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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aus.
    ***
    Es dauerte eine Weile, bis im Haus Focault wieder Ruhe eingekehrt war. Henri verkraftete den Angriff nicht so richtig; er war drauf und dran, seiner Tochter die Schuld daran zu geben. Aber Zamorra wußte nur zu gut, daß dem nicht so war, und er bemühte sich, entsprechend auf Henri und seine Frau einzuwirken. Henri trug ein Heftpflaster über der Stirn und humpelte ein wenig. Verbissen brütete er vor sich hin.
    Ganz kurz hatte Zamorra eine Art telepathischen Kontakt zu Birgit Focault. Er fühlte, daß sie ihm die Schuld an dem neuerlichen Vorfall gab. Wenn er nicht hier aufkreuzt wäre, wäre das nicht passiert. Aber der Kontakt riß sofort wieder ab, und Zamorra war auch nicht daran interessiert, ihn wieder aufzubauen.
    Claudine hatte sich wieder einigermaßen beruhigt.
    Zamorra hatte Muße, sie zu betrachten und sich auf sie einzustellen. Sie war überraschend hübsch und wirkte durchaus ein paar Jahre älter und reifer, als sie es war. Vielleicht mochten die anhaltenden Poltergeist-Phänomene das mit bewirkt haben.
    In der letzten halben Stunde hatte sich nichts mehr ereignet.
    »Nun gut«, sagte Birgit schließlich aggressiv. »Sie sind also hier, und Sie haben miterlebt, was passiert. Das hier war mit Abstand der schlimmste Vorfall. Daß Fensterscheiben auseinanderfliegen, ist schon schlimm genug. Aber dieser Angriff auf einen Menschen… auf Claudines Vater… das ist furchtbar. Was gedenken Sie denn nun zu tun, Professor?«
    Zamorra sah kurz zu ihr hinüber, dann wandte er sein Augenmerk wieder Claudine zu. Gleichzeitig versuchte er festzustellen, ob sein Amulett bestimmte magische Aktivitäten anzeigte. Aber es baute sich kein neues Kraftfeld mehr auf. Der Poltergeist hatte sich vorerst zurückgezogen.
    »Gibt es überhaupt keine Möglichkeit, diesen Geist zu vertreiben?« fragte Henri.
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Vertreiben ist das falsche Wort«, sagte er. »Ein Poltergeist… darunter stellte man sich zu Zeiten des Paracelsus die Seele eines gewaltsam zu Tode gekommenen Menschen vor, der nun die ihm eigentlich noch zustehende Lebenszeit spukend verbrachte. Aber inzwischen wissen wir, daß diese spiritistische Vorstellung falsch ist. Die Poltergeist-Phänomene werden stets durch einen lebenden Menschen, durch einen ›Agenten‹, wie wir es nennen, hervorgerufen. Ausgelöst werden die Effekte durch Erregbarkeit, Frustration, gestaute Triebspannungen, Aggressivität. Ich weiß noch zu wenig über dich, Claudine, um sagen zu können, was davon zutrifft, aber ich bin sicher, daß es so ist. Bei allen Forschungen ergaben sich immer wieder ähnliche Tendenzen. Und Roll und seine Mitarbeiter haben die Phänomene in puncto Häufigkeit und Entfernung vom Agenten mathematisch ausgewertet und sind zu der Erkenntnis gekommen, daß es sich um eine Art Psi-Feld handelt, das den Agenten umgibt. Die landläufige Vorstellung von einem spukenden Geist ist also falsch. Was wir Poltergeist nennen, ist eher ein Kraftfeld, das vom Unterbewußtsein gelenkt wird.«
    »Wer ist Roll?« fragte Claudine mit etwas heiserer Stimme.
    »William G. Roll ist der Poltergeist-Experte an sich«, sagte Zamorra. »Er befaßt sich experimentell mit übersinnlichen Erscheinungen und richtete an der Universität Oxford ein parapsychologisches Labor ein; inzwischen wirkt er an der Dunke-Universität in Durham.«
    »Vielleicht hätten wir den zu Rate ziehen sollen«, murmelte Birgit.
    Zamorra schmunzelte. »Würde wenig nutzen. Ich habe festgestellt, daß hier noch andere Dinge im Spiel sind.«
    »Und welche sind das?« fragte Henri schnell.
    Zamorra sah sie alle drei der Reihe nach an. Und er begriff, daß er hier den Begriff Magie kaum ins Spiel bringen durfte. Schwarze Magie, Dämonen… Sie würden ihn trotz der Phänomene für einen Narren halten.
    »Das Psi-Feld, um es mal so zu nennen, ist absolut untypisch«, sagte Zamorra.
    »Woher wollen Sie das denn wissen, Professor?« drängte Birgit.
    »Erfahrungen«, wich er aus. Aber damit machte er sie erst recht neugierig. »Was für Erfahrungen? Was können Sie wissen, was der… wie nannten Sie ihn? Der Experte an sich… was der nicht wissen könnte? Sie haben ja noch nicht einmal Messungen vorgenommen so wie Ihr Kollege aus Paris. Wie wollen Sie dann diesen Poltergeist beurteilen können?«
    Zamorra seufzte. »Im Moment kann und will ich nichts dazu sagen«, erwiderte er vorsichtig. Er warf einen Blick auf die Uhr. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, wenn die Trümmerparty
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