrauchen. Gleichzeitig sprangen zwei Flammen in der Dunkelheit auf. Zamorra sah die Scherben seines Lampenglases vor sich im Moos aufblinken.
    Er sah aber auch, wie das Mädchen nach seinem linken Handgelenk tastete und die dunklen Augen vor Erstaunen groß wurden.
    »Warum machst du denn einen solchen Unsinn, Claudine?« fragte Zamorra kopfschüttelnd. »Warum wolltest du dich umbringen? Dein Glück, daß es nicht geklappt hat! Selbstmord ist doch keine Lösung.«
    Sie schwieg.
    Aber sie nahm Lafayettes Hand, als er sie ausstreckte, und ließ sich auf die Beine helfen. Dann sah sie stumm von einem zum anderen.
    »Ich begreife das nicht«, raunte Lafayette. »Ich habe doch gesehen, wie sie das Messer benutzte! Wo ist es überhaupt?«
    Er suchte danach und fand es dann, hob es auf und betrachtete es im Flammenschein seines Feuerzeuges. »Kein Blut, nicht mal eine winzige Spur… alles kann ich doch nicht
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